Rettungskräfte mahnen:Unterschätzter Brandschutz

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Feuerwehr und Kreisbaumeister kritisieren sorglose Bürger

Von Magdalena Seidenspinner, Starnberg

Warum das Thema Brandschutz so wichtig ist, demonstriert Richard Siebler, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Krailling, mit einem Experiment: Putzwolle und eine Batterie. Zwei Dinge, die in vielen Haushaltsschubladen zu finden sind; und die dort auch schnell mal nebeneinander liegen können. Vorsichtig hält Siebler die Wolle an die Batterie. Sofort steigt Rauch auf. Sekunden später steht die Wolle in Flammen.

Ein Großteil aller Brände entstehe nämlich in Privathaushalten, erklärt Kreisbaumeister Christian Kühnel am Mittwochabend bei der Podiumsdiskussion des Bayerischen Wohnungs- und Grundeigentümerverbands zum Thema Brandschutz. Wie aktuell das Thema ist, zeigt die Zahl der Besucher: Der kleine Saal der Starnberger Schlossberghalle ist bis auf den letzten Platz gefüllt.

Obwohl die Zahl der Brandeinsätze bei den bayerischen Feuerwehren zurückgeht, kam für 61 Menschen in Bayern im Jahr 2015 jede Hilfe zu spät. "Das zeigt uns, dass wir das Feuer bis heute nicht beherrschen können", sagt der Architekt und Moderator des Abends, Hans Wechner. Das Gefährliche an einem Brand seien nicht die Flammen, sondern der Rauch, erklärt Christian Kühnel. 95 Prozent aller Brandopfer würden nicht am Feuer, sondern an einer Rauchvergiftung sterben. "Aufgrund der modernen Baumaterialien gibt es heutzutage schon bei einem kleinen Brand oft eine immense Rauchentwicklung. Und dieser Rauch ist hochtoxisch", sagt Kühnel. Ein brennender Getränkekasten mit Plastikflaschen könne rund 1200 Kubikmeter Rauch produzieren - das sei in etwa das Volumen eines Einfamilienhauses, verdeutlicht der Kreisbaumeister seinen Standpunkt.

Der Brandschutz werde von vielen Menschen einfach unterschätzt, sagt auch Feuerwehrkommandant Richard Siebler. Dabei seien es immer noch die Klassiker, die für einen Großteil der Brände verantwortlich sind: überhitzte Akkus, vergessene Kerzen, Herdplatten, alte Leitungen. Ein Rauchmelder kann vor diesen Gefahren frühzeitig warnen. Vom 31. Dezember 2017 an sind sie in Bayern Pflicht. Doch auch bei Rauchmeldern werde oft am falschen Ende gespart, oder die Melder würden häufig falsch platziert. "Da wird der Rauchmelder in die letzte Ecke gehängt, damit er das Wohnzimmer nicht verschandelt. Solche Fehler erschweren der Feuerwehr die Arbeit immens", sagt Siebler.

Fluchtwege, Rauchmelder, Rettungsfenster: All das müssen Wohnungseigentümer beachten. Denn im Ernstfall geht es nicht nur um Haftungsfragen, sondern um Menschenleben. Andreas Stangl, Anwalt für Mietrecht, bringt das Thema auf den Punkt: "Es geht um Leben, Gesundheit und Eigentum - wie kann das nicht wichtig sein?"

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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