Quintett:Akademische Tanzlmusi

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  • Die Gruppe besteht aus Akademikern zwischen 25 und 76 Jahren.
  • Viele Kompositionen sind von der Balkan-Musik geprägt.
  • Im Probenraum wird munter gefotzelt.

Von Christine Setzwein, Wörthsee/Inning

Treffen sich Zwei beim Edeka an der Kasse. Nein, so fängt kein schlechter Witz an, sondern das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen fünf Männern, die sich ganz der Musik verschrieben haben. Seit 2014 spielen Peter Guntz, Michael Gabler, Max Buchsteiner, Michi Dachsel und Tobias Gabler zusammen als Zwiderwurzn, ein munteres Quintett von Akademikern im Alter von 25 bis 76 Jahren. Tanzlmusi mit zwei Klarinetten, Trompete, Gitarre und Tuba.

An besagter Edeka-Kasse sind sich Guntz und Buchsteiner über den Weg gelaufen. "Was ist jetzt?", hat der Jüngere den Älteren gefragt. "Geht was zusammen?" Gekannt haben sie sich von der Blaskapelle Wörthsee, und Buchsteiner hatte Guntz als Klarinettist bei einer Beerdigung vertreten. Guntz wiederum hatte 2014 beim Sonnwendfeuer der Freiwilligen Feuerwehr Etterschlag Tobias Gabler angesprochen, ob er nicht als Gitarrist bei einer Tanzlmusi mitmachen wolle. Gabler war dort mit seiner Band Highway 96 aufgetreten, der wiederum auch Buchsteiner angehört. Wie dem auch sei: Peter Guntz hatte erreicht, was er schon lange wollte, eine Tanzlmusi. "Mit Gleichaltrigen war es zu schwierig", sagt er. Die meisten Männer seines Alters seien zu beschäftigt mit Beruf und Familie. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte noch Julius Baumgärtner, der aber dann wegzog. Für ihn kam Michi Dachsel.

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(Foto: Tim Schwaiger/oh)

Rote Samtwesten und Lederhosen sind die Arbeitskleidung der Zwiderwurzn Tanzlmusi. Die Klarinetten spielen Peter Guntz (links) und Max Bachsteiner. Tobias Gabler ist der Gitarrist, an der Tuba Michi Dachsel, und die Trompete bläst Michael Gabler.

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(Foto: Georgine Treybal)

Auf geht's zum Tanz: Bei der Redoute im Wörthseer Pfarrsaal können viele Tanzwütige die Beine kaum stillhalten. Auch Anfänger müssen nicht sitzen bleiben, denn ein Tanzmeister leitet die Unerfahrenen an

Im Probenraum von Michael Gabler in Inning wird gefrotzelt, was das Zeug hält. Die Musiker verstehen sich trotz des Altersunterschieds blendend, das ist nicht zu übersehen und zu überhören. "Das Menschliche muss stimmen", sagt Gabler, hinter sich eine ganze Batterie an Trompeten. "Hinsetzen und spielen", lautet das Motto. Mit volkstümelnder Musik hat das nichts zu tun, was die Zwiderwurzn machen. Sie treten mit alten Stücken der Steingadener Tanzlmusik auf, holen sich freie Noten im Netz, arrangieren Klassiker auf Bairisch - und spielen eigene Kompositionen.

An die 40 Stücke hat Peter Guntz bereits geschrieben. Halbe Nächte lang sitzt er dann und schreibt die Noten auf. Wenn ihm ganz plötzlich eine Melodie einfällt, "pfeif ich sie aufs Handy", erzählt er. Der "Gutnacht-Walzer" entstand, als er seinen Sohn ins Bett brachte. Klarinettist Max bekam zum Geburtstag einen Landler, den "Maxseiner". Es gibt auch einen "Michiseiner" und einen "Vierteljahrhundert-Blues" zum 25. Geburtstag von Gitarrist Tobi. Für Bekannte, die die Gruppe engagieren, denken sich Zwiderwurzn auch Gstanzl aus, wie bei der Einweihung des Alten Wirt in Etterschlag.

Viele von Guntzs Kompositionen sind von der Balkan-Musik geprägt. "Wir sind keine Stimmungsband", darauf legen sie wert. Aber kernig, griabig und pfiffig soll sie schon sein, die Musik, die sie spielen. Die Stimmung kommt automatisch, wenn sie Landler, Zwiefache oder Schottische anstimmen.

Zwiderwurzn - den Namen hat Guntz vom "Schwarzwurzler" hergeleitet, wie Klarinettisten gerne genant werden - kommen zu Vereinsfeiern, zu Geburtstagen und Hochzeiten, treten auf Starkbierfesten, Benefizveranstaltungen und bei Musikantentreffen auf. In Wörthsee haben sie die Redoute wieder aufleben lasen. Ihr Repertoire - und ihre Luft - reicht für mindestens fünf Stunden. "Wir können auch sehr dezent daherkommen", sagt Michael Gabler. Was er meint: Die kleine Bläserbesetzung ist sich auch für Hintergrundmusik nicht zu gut. Es stört sie nicht, wenn sich Leute unterhalten wollen, weil es ihnen in erster Linie um das gemeinsame Musizieren geht.

Der Rausschmeißer der Zwiderwurzn ist immer der gleiche: "A Sentimental Journey" auf bairisch. Ziemlich schräg - und sauguat.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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