Seeshaupt:Gemeinderat lehnt Supermarkt ab

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Lokalpolitiker fürchten Verkehrsinfarkt

Vieles sollte schon entstehen auf der Brachfläche neben dem Seeshaupter Bauhof: kleine Gewerbe-Wohneinheiten, Einkaufsmärkte, ein Wohnheim für Asylbewerber wurde sogar schon genehmigt. Gebaut wurde bisher allerdings nichts. Ein neuer Eigentümer hat es nun wieder mit einem Supermarkt versucht - und scheiterte.

1200 Quadratmeter Verkaufsfläche, entweder ebenerdig oder in der oberen Etage, dazu Parkplätze - in der zweigeschossigen Variante könnte unter dem Gebäude geparkt werden. Eine Tiefgarage wäre wohl zu teuer. Einige Wochen zuvor hatten Vertreter der Edeka-Gruppe den Gemeinderäten das Projekt vorgestellt und angeführt, dass das Geschäft in der Postkurve zu wenig Fläche biete, um dauerhaft rentabel geführt zu werden. Im Seeshaupter Gemeinderat wurden viele kritische Stimmen laut. Dritter Bürgermeister Max Amon (CSU) gab zu Bedenken, dass dann ein weiterer Leerstand in der Ortsmitte drohe. Auch Gewerbesteuereinnahmen seien nicht zu erwarten, wenn der Betrieb nicht selbständig, sondern von der Zentrale geführt werde. Ulrike Xylander (GrAS) plädierte für den unbedingten Erhalt der dörflichen Ladenstruktur. Armin Mell (FDP) warnte, ebenso wie Petra Eberle (CSU) vor einem hohen Verkehrsaufkommen - dass sollte man den Anwohnern ersparen. Fritz Egold (SPD) rechnet mit einem Verkehrsinfarkt, wenn der morgendliche Liefer- auf den Berufsverkehr in der Osterseenstraße trifft.

Georg Leininger (PfB) dagegen führte den Umweltschutz an: Wen treffe man nicht alles beim Einkaufen in Bernried oder anderswo. Fraktionskollegin Barbara Kopf zitierte die Zahlen der Edeka-Vertreter: Seeshaupt habe eine Kaufkraft von 8,2 Millionen Euro, vier Millionen flössen ab. Das könne man auch in die CO₂-Belastung umrechnen.

Bürgermeister Michael Bernwieser (PfB) gab zu Bedenken, dass ein Supermarkt dieser Größe üblicherweise 6000 Quadratmeter benötige - hier bestehe die Chance, nur ein Grundstück von 3500 Quadratmetern zu versiegeln. Ein größerer Supermarkt für Seeshaupt sei irgendwann unausweichlich und das Grundstück an der Osterseenstraße sei durch viele Weiterverkäufe inzwischen so teuer, dass ein normales Gewerbe nicht mehr vorstellbar sei. Man solle doch wenigstens durch die Bebauungsplanänderung in eine Diskussion einsteigen. Der Antrag wurde mit vier zu zwölf Stimmen abgelehnt.

© SZ vom 02.03.2018 / kiah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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