Satelliten-Hersteller weiht Neubau ein:Griff nach den Sternen

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Bremer Senator Martin Günthner, Romana Fuchs-Mayrhofer, Horst Seehofer, Christa Fuchs und Unternehmens-Chef Marco Fuchs (von links). (Foto: Fuchs)

Der Standort Oberpfaffenhofen wächst und wächst. Mit der Firma OHB hat sich ein weiteres Raumfahrt-Unternehmen angesiedelt und 30 Millionen Euro in einen neuen Firmensitz investiert

Von Wolfgang Prochaska, Oberpfaffenhofen

Den grauesten Montag seit Langem hatte sich Marco Fuchs für die Einweihung des neuen OHB-Raumfahrtzentrums "Optik und Wissenschaft" in Oberpfaffenhofen ausgesucht. Dabei stellt sein Unternehmen OHB (Orbitale Hochtechnologie Bremen) am Standort Oberpfaffenhofen unter anderem die neueste Generation der Meteosat-Satelliten her, von denen man sich bessere Wettervorhersagen erwartet. Leider ist die dritte Generation noch nicht im Orbit, sonst wäre die große Einweihungsfeier bestimmt auf die Wochenmitte verlegt worden. Für diese Tage ist schönster Sonnenschein vorhergesagt. So versammelten sich alle Gäste und Mitarbeiter im dafür schon vorbereiteten Festzelt, während es draußen nieselte. Dass OHB nicht irgendein Unternehmen aus dem Norden ist, sah man nicht nur am Medienaufgebot aus Presse, Funk und Fernsehen, sondern auch am Besuch von Ministerpräsident Horst Seehofer. Er hielt zudem die Festansprache. Zu den Gästen gehörten auch der Bremer Senator Martin Günthner, DLR-Vorstandsmitglied Pascale Ehrenfreund, Landrat Karl Roth und der Weßlinger Bürgermeister Michael Muther. Dieser erhielt besonderen Dank, hat es doch seine Gemeinde ermöglicht, dass der Weg zum neuen Firmengebäude nach dem verstorbenen Firmengründer benannt werden konnte und jetzt Manfred-Fuchs-Straße heißt.

Tatsächlich war der Montag ein besonderer Tag. Denn gleich neben dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist für 30 Millionen Euro eines der modernsten Gebäude der Raumfahrtindustrie entstanden, in dem neben Satelliten auch optische Raumfahrtsysteme für Wissenschaftsmissionen hergestellt werden. Gleichzeitig bündelt das Unternehmen am neuen Standort seine Aktivitäten: In München hatte OHB zwei Dependancen, die nun in Oberpfaffenhofen zu einer Einheit, eben dem neuen Raumfahrtzentrum, verschmolzen wurden. Für 360 Mitarbeiter ist in dem Gebäude Platz. Der OHB-Vorstandsvorsitzende Fuchs machte keinen Hehl daraus, dass "ihm die Nähe zum DLR ganz wichtig" sei. 20 Meter trennen die beiden Zentren nur noch. Aber auch schon vorher arbeiteten OHB und das DLR eng zusammen. So stellen die Norddeutschen die Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo her. Ende des Jahres, so glaubt Fuchs, könnte es schon ein beschränktes Angebot an Diensten geben. Für 2020 rechnet er mit der vollständigen Funktionsfähigkeit, also gut zehn Jahre später als ursprünglich vorgesehen. Im Gegensatz zu manch anderem Firmenchef hob Fuchs nicht die Architektur des Gebäudes hervor, sondern das Innenleben. "Das Besondere sind die Reinräume", betonte er. Das sind jene Gebäudeteile, die absolut staubfrei sein müssen, um Kameras zusammenzubauen, die für den Einsatz im All vorgesehen sind. Um die Präzision dieser Geräte zu testen, enthält einer der Räume eine 42 Tonnen schwere, luftgelagerte Granitplatte, die die äußeren Schwingungen durch den Straßenverkehr absorbieren soll.

Für Ministerpräsident Seehofer stellt das Unternehmen aus Bremen, das inzwischen mehr bayerische als norddeutsche Mitarbeiter hat, die "Speerspitze des Fortschritts" dar. Das neue Raumfahrtzentrum sei ein "großer Sprung für den Technologie-Standort Bayern", sagte er. Weitere Elogen in seiner Rede lauteten: "In Oberpfaffenhofen schlägt das Herz der Raumfahrt" und "mutige Macher und kluge Köpfe greifen hier nach den Sternen". Dass die Raumfahrt-Industrie inzwischen sieben Milliarden Euro in Bayern jährlich umsetzt, zeigt ihren Rang und ihr wirtschaftliches Gewicht.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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