Mietmarkt:Wörthsee will bezahlbare Wohnungen anbieten

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Im Rathaus liegen 48 Anträge vor. Gemeinderäte interessieren sich nun für ein Genossenschaftsmodell nach Münchner Vorbild. Mit zwei Grundeigentümern wird schon verhandelt

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Welchen Wohnraum braucht Wörthsee am dringendsten? Ganz bestimmt keine Einfamilienhäuser, da sind sich die Gemeinderäte einig. Wörthsee braucht bezahlbare Wohnungen für Studenten und Rentner, für Polizisten und Erzieherinnen, Krankenschwestern und Friseure, für Kinder, die gerade flügge werden, und für Omas, für die der große Garten nur noch eine Last ist. Heißt: Nötig sind Wohnungen für Menschen, die wenig verdienen, aber auch für solche, die nicht mehr so viel Platz brauchen.

Bezahlbarer Wohnraum - dieses Thema treibt momentan alle Kommunen um, vor allem im reichen Landkreis Starnberg. Dass es sich auch gut für den Wahlkampf eignet, hat sich in der Wörthseer Gemeinderatssitzung am Mittwochabend gezeigt. Dass sich in der gut 5000 Einwohner zählende Gemeinde etwas tun muss, darüber sind sich alle Fraktionen einig. Nicht aber über das Was und Wann.

Großen Anklang aber fand in der Sitzung am Mittwoch der Vortrag von Christian Stupka und Christian Bitter von der Stattbau München GmbH. Ihr Thema: das Genossenschaftsmodell. Großer Vorteil: Mit einem eigenen Grundstück könne die Gemeinde über die Ausschreibung genau steuern, was sie will. Dafür müsse sie allerdings vorher wissen, für wen die Wohnungen sein sollen. Genossenschaftliche Wohnprojekte stärkten die Nachbarschaft und die Gemeinschaft, sagte Stupka. Sie eigneten sich besonders, um alternative Formen des Zusammenlebens zu erproben und individuelle Lebensräume für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zu schaffen. Dafür brauche es aber genügend Wohneinheiten. "Nicht unter 30", riet Stupka, richtig gut werde es ab 50. "Ich möchte Ihnen Mut machen", sagte Stupka. Eine Genossenschaft zu gründen, sei momentan nicht schwer. Vize-Bürgermeister Konrad Gritschneder war schwer beeindruckt. "Das machen wir", meinte er.

Vorher freilich muss eruiert werden, ob in Wörthsee überhaupt das Interesse und auch Engagement für ein Genossenschaftsmodell da ist. Die CSU brachte am Mittwoch erneut ihren Antrag ein, sofort eine Bedarfsermittlung zu starten. Allerdings ist die CSU-Befragung auf ein Einheimischenmodell abgestimmt. Man habe aber nichts dagegen, die Umfrage um Mietwohnungen zu erweitern, sagte Josef Kraus.

Da hatte er die Rechnung ohne Monika Ofer (SPD) gemacht. Sie erinnerte an die Anträge der Gemeinde auf Aufnahme in die Förderprogramme Dorferneuerung und Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK). Monatelang hätten das Amt für ländliche Entwicklung und die Regierung von Oberbayern die Sache "verschnarcht". Es sei nur Bürgermeisterin Muggenthal zu verdanken, die immer wieder nachgehakt habe, dass jetzt, eineinhalb Jahre später, die Förderungszusagen da seien. Die CSU hätte zwölf Jahre lang Zeit gehabt, ein Einheimischenmodell auf die Beine zu stellen, nun solle auf die Schnelle eine Bedarfsermittlung gemacht werden. Aber jetzt könne man auch noch auf die ISEK-Antwort warten. Ofer: "Dann haben wir alles zusammen."

Auch Dirk Bödicker (Wörthsee Aktiv) sprach sich gegen eine Befragung zum jetzigen Zeitpunkt aus. "Was machen wir mit einem Ergebnis, das wir nicht befriedigen können?" Sein Fraktionskollege Paul Grundler riet der CSU, den Antrag zurückzuziehen, bis weitere Informationen über ein Genossenschaftsmodell eingeholt seien. Das lehnte die CSU ab.

Tatsache ist, dass im Wörthseer Rathaus 48 Anträge auf preisgünstigen Wohnraum vorliegen. "Und die sind alle von Wörthseern", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal (SPD). Momentan verhandelt die Gemeinde mit den Eigentümern der Grundstücke hinter dem ehemaligen Tengelmann. Dort soll auf etwa 8000 bis 10 000 Quadratmetern bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Der CSU-Antrag wurde von SPD, Grünen, Freien Wählern und Wörthsee-Aktiv abgelehnt.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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