Polizei fordert Sicherheitskonzept:Mehr Schutz für den Töpfermarkt in Dießen

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Rund 60 000 Besucher kommen zur größten Veranstaltung im Fünfseenland. Der Gemeinderat stellt zunächst 20 000 Euro bereit - doch nicht alle Räte sind überzeugt.

Von Armin Greune, Dießen

Was Dießen von den Veranstaltern des Magic-Lake-Festivals gefordert hat, soll nun auch der Töpfermarkt erfüllen: Der Gemeinderat hat am Montagabend mit großer Mehrheit beschlossen, für die jährliche Großveranstaltung ein Sicherheitskonzept in Auftrag zu geben. Im Haushalt des kommenden Jahres sollen dafür 20 000 Euro eingeplant werden. Außerdem ist ein öffentlicher Informationsabend geplant, an dem den örtlichen Vereinen aufgezeigt wird, welche Sicherheitsmaßnahmen sie für Veranstaltungen wie Flohmärkte, Open-Air-Konzerte oder "Dießen leuchtet" ergreifen sollten.

Der Entscheidung ging eine kontroverse Diskussion voraus. Nicht alle Gemeinderäte waren von der Notwendigkeit eines extern erarbeiteten Konzeptes überzeugt. Zudem wurde auch ansatzweise erörtert, welche Sicherheitsmaßnahmen überhaupt beim Töpfermarkt umgesetzt werden könnten.

Mehr Sicherheitspersonal oder gar umzäuntes Gelände und Eingangskontrollen: Noch ist völlig offen, was Fachleute in dem Konzept zur Abwehr von Gefahren für notwendig oder empfehlenswert halten. Den Veranstaltern des ersten Magic-Lake-Festivals - das von 22. bis 24. September in den Seeanlagen stattfand - war unter anderem auferlegt worden, ein professionelles Sicherheitskonzept von einem staatlich anerkannten Bühnenmeister erstellen zu lassen. Ein mit örtlicher Polizei und Feuerwehr abgestimmtes Konzept erkannte die Rathausverwaltung trotz Nachbesserungen nicht an. Dabei war man von einer täglichen Besucherzahl von 3000 ausgegangen - tatsächlich kamen an den drei Tagen insgesamt nur 2200. Beim Töpfermarkt - der größten jährlich wiederkehrende Veranstaltung im Fünfseenland - sind in vier Tagen bis zu 60 000 Besucher zu erwarten, am Eröffnungstag Christi Himmelfahrt wurden schon 27 000 gezählt.

Bisher herrschte in den Seeanlagen über Christi Himmelfahrt heitere Sorglosigkeit vor - wie sie hier im Bild eine Musikschule aus Keramik demonstriert. (Foto: Georgine Treybal)

Die Polizeidirektion Oberbayern Nord fordere ein Sicherheitskonzept ab 1000 gleichzeitig Anwesenden, berichtete Karl-Heinz Springer, Geschäftsleiter der Gemeinde, dem Gemeinderat. Aus seiner Erfahrung in Starnberg halte er es "für Dießen ratsam, ein Sicherheitskonzept erstellen zu lassen". Man müsse gar nicht von einem terroristischen Anschlag oder Amokläufer ausgehen: "Es kann ja auch nur ein Sturm sein, damit die Leute das Gelände in panischer Flucht verlassen." Zum Konzept gehörten das Festlegen von Kompetenzen im Notfall sowie das Erkennen und Verhindern von potenziellen Gefahren. Dabei würden Gelände, Flucht- und Versorgungswege, die Art der Veranstaltung, die Aussteller und Besucher berücksichtigt. Beim Magic-Lake-Festival umfasste diese Analyse 60 Seiten und viele Bilder, der Inhalt ging von Fluchtschildern bis zum Hubschrauberlandeplatz. Springer hatte eine grobe Kostenschätzung für das Töpfermarkt-Konzept eingeholt, "die sich am Ende aber doch auf 20 000 Euro beläuft". Eventuell könnten über Vergleichsangebote günstigere Preise erzielt werden.

Der Marktgemeinderat reagierte zunächst wenig begeistert. Johannes Grosser - der am Ende als einziger gegen das Konzept stimmte - hielt diese Summe "doch für überzogen" und fand, Betonpoller an der Zufahrt von Norden her seien ausreichend, um gegen Amokfahrer geschützt zu sein. Bislang hätten sich Feuerwehr und Polizei ja auch Gedanken über den Töpfermarkt gemacht, wandte Erich Schöpflin ein und fand, die Kosten sollten über die Standgebühren auf die Aussteller abgewälzt werden. Antoinette Baguisat und Bürgermeister Herbert Kirsch widersprachen seiner Einschätzung vehement. "Die Lage in der Republik hat sich verändert, wir sind den Besuchern schuldig, für Sicherheit zu sorgen", sagte der Rathauschef. "Ich denke wir kommen nicht umhin, wenn wir das von den Magic Lake-Veranstaltern verlangen", fand Marc Schlüpmann.

Festivalmacher Tom Bohn hat laut eigenen Angaben 25 000 Euro wegen Auflagen der Gemeinde investieren müssen - die Kosten für das mehrfach aufgestockte Sicherheitspersonal nicht eingerechnet. 9000 fielen für das Sicherheitskonzept an, 7500 für den Sanitätsdienst und 8500 für 40 Toiletten. Rechnet man dies auf den Töpfermarkt hoch, käme man auf 300 Klos statt der bislang üblichen Handvoll Toiletten. Der Gemeinderat habe ohnehin schon beschlossen, die WC-Situation zu verbessern, sagt Springer auf Nachfrage. Außerdem sei abzusehen, dass künftig auch tagsüber Securityleute über das Gelände patrouillieren müssten. Und auch ein Sicherheitsbeauftragter sei unabdingbar, der wie beim Magic-Lake-Festival ständig auf dem Gelände als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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