Kultur:Im Stall und in der Kirche

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Auch in der dritten Saison bietet die Ammerseerenade neben hochkarätig besetzten Klassikabenden genreübergreifende Konzerte, Lesungen und eine Entdeckungstour zu Hofkapellen und Gotteshäusern

Von Armin Greune, Schondorf

Im dritten Jahr ihres Bestehens hat sich die "Ammerseerenade" als kultureller Höhepunkt der Sommerferien im Fünfseenland etabliert. Von 28. August bis 3. September finden heuer 45 Veranstaltungen statt; 135 Künstler, darunter auch zehn Maler, treten auf. Das Festival ist mehr als eine Serie von klassischen Konzerten: Zum Konzept gehören auch genreüberschreitende Musik, Lesungen, Gesprächsrunden, eine Ausstellung und die Begegnung mit sakraler Volkskunst. Neu ist heuer, dass Carl Orff besonders gewürdigt wird (siehe Kasten) - schließlich hat der berühmte Komponist in Dießen gelebt und ist im Kloster Andechs begraben.

Das kleine regionale Festival am Ammersee schlägt weiter Wellen bis zum Pazifik: Künstler reisen dazu aus Russland und Taiwan an. "Der Bauern- und Künstlersee spielt uns alles zu", sagt Doris Pospischil, die mit ihrem Mann Hans-Joachim Scholz die "Ammerseerenade" ins Leben gerufen hat. Schon im Vorjahr hatten die internationalen Partnerschaften mit St. Petersburg und Taipei die Veranstaltungen bereichert.

Charakteristisch für das Festival sind auch die ungewöhnlichen Spielstätten, die vom Bootshaus bis zur Scheune, von der Kapelle bis zum Klostergarten reichen. Der ehemalige Braunviehstall von Gut Achselschwang bei Utting dient als eine Art Basislager, in dem täglich von 18 Uhr an eine "Happy Classic Hour" in der Steinway-Lounge bei freiem Eintritt stattfindet. Bereits am 26. August kommt es zum "Art & Music Preview":Von 17 Uhr an spricht Eleonore Büning mit dem Komponisten Marek Janowski; der Cellist Maximilian Hornung und die Pianistin Hisako Kawamura musizieren dazu. Am folgenden Tag wird im Stall um 19 Uhr die diesjährige Kunstausstellung mit einer Tanzperformance eröffnet. Bis zum 3. September zeigen täglich von 15 Uhr an zehn Künstler aus Deutschland, Serbien und Taiwan 60 Exponate.

Wie schon 2015 wird zum eigentlichen Auftakt am letzten Augustsonntag eine Entdeckungstour zu den Hofkapellen und Kirchen der Region angeboten. Waren es im Vorjahr noch 17, sind es heuer bereits 23 kunsthistorische Kleinode, die sich unter dem Motto "Zwischen Himmel und See" präsentieren. Sie sind zu vier Routen zusammengestellt: Jeweils eine Dreiviertelstunde wird bei freiem Eintritt an einem Ort musiziert, 15 Minuten bleiben den Besuchern um zur nächsten Veranstaltung zu kommen. Die Bandbreite reicht vom Solo-Klassikgitarristen über Kammermusikensembles und Volksmusikgruppen bis zum A-Capella-Chor.

Besondere Schmankerl dürften der Auftritt des berühmten Cymbalspielers Michael Leontschik (16 Uhr, Franziskuskapelle in Steinebach bei Windach) und das Gastspiel des Haydn-Quartetts (17 Uhr, Gut Romenthal bei Dießen) werden. Das Ensemble, das auf Schloss Esterházy im Burgenland residiert, gibt sich auch einen Tag später die Ehre: Zum Gastspiel in der Konzertscheune des Gasthauses "Saxenhammer" in Hechenwang bei Schondorf (20 Uhr) wird Schweinsbraten serviert. Der Abend des Kapellentags am 28. August aber klingt passend in der Klosterkirche von St. Ottilien aus. Erstmals wird dazu das 18-köpfige Orchester der Kammerphilharmonie St. Petersburg erwartet: Mit Raphaela Gromes (Cello) und der erst 16-jährigen Geigerin Sophie Wang aus Taiwan interpretiert das Ensemble Händel, Schumann, Tschaikowsky, Haydn und Vieuxtemps.

Schon zum dritten Mal gibt am Mittwoch, 31. August, das Szymanowski Quartet aus Hannover ein Gastspiel bei der "Ammerseerenade". Im Herrschinger Haus der Landwirtschaft wird es von der 21-jährigen Pianistin Elisabeth Brauß begleitet - sie tritt bereits am 29. August zur Happy Hour auf. In Herrsching stehen Quartette von Schubert und Beethoven sowie das Klavierquartett Es-Dur op. 44 von Schumann auf dem Programm. Zum Gala-Konzert inklusive Vier-Gänge-Menü wird am 1. September von 19 Uhr an ins Bootshaus des Augsburger Segel-Clubs in Utting eingeladen. Auf der musikalischen Speisekarte sind als Hauptgerichte Werke von Ravel und Erwin Schulhoff aufgeführt, es spielen die Pianistin Zarina Shimanskaya und das Vision String Quartet.

Im Vorjahr lieferte das Janoska Ensemble im Andechser Florianstadl eine umjubelte Show mit "Classic Imperial Sounds aus Wien". Heuer gastiert es dort am 2. September mit dem Programm "Russian Pasison", das Werke großer Komponisten in modernen, jazzigen Arrangements mit Traditionals und russischen Schlagern verbindet. Bei den Brüdern Ondrej, Frantisek und Roman Janoska sowie Schwager Julius Darvas ist nicht zu überhören, dass sie von der Kultur der Roma geprägt sind: Ihr unverkennbarer Stil schließt Elemente aus Gypsy, Tango, Pop und Weltmusik ein.

Zum großen Finale am 3. September, 20 Uhr, treten der Percussionist Alexej Gerassimez und das Vision String Quartet in Achselschwang mit einem Crossover-Programm an. Zuvor findet dort ein "deutsch-russisches Weißwurstfrühstück" statt: Horst Teltschik, Irina Nikitina und Jens Wendland sprechen von 11 Uhr an über "Russland in Europa", Hiyoli Togawa (Viola) und Zarina Shimanskaya (Klavier) spielen dazu. Tickets und das gesamte Programm unter www.ammerseerenade.de

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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