Solidarität mit Asylbewerbern:Demo für Flüchtlinge

Lesezeit: 2 min

Das Gebäude auf dem Klinikgelände in Höhenried dient alleinerziehenden Müttern mit ihren Kindern als vorübergehende Bleibe. (Foto: Arlet Ulfers)

Anders als in anderen Gemeinden protestieren die Bernrieder, dass ihre Flüchtlinge in Höhenried bleiben dürfen und nicht in die Herzogsägmühle verlegt werden. Wie es aussieht, haben sie Erfolg

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Auch das gibt es: Während in einigen Gemeinden gegen Flüchtlingseinrichtungen protestiert wird, haben Bernrieder Bürger dafür gekämpft, dass "ihre" Flüchtlinge bleiben dürfen. Die Protestaktion war offensichtlich erfolgreich - vorerst jedenfalls. Wie Bürgermeister Josef Steigenberger auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderats bekannt gab, sollten die rund 25 Flüchtlinge, die auf dem Areal der Klinik Höhenried untergebracht sind, in die Weilheimer Herzogsägmühle verlegt werden. Dies hatte das Landratsamt kurzfristig entschieden - zu kurzfristig nach Meinung der Bernrieder.

Nach Angaben von BL-Gemeinderat und Sprecher des Helferkreises, Achim Regenauer, sollten die Flüchtlinge schon einen Tag nachdem die Mitteilung des Landratsamtes eingetroffen war verlegt werden. Dies rief den Helferkreis auf den Plan, der die Flüchtlinge seit einem knappen Jahr betreut. Noch am gleichen Tag organisierten die Helfer um ÜFW-Gemeinderätin Veronika Bischoff eine Protestaktion vor der Unterkunft. Rund 30 Bürger hatten sich eingefunden, um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen zu zeigen, darunter Asylbewerber, Mitglieder des Helferkreises und der Geschäftsführer der Klinik Höhenried, Robert Zucker. Der Geschäftsführer habe die Verlegung sichtlich bedauert, so Regenauer.

Die Helfer fühlten sich vor dem Kopf gestoßen, weil ihrer Meinung nach die Bemühungen Flüchtlinge zu integrieren, konterkariert werden. Bei den Flüchtlingen in Höhenried handelt es sich vorwiegend um alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern. Man habe bereits einigen von ihnen 450-Euro-Jobs vermitteln können, sagte Regenauer. Die Mütter und ihre Kinder hätten sich gut eingelebt. Auch die Gemeinde hatte große Anstrengungen unternommen. Die Kindergartenplätze wurden aufgestockt und eine Busverbindung von den Flüchtlingsunterkünften zur Schule und in den Ort eingerichtet. "Wir sind in die Vorleistung gegangen, dass man die Kinder unterbringt", betonte der Rathauschef.

Der Protest der Bernrieder hat sich offenbar gelohnt. Die Verlegung wurde gestoppt, ist aber noch nicht ganz vom Tisch. Denn in Herzogsägmühle ist ein eigenes Gebäude errichtet worden mit einem Betreuer, einem Lebensmittelladen und einem Shuttlebus in die nächsten Orte.

Landrätin Andrea Jochner-Weiß nahm sich des Problems persönlich an. Sie traf sich kurzfristig mit Steigenberger im Rathaus. Und machte sich zudem vor Ort ein Bild von der Flüchtlingsunterkunft. Anschließend stellte sie einen Antrag bei der Regierung von Oberbayern zur Verlängerung des Mietvertrags mit der Klinik Höhenried. Dieser sei bereits genehmigt worden, sagte Steigenberger. Ebenso wie der Helferkreis zeigte er sich optimistisch, dass der Vertrag schon bald von der Deutschen Rentenversicherung als Träger der Klinik gegengezeichnet wird. Das Gebäude auf dem Klinikgelände soll einmal abgerissen werden, doch laut Steigenberger eilt das nicht. Denn die Klinik habe noch keine konkreten Pläne.

In Bernried trafen die ersten Asylbewerber vor einem Jahr ein. Sie sind in Höhenried, im Kloster und im Gut Unterholz untergebracht. Die Eigentümer aller drei Einrichtungen hatten ihre Unterkünfte von sich aus zur Verfügung gestellt, sodass das Rathaus keine Probleme mit der Unterbringung hatte. Derzeit leben insgesamt rund 50 Asylbewerber in Bernried.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: