Seeshaupt:Wassernot in Seeshaupt

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Weil ein Stromausfall die Hauptpumpe lahmlegt, haben 1600 Haushalte zwei Tage lang kein Trinkwasser. Erst am Freitag kann der Schaden repariert werden. Die Ursache des Stromausfalls ist noch unklar

Von Christian Deussing, Seeshaupt

Kein Tropfen Wasser und das bei dieser Hitze: Fast 48 Stunden saßen die Seeshaupter auf dem Trockenen, weil am Mittwochabend ein Stromausfall die Hauptpumpe des Wasserwerks lahmgelegt hat. Danach erlitt auch noch die Ersatzpumpe schon nach einer halben Stunde einen Totalschaden, so dass 1600 Haushalte ohne Trinkwasser waren. Überdies war der Pumpendefekt dem Wasserwerksmeister wegen eines Serverfehlers in der Gemeinde nicht automatisch gemeldet worden. So liefen die Hochbehälter und die Leitungen ohne Warnsignal leer.

Das Desaster nahm seinen Lauf: Duschen, Baden, Waschen, Kochen oder das Klo zu spülen, diese alltäglichen Dinge wurden zum Problem. Über Sirenen, Lautsprecher und Radio wurde die Bevölkerung über den Notstand informiert und ihr mitgeteilt, dass sie auf dem Feuerwehrplatz Trinkwasser abholen könne - aus einem hygienisch gereinigten Milchtankwagen, der mit 30 000 Litern in Iffeldorf befüllt worden war. Bürgermeister Michael Bernwieser hatte die Hilfe des Milchlieferanten spontan organisiert, er ist sein Nachbar im Ortsteil Magnetsried. Vom dortigen Brunnen aus wurde später Trinkwasser in das Seeshaupter Versorgungssystem eingespeist, doch die kleinere Pumpe erzeugte nicht den nötigen Druck.

Auf ihrer Homepage hat die Gemeinde die Seeshaupter über die gravierenden Probleme bei der Wasserversorgung informiert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Techniker des Wasserwerks hatten zwei schlaflose Nächte, bis die neue Pumpe am Freitagmittag eingebaut war und somit wieder der erforderliche Wasserdruck in den 18 Kilometer langen Leitungen vorhanden war. Im Einsatz waren auch 40 Feuerwehrleute, darunter eine Bereitschaft aus Penzberg, um bei Alarm mit 6000 Litern Löschwasser eingreifen zu können, wie der Weilheimer Kreisbrandrat Rüdiger Sobotta berichtet.

Er lobte die Einwohner, wie geduldig sie in der Schlange vor dem Tanklastzug standen, um sich Wasser in Kanistern und Eimern einzufüllen. Das sei "sehr entspannt, beinahe wie ein Event" verlaufen, erzählt der Feuerwehrchef. Seine Leute fuhren auch zu Bauern, deren durstige Rinder Wasser brauchten. Geholfen wurde ebenso der Eisdiele "Ghiotto", wo kein Eis mehr produziert werden konnte. "Ich musste deshalb schon zwei Stunden eher zusperren", bedauerte Inhaber Simone Mori die Störungspanne. Und das passierte nun ausgerechnet bei diesem tollen Wetter. Die Umsatzeinbuße sei aber noch zu verkraften, sagt der Eismann, der den Feuerwehrleuten einige Kugeln für die Wasserhilfe spendierte.

Dankbar zeigt sich auch Metzger Daniel Frey. Denn ohne Kühlwasser können seine Aufschnitt- und Produktionsmaschinen nicht funktionieren. Zudem musste er den Schlachtbetrieb einschränken. Dagegen konnte sich der Getränkehändler in der Bahnhofstraße über glänzende Geschäfte freuen, die angesichts der Hitze ohnehin jetzt wohl gut laufen.

Rechtzeitig reagierte der Geschäftsführer der Seniorenresidenz "Alte Post", Stefan Müller, auf die Wassernot. Seine Mitarbeiter besorgten mit Anhänger und geeigneten Behältern Trinkwasser von einem Bauernhof im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, damit der betriebliche Ablauf weiterhin gewährleistet war. Es sei alles "unaufgeregt" verlaufen, betonte Müller und ergänzte: "Wir sind glimpflich davon gekommen." In seiner Seeresidenz leben immerhin 120 Senioren.

Auf ihrer Homepage hat die Gemeinde die Seeshaupter über die gravierenden Probleme bei der Wasserversorgung informiert. (Foto: oh)

Müller hat "viel Gemeinsinn" beobachtet und verweist auf die tüchtige Hilfe der Feuerwehrleute. Auch die Gemeinde habe gut informiert. Bürgermeister Michael Bernwieser lobte besonders den unermüdlichen Einsatz seiner Wasserwerker, den Schaden möglichst schnell zu beheben. Nach seinen Angaben sei es jedoch zuletzt häufiger zu Stromausfällen in Seeshaupt gekommen - und dies ohne Gewitter. Andererseits hätten die Leute in diesen Tagen bemerkt, was für "ein wertvolles Gut das Wasser ist".

Die Ursache des Stromausfalls ist noch unklar. Betroffen waren laut Bayernwerk auch Haushalte in Bernried und Tutzing.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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