Stadtrat:Starnberger Lifestyle

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Ausschuss begrenzt Etat für Rathaus-Magazine auf 40 000 Euro

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Ausgaben für Publikationen des Starnberger Rathauses sollen von 2018 an gedeckelt werden. Der Haupt- und Finanzausschuss befasste sich am Montag mit einem Antrag der Parteifreien anlässlich einer als "Jahresbericht" bezeichneten Broschüre der Stadt, die allein insgesamt etwa 40 000 Euro gekostet hatte. Der Ausschuss beschloss daraufhin für 2018 eine Deckelung auf jährlich 40 000 Euro für vier Stadtmagazin-Ausgaben.

"Dahoam" ist es bekanntlich am schönsten, zuhause fühlt man sich wohl. Der bayerische Inbegriff für heimelige Gemütlichkeit inspirierte etwa das "Kasbrettl", die Starnberger Kabarett-Truppe der Kolpingsfamilie, das mit "Wieder dahoam" die politischen Zustände in der Kreisstadt würdigte. "Dahoam" hieß aber auch eine 52-seitige Broschüre, die als eine Art Jahresbericht 2016 der Stadt Starnberg präsentiert wurde: Stolze 40 000 Euro kostete das Werk, in dem sich insbesondere Bürgermeisterin Eva John als "Macherin" in den Fokus rückte und von vielen Fotos lächelte. Das Echo auf die Publikation in der Bevölkerung blieb indes geteilt: Während die einen die schöne bunte Aufmachung lobten, rügten andere den allzu dürftigen Informationsgehalt und die übertrieben wirkende Fokussierung auf die Bürgermeisterin.

Doch unbeeindruckt von Kritik veröffentlichte die Stadtverwaltung nach "Starnberg im Winter" und dem "Dahoam"-Jahresbericht auch das Stadtmagazin Nr. 1/17 "Starnberg im Herbst" inklusive einer Beilage namens "Blickpunkt - Aktuelles aus Starnberg". Während das Magazin in der Machart eines Lifestyle-Blättchens insbesondere die Vorzüge der Kreisstadt als Veranstaltungsort in den Vordergrund rückt, finden sich im Blickpunkt "Neuigkeiten rund um Starnberg", städtische Bauprojekte oder Personalia aus der Verwaltung. Aktuelle Brennpunkte und Infos aus der Politik dagegen sucht man vergebens. Im bildhaften Fokus steht auf 16 Seiten vielmehr erneut die Bürgermeisterin.

Stadträtin Angelika Kammerl (Parteifreie) kritisierte, "Dahoam" sei ein Beispiel dafür, "wie auf verantwortungslose Weise Steuergelder für eine Hochglanzbroschüre ausgegeben wurden, die wenig inhaltliche Substanz enthält". Tim Weidner (SPD) sprach von "Hofberichterstattung, Geldverschwendung und permanenter Lobhudelei". Beantragt wurde, dass Publikationen der Stadt auf vier Exemplare und die Gesamtkosten auf 30 000 Euro pro Jahr begrenzt werden. Zudem sollten die Broschüren zur Information der Bürger künftig unter Mitarbeit der Fraktionen entstehen.

Das Gremium zeigte sich mehrheitlich aber kompromissbereit und gewährte für 2018 einen Etat von 40 000 Euro für vier "Stadtmagazine". Alle übrigen Publikationen aus dem Rathaus - Werbung, Flyer und Plakate für Kultur, Kulturbahnhof und Museum sowie Radiospots - sind davon unberührt. Auch den "Jahresbericht" erachtet John ("das ist was anderes") als eigenständiges Medium. Und mit dem Redaktionsteam aus neun Fraktionen wird es wohl nichts. Gleichwohl ist bereits eine neue Ausgabe des Stadtmagazins zum Winter angekündigt. Die Highlights der nächsten Ausgabe: "Der Nikolaus kommt", "Eiszauber in Starnberg" und "Starnberger Marionettentheater".

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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