Seeshaupt:Ärger im Abwasserverband

Lesezeit: 2 min

Ins Klärwerk Starnberg fließt nicht nur Dreckwasser, sondern heuer auch viel Geld: Der Abwasserverband will die Anlage für 350 000 Euro sanieren. (Foto: Georgine Treybal)

Die Bürgermeister von Tutzing und Seeshaupt beklagen, dass sich die Organisation bei jedem Bauvorhaben einschaltet und bei neuen Hausanschlüssen strenge Auflagen plant. Sie sehen deshalb Gesprächsbedarf

Von Gerhard Summer, Seeshaupt

Der Abwasserverband Starnberger See beteuert gerne, wie unverzichtbar er sei für Mensch und Natur, und wie sehr er sich um gerechte Gebühren bemühe. Trotzdem dürfte sich seine Beliebtheit in Grenzen halten. Das liegt daran, dass viele Bürger der Ansicht sind, die gerechteste Gebühr sei immer noch die, die sie nicht bezahlen müssen. Das hat aber vor allem damit zu tun, dass Haus- und Grundstücksbesitzer jetzt auch für Regenwasser, das auf ihrem Gelände nicht versickern kann, ins Portemonnaie greifen müssen. Zu Recht natürlich, doch schon bevor die ersten Bescheide in Kuverts kamen, waren die Irritationen und der Ärger groß.

Jetzt kommt Kritik sogar aus den eigenen Reihen: Der Tutzinger Bürgermeister Rudolf Krug und die beiden Seeshaupter Rathauschefs Michael Bernwieser und Fritz Stuffer monierten in der Verbandssitzung am Donnerstag in Seeshaupt, dass die Organisation zu weit gehe. Krug regte sich wegen einer Intervention auf. Ihm zufolge bewertet der Verband inzwischen jedes Bauprojekt. In Tutzing haber er sich zuletzt in den von der Gemeinde geplanten Neubau des BRK- und Waldorfkindergartens eingeschaltet und das Vorhaben "torpediert", so die Dritte Tutzinger Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Dabei sei es gar nicht um den Kanal gegangen, sondern darum, dass eine Grunddienstbarkeit für die Tagwasserleitung fehlte. Krug: "Das wäre eine Sache zwischen uns und dem Landratsamt gewesen". Er habe den Eindruck, dass sich die Kompetenz des Verbands langsam ausweite, und sehe "großen Gesprächsbedarf".

Stuffer und Bernwieser wiederum lehnten eine geplante Satzungsänderung ab. Ihrer Ansicht nach will der Verband beim Anschluss neuer Häuser an den Kanal Auflagen machen, die über die üblichen Standards und Normen in Bayern hinausgehen. Bernwieser plädierte dafür, "die Kirche im Dorf zu lassen", die geplante Regelung löse bei Bauherren und Fachfirmen, gelinde gesagt, Kopfschütteln aus. Der Verband entschloss sich am Ende, von fünf vorgesehenen Satzungsänderungen nur die unproblematischen zu verabschieden. Ob Kontrollschächte und strengere Standards beim Hausanschluss kommen, soll noch einmal im Ausschuss diskutiert werden. Die Ansicht des Verbandsvorsitzenden Rupert Monn: Es gehe einzig um "Erleichterungen für die Praxis". Das von Krug geschilderte Problem wiederum "konnten wir im Gespräch doch lösen".

Die Versammlung einigte sich außerdem bei drei Gegenstimmen darauf, ein seit 2007 geplantes Vorhaben zu verwirklichen: den Anschluss des Starnberger Ortsteil Hanfeld ans Netz. Die Wahl fiel auf den Bau einer kürzeren Leitungsstrecke auf öffentlichem Grund. Die Stadt Starnberg hätte einen längeren Kanal auf privaten Flächen bevorzugt. Die Kosten: 3,95 Millionen Euro. Was auf den einzelnen Hausbesitzer zukommt, ist offen. CSU-Stadtrat Gerd Weger meinte, bei der Variante der Stadt sei von 25 Prozent Kostenbeteiligung die Rede gewesen, bei der jetzigen Version gehe es um 40 Prozent. Ob auch die aus zehn Häusern bestehende Streusiedlung Taubenhüll bei Hanfeld für 551 000 Euro ans Netz kommt, steht noch nicht fest.

Der Abwasserverband, der 50 Millionen Euro Schulden hat , steckt heuer 8,5 Millionen in das Kanalnetz. Für das neue Verwaltungsgebäude macht die Organisation in den nächsten Jahren ebenfalls Millionen locker. Der L-förmige Bau soll samt Werkstatt und Fotovoltaikanlagen etwa 6,6 Millionen Euro kosten. Geschäftsführer Norbert Impelmann begründete das Projekt damit, dass Teile der Verwaltung seit einem Jahr als Notlösung in Containern untergebracht seien.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: