Porträt:Auf Rowlings Spuren

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Die Starnberger Schülerin Vanessa Lange ist zwar erst 15 Jahre alt, hat aber schon einen Fantasy-Roman geschrieben: "Sandimago"

Von Antonia Gaube, Starnberg

Ein Anlauf, ein Erfolg. Nicht jedem gelingt das. Bei Joanne K. Rowling beispielsweise, der berühmten Autorin der sieben Harry-Potter Schinken, wehten erst einmal zwölf Absagen ins Haus, bevor sich schließlich der Bloomsbury Verlag, der zuvor ebenfalls eine Absage erteilt hatte, besann und ihr erstes Buch veröffentlichte. Im Gegensatz zu der britischen Star-Autorin brauchte die damals 14-jährige Vanessa Lange ihre Leseprobe lediglich an einen einzigen Verlag zu schicken, da prompt eine positive Rückmeldung des Scholastika Verlags Obing kam: Die Leseprobe über 18 Seiten hatte überzeugt. Sollten die folgenden Seiten ebenso gefallen, würde die Geschichte als Buch erscheinen.

In dem Fantasy-Abenteuer geht es um Lucy, die ihre Sommerferien mit dem arroganten Bernd im Ferienhaus seiner Familie in Venedig verbringen muss. Sie bekommt mit, wie Bernds Vater nachts in einen Kanal gezogen wird. Als er wieder auftaucht, ist er nicht mehr derselbe. In ihrer Verzweiflung vertraut sich die Protagonistin Jannik an. Was Lucy nicht weiß - Jannik ist ein Mitglied des dämonischen Ordens, der auch den Körper von Bernds Vater befallen hat. So geraten die Jugendlichen in die Fänge eines uralten Dämons.

Nach laufendem Hin- und Herschicken von Erweiterungen des Manuskripts seitens Vanessas und grünem Licht seitens des Verlags - nur ab und an wurden Änderungen vorgeschlagen - nahm das Buch der Starnbergerin, die schon früh mit dem Schreiben begonnen hat, langsam Gestalt an. Ihre ersten Kurzgeschichten entstanden, da war sie gerade in der zweiten Klasse. Mit zehn schrieb sie vermehrt Gedichte, im Alter von zwölf Jahren begann dann das "richtige" Schreiben, wie sie sagt. Ein Jahr später erhielt sie den Jugendpreis "Starnberger Undine". Wenig später begann sie mit den ersten Ausarbeitungen von Sandimago.

Halb in der Realität, halb in der Welt der Fantasie spielt die Geschichte, diese Mischung findet die 15-Jährige gut. Ähnlich verhält auch sie sich, sobald sie an ihrem Laptop tippt: "Wenn ich schreibe, bin ich in einer ganz anderen Welt, schon noch ansprechbar, aber total abwesend", erzählt die Schülerin, die zur Zeit die zehnte Klasse des Gymnasiums Starnberg besucht.

In der Schule wählte sie den Kurs "Freies Schreiben", in dem die Teilnehmer Kurzgeschichten verfassen und sich über das Selbstgeschriebene austauschen können. Außerdem arbeitet sie bei der Schülerzeitung mit. Die beiden Schulwahlprogramme deuten schon ihre aktuellen Berufswünsche an. Bereits in jungen Jahren wollte Vanessa Autorin werden, Plan B ist im Moment Journalistin. Ein einwöchiges Schnupper-Praktikum in einer Redaktion hat sie bereits in der Tasche. Priorität hat aber in jedem Fall das Schreiben.

Dass neben Sprache auch fremde Länder und Kulturen ihr Ding sind, zeigt sich in Sandimago. Lateinische Phrasen, die Wahl des "mystischen" Venedigs zum Ort des Geschehens und die eingehende Beschreibung von Bauwerken weisen darauf hin. In der Schule gefallen ihr zwar auch Fächer wie Biologie, Mathe oder Chemie, aber die Sprachen sind ihr Steckenpferd. Italienisch ist ihre Lieblingssprache, Italien ihr Lieblingsland. Im kommenden Jahr wird sie deshalb an einem Austauschprogramm mit Verona und an einer italienischen Sprachreise teilnehmen.

Doch nicht nur in der Schule, auch in sportlicher Hinsicht ist die zielstrebige Starnbergerin breit aufgestellt: Ob Ski fahren, Tennis spielen, Hip Hop tanzen oder Wakeboarden, in ihrer Freizeit findet sie auch neben dem Schreiben Zeit für sportliche Aktivitäten.

Wenn sie sich selbst ein neues Buch zum lesen aussucht, ist das ebenfalls eher Gefühlssache. Das Buchcover ist dabei nicht unwichtig, denn erst wenn dieses überzeugt, wird der Inhalt genauer beäugt. Bei der Frontseite ihres eigenen Buches war ihr der erhabene blutrote Schriftzug, die typisch venezianische Kulisse, das ebenfalls rote Auge und der dominierende Mond wichtig. Die Illustratorin Julia Voss setzte Vanessas skizzenhaften Entwurf professionell in das Endergebnis um.

Die Gruselgeschichte spielt in Venedig. Das zeigt deutlich auch das Buchcover des Romans. (Foto: Nila Thiel)

Knapp 200 Seiten umfasst das erste Buch der jungen Autorin. An einem zweiten arbeite sie bereits, viel darüber sagen könne sie aber nicht. Nicht aus Gründen der Geheimhaltung, sondern vielmehr, weil sie selbst noch nicht wisse, was genau darin passieren werde. Während J. K. Rowling den Ausgang ihrer Harry-Potter-Saga, von der Vanessa im Übrigen ein großer Fan ist, bereits wusste, als sie die ersten Zeilen auf Papierservietten in einem Café schrieb, funktioniert der Schreibprozess bei der Schülerin anders. Die Ideen in ihrem Kopf seien fließend, diese entstünden einfach in ihrer Fantasie. "Das ist wie ein Sprung ins kalte Wasser", sagt Vanessa und grinst.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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