Protestaktion:Feldsteine für Traubinger Loch

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Stein für Stein sammeln Traubinger, um die kaputte Friedhofsmauer instand zu setzen. Markus Guggemos (3. von links) initiierte die Aktion. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Anlieger der eingestürzten Friedhofsmauer sind erbost über die Straßensperrung und wollen die Reparatur beschleunigen

Von Manuela Warkocz, Traubing

Ein klaffendes Loch in der Friedhofsmauer, schon drei Wochen Straßensperrung und nichts tut sich: Acht Traubinger wollen nicht länger tatenlos zu sehen. Sie setzten am Dienstag ein deutliches Zeichen. Mittags kippten sie einen Haufen Natursteine an der Kirche Mariä Geburt ab. Der Traubinger Markus Guggemos, der direkt neben der Friedhofsmauer wohnt, erklärt die Aktion: "Wir spendieren die Feldsteine aus einem Acker für eine Natursteinmauer, damit jetzt endlich etwas passiert." Es gehe nicht an, dass die Weilheimer Straße als wichtigste Durchgangsstraße wochenlang gesperrt bleibe. Privatanlieger und Firmen seien betroffen, ein größerer Umweg nötig. Nach offiziellen Angaben soll erst nächstes Frühjahr eine umfassende Sanierung in Angriff genommen werden.

Nach heftigen Gewitterregen war am 15. Juli auf fünf Meter Länge die denkmalgeschützte Friedhofsmauer an der Weilheimer Straße eingestürzt. Seitdem ist die Durchfahrt an der Stelle gesperrt. Nur Fußgänger können passieren. Dass die etwa 300 Jahre alte Mauer wegbrach, war für viele Traubinger keine Überraschung. Das 35 Meter lange Mauerwerk unterhalb er Gräber galt schon lange als problematisch. Auswölbungen deuteten auf Schwachstellen hin. Die örtliche Kirchenverwaltung hatte notiert, dass eine Sanierung "dringend anstehe". Bis dahin werde "in nächster Zeit eine Notsicherung vorgenommen", wurde in einem Aushang am Aufgang informiert. Kurz vor dem Einsturz hatte das zuständige Pöckinger Pfarramt Angebote von Firmen erhalten, die für 40 000 Euro die zwei Meter hohe Mauer gefestigt hätten. Konkret unternommen hat das Bistum Augsburg allerdings nichts.

Pfarrer Leander Mikschl kündigte nach dem Unglücksfall das schwierige Unterfangen an, gemeinsam mit einem Statiker, dem Projektmanager des Bischöflichen Ordinariats und dem Landesamt für Denkmalpflege einen umfassenden Sanierungsplan zu erstellen. Er würde sich einen Kompromiss zwischen Denkmalschutz mit reizvollen Findlingen und Sicherheit mit einer stützenden Betonwand dahinter wünschen. Zeitplan und Kosten sind ungewiss. Zwischenzeitlich hat die Gemeinde provisorisch mit zwei Fuhren Sand und Kies die Mauer abgestützt.

Warum so gar nichts vorangeht, können die Nachbarn nicht verstehen. Schon vor 20 Jahren sei ein ähnliches großes Stück aus der Mauer gebrochen. "Das war eine Aktion von drei, vier Wochen, dann war gricht", sagt Guggemos, Inhaber des Gasthofs Alter Wirt an der Weilheimer Straße. Die Sperrung dürfe doch jetzt kein Dauerzustand sein. Ein Anlieger hat sich dem Vernehmen nach schon über ein passendes Transparent Gedanken gemacht: "Danke für die verkehrsberuhigte Zone." Guggemos initiierte am Dienstag eine Sammelaktion auf dem gerade brach liegenden Feld eines Traubinger Landwirts. Gemeinsam klaubte man ansehnliche Feldsteine aus dem Boden, lud sie auf einen Anhänger und kippte die rund zwei Kubikmeter auf dem Parkplatz oberhalb der Kirche ab. "Reicht etwa für die Hälfte der Reparatur", ist sich Guggemos sicher.

Der Traubinger Gemeinderat Peter Stich (CSU) hält von dieser Hauruck-Aktion eher wenig. "Mit Eigeninitiative wird nichts gehen", schätzt er. Die Gemeinde setze auf sanften Druck auf das Bistum. Was in Sachen Traubinger Loch läuft, war dort am Dienstag nicht zu erfahren. In ganz Augsburg ruhte die Arbeit, man feierte das Friedensfest.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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