Streit bei Senioren-Union:Von Altersmilde keine Spur

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Dieter Farnbacher und seine Stellvertreterinnen (v. li.) Hannelore Hartmann und Evelin von Poblotzki. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bevor die Senioren-Union einen neuen Vorstand wählt, wird heftig gestritten. Mitten drin: die WPS

Von Peter Haacke, Starnberg

Als konservativer Hort widerstreitender Meinungen zur Debatte um Tunnel oder Umfahrung galt die Starnberger Senioren-Union (SEN) schon immer: Im Gegensatz zum CSU-Ortsverband setzte man hier mehrheitlich auf eine Umfahrungslösung. Doch in den vergangenen Monaten überschlugen sich die Ereignisse: Der bisherige SEN-Chef Klaus Huber wurde im März aufgrund seines Engagements als Stadtrat für die "Wählergemeinschaft pro Starnberg" (WPS) vom CSU-Bezirksschiedsgericht mit dreijähriger Ämtersperre belegt. Neuer Vorsitzender ist der 82-jährige Dieter Farnbacher; der bisherige Stellvertreter wurde am Montag mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Huber gewählt. Der Abstimmung war eine überaus turbulente Debatte in emotional aufgeheizter Stimmung vorausgegangen.

"Erfahrung gestaltet Zukunft", lautet das Motto der Senioren-Union. Die Arbeitsgemeinschaft der CSU, die landesweit auf den reichen Erfahrungsschatz älterer Bürger baut und im Idealfall in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Orts- und Kreisverbänden wirkt, zählt in Starnberg jedoch zu den Sonderfällen. Von Altersmilde jedenfalls war am Montag bei den rund 60 Anwesenden - darunter anfangs 54 Wahlberechtigte - wenig zu spüren. Streitwillig und disharmonisch wie selten zuvor entlud sich die seit Jahren schlechte Stimmung in einer denkwürdigen und teils beschämenden Diskussion, in der sich "echte" CSUler und WPS/BMS-Anhänger erbitterte Wortgefechte lieferten.

Mehrfach versuchte Farnbacher als Versammlungsleiter vergeblich, die aufgeheizte Stimmung zu dämpfen und die Versammlung in geordnete Bahnen zu lenken. Den Stein ins Rollen gebracht hatte WPS-Vorsitzender Günther Picker, der seit 2012 SEN-Mitglied ist, im März 2015 aber aus der CSU ausgeschlossen wurde: Gleich nach der Begrüßung durch Farnbacher beantragte er, die Wahlen des SEN-Vorstands auf Dezember zu vertagen und - mit Hinweis auf Hubers Einspruch gegen seine Ämtersperre - den bisherigen Vorsitzenden im Amt zu belassen. Die Wahlen seien zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig. Die Abstimmung über diesen Antrag, den Picker ("Ich bin doch Anwalt") als Chef einer zahlenmäßig stark vertretenen WPS/BMS-Anhängerschaft mehrfach lautstark wiederholte, provozierte freilich den geballten Widerspruch der CSU-Fraktion.

In Anwesenheit von CSU-Kreisvorsitzender Stefanie von Winning, Ortschef Stefan Frey, SEN-Kreisvorsitzendem Kurt Vinzenz und Bürgermeisterin Eva John folgte eine einstündige Debatte, in der sich erneut die tiefe Zerrissenheit der SEN offenbarte. Erst ein Machtwort von Ingrid Frömming, die ebenso wie Vinzenz, Farnbacher und Hartmann darauf verwies, dass der Picker-Antrag nicht auf der Tagesordnung steht, beendete die Auseinandersetzung. Ebenfalls unberücksichtigt blieb der Antrag, Huber zum Ehren-Vorsitzenden zu ernennen sowie der Vorschlag Hubers, einzig die Wahl des Vorsitzenden auszusetzen.

Bei den Vorstandswahlen setzte sich Farnbach ("Eigentlich bin ich viel zu alt") gegen Gerhard Kunze mit 36:17 Stimmen durch; Gerd Weger hatte auf eine Kandidatur verzichtet. Neben den vier neu gewählten Stellvertretern - Hannelore Hartmann, Evelin von Poblotzki, Jürgen Michels sowie Gerrick Freiherr von Hoyningen-Huene - wurden Hella Wiemann (Schriftführerin) und Astrid von Menges (Schatzmeisterin) im Amt bestätigt.

Auch die Kreis-Senioren wählen am Mittwoch in Starnberg einen neuen Vorstand. Auseinandersetzungen wie im Ortsverband werden aber nicht erwartet.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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