Musik:Mit Leichtigkeit

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Ganz auf die Solistin eingestellt: Dirigent Dorian Keilhack und Clara Shen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Orchestervereinigung Gauting unter der Leitung von Dorian Keilhack und die erst zwölf Jahre alte Solistin Clara Shen überzeugen im Bosco mit ihrem Mozart-Programm

Von Reinhard Palmer, Gauting

"Mozart forever" fand als sommerlich-leichter Klassikabend im Gautinger Bosco seine Fortsetzung. Mozarts Musik kann sehr vergnüglich sein und gute Laune machen. Doch so leicht sie auch daherkommt: Sie ist für die Musiker nicht immer nur ein Vergnügen. Gerade die spritzigen, vital rhythmisierten Themen verlangen schweißtreibende Probenarbeit, bis sie so sauber klingen, wie es die Orchestervereinigung Gauting unter der Leitung von Dorian Keilhack mittlerweile zu stemmen vermag.

Ist die Textur zerklüftet und folgt sie einer Dramaturgie von unentwegten Wechseln und Wendungen in der Charakteristik und Klangprägung, dann ist die schlüssige, ja selbstverständliche Wirkung schon mit enormem Arbeitsaufwand erkauft. Im Violinkonzert A-Dur, KV 219, kam hinzu, dass es reine Begleitpassagen gibt, in denen sich das Orchester weit zurückzunehmen oder auch mit der Solostimme zu interagieren hat. Keilhack ging das Dirigat dennoch gelassen an und gab den Musikern auch einen Großteil der Verantwortung ab, um selbst der Solistin zu folgen und sich auf den Dialog nicht nur über den Einsatzgestus des Dirigenten einzulassen. Obgleich die Geigerin Clara Shen erst sensationelle 12 Jahre alt ist, konnte Keilhack auf ihr kommunikationsfreudiges Spiel bauen. Trotz ihrer Jugend versteht es die gebürtige Münchnerin bereits, den Orchesterpart mitzudenken und einfühlsam mit ihm zu interagieren.

Man muss kein Hellseher sein, um Clara Shen die Möglichkeit einer großen Karriere als Geigerin vorherzusagen. Das hat weniger mit ihrer spieltechnischen Gewandtheit und virtuosen Sicherheit zu tun. Weit mehr noch überraschte Shen mit ihrer Musikalität, ihrem Ausdrucksvermögen und gepflegten Ton. Qualitäten, die sie in Fritz Kreislers Recitative und Scherzo in der Zugabe solistisch noch einmal mit weitem Atem vorführte. Die Selbstbeherrschung, mit der sie an ihre Aufgabe bei Mozart heranging und sich zu keinem Moment von der doch recht schwungvoll von der Hand gehenden Musik zur Nachlässigkeit verführen ließ, zeugte von erstaunlicher Reife. Jeder Ton war durchdacht und aus einer starken Empfindung heraus sorgfältig platziert. Besonders reizvoll dabei das Schluss-Rondeau, das die Orchestervereinigung zunächst galant-vergnügt, dann dramatisch intensiviert, schließlich auch mit Verve abwechslungsreich grundierte.

Diese Wendigkeit ging den Musikern in der eröffnenden Sinfonie Nr. 25 g-Moll, KV 183, noch nicht so leicht von der Hand. Bei dampfig-warmer Witterung hatten die Musiker auch mit der wechselnden Stimmung ihrer Instrumente zu kämpfen, um die Intonation in den Griff zu bekommen. Die Straffheit und Rhythmisierung im Kopfsatz gelang dennoch ebenso konsequent wie die zarte Warmtonigkeit im weit zurückgenommenen Andante.

Dennoch wirkte später in der Sinfonie Nr. 19 A-Dur, KV 201, alles selbstverständlicher. Eins ging aus dem anderen fließender hervor, womit auch das typische Mozart'sche Idiom deutlicher zum Vorschein trat. Gerade das feinsinnige Changieren der Charakteristika, dieses Ineinanderfließen von Hell und Dunkel, der Wechsel von dramatischen, lyrischen, melancholischen oder spritzigen Abschnitten überzeugte weit mehr. In galant-melodiösen Kategorien gab es diese feinsinnige Differenzierung auch im warm grundierten Andante. Das Menuetto erwies sich in Keilhacks Interpretation als echtes Scherzo mit tänzerisch-melodiösem Trio. Eine Bewährungsprobe wartete dann noch im Schlusssatz, wo all diese Ausprägungen noch einmal Revue passierten, sodass am Ende ein überzeugender Schlusspunkt gesetzt werden konnte. Der lang anhaltende Applaus zeigte, dass die Schlusswirkung stimmte.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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