Kultur:Slam-K.-o. und Rokoko

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Die dritten "Juni-Spiele schön jung" locken mit einer Poesieschlacht, Jazz und Pop in der Starnberger Kirche St. Josef und spannenden Geschichten über Sisi und Ludwig II.

Von Tabea Braun, Starnberg

In Kunsträume verwandeln sich die verschiedensten Ort, der Waldkeller im Mühltal genauso wie die Rokokokirche in Starnberg, wenn Newcomer und arrivierte Künstler, die allesamt jung und jung geblieben sind, auf die Bühne kommen: Sieben Kulturereignisse in der Zeit zwischen dem 18. und dem 30. Juni stehen auf dem Programm der dritten "Juni-Spiele schön jung".

Die "Gestaltungen", wie Organisatorin Elisabeth Carr die Veranstaltungen nennt, seien vor allem für ein junges Publikum konzipiert, erklärt sie bei einer Pressekonferenz. Ziel sei es, den Jungen ein Forum zu geben, sie zu fördern und Räume zu beleben. In diesem Sinne beginnen die Juni-Spiele mit einer musikalischen Vorlesestunde in dem historischen Gebäude der ehemaligen Volksschule in Machtlfing. Kinder lesen Erwachsenen aus Kinder- und Jugendbuchklassikern vor, so soll das Gefühl der kindlichen Geborgenheit nachempfunden werden. Mit klassischer und zeitgenössischer Musik begleitet das Geschwisterpaar Maria und Matthias Well die Lesung auf der Geige und dem Cello (18. Juni, 16 Uhr).

Dass junge Menschen durchaus Interesse an Literatur haben, beweisen auch Poetry Slams, die zur Zeit deutschlandweit an Popularität gewinnen. Bei den Wettbewerben tragen die Teilnehmer, meist junge Leute, selbstgeschriebene Texte vor, wobei sie thematische absolute Freiheit genießen. Das Publikum vergibt Punkte und bestimmt so den Sieger. Zusammen mit anderen Slam-Profis kommt Ko Bylanzky für die Juni-Spiele nach Starnberg. Beim Slam treten die Meister sowie Newcomer aus dem Publikum in der Stadtbücherei auf (24. Juni, 20 Uhr). Bereits am Vortag lädt ein Workshop des Poeten Jugendliche ein, selbst zu schreiben und zu dichten.

Die Gruppe "Summa cum Gaudae" ist zu Gast. (Foto: Manfred Neubauer)

An der Akademie der Bildenden Künste in München studierte Street-Art-Künstler Martin Blumöhr, der für seine großflächigen Graffiti bekannt ist, für deren Gestaltung er mit Passanten in den Dialog tritt. 2016 gewann Blumöhr den Pasinger Kunst-Förderpreis. Wie Bylanzky bindet auch er Jugendliche in sein Kunstprojekt ein. Bei den "Juni-Spielen schön jung" arbeitet er mit Patienten der Heckscher Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie auf der Berger Rottmannshöhe. Zusammen gestalten sie eine Wand im Klinikfoyer, wobei die 12- bis 18-Jährigen Träume, Fantasien und Visionen einfließen lassen können. Das Ergebnis ist dann bei der Finissage der Junispiele am Freitag, 30. Juni, von 14 Uhr an zu sehen.

Die Welt aus dem Blickwinkel der Jugend zu betrachten, das versuchen alle Veranstaltungen der Reihe. Und so erläutert die junge Kunsthistorikerin Ella Beaucamp, wie ihre Generation die Starnberger Rokokokirche St. Josef wahrnimmt. Begleitet wird sie dabei vom Bläserquartett Summa cum Gaudae, dessen Repertoire von klassischer Musik bis zum Jazz und Pop reicht (28. Juni, 19 Uhr). Ebenfalls auf historischen Spuren wandelt Claudia Wagner: Ihr Buch "König und Kaiserin auf kleinem Fuß" erzählt für Kinder und Jugendliche spannende Geschichten aus dem Leben von Kaiserin Elisabeth und König Ludwig II. von Bayern. Von immer noch aktuellen Problemen wie der Magersucht geht es bis hin zu der Frage ob die beiden zur Schule gehen mussten oder Taschengeld bekamen. Schauspieler Stefan Wilkening liest in der Feldafinger Kirche St. Peter und Paul aus dem Buch und begibt sich gedanklich auf eine Reise um den See (25. Juni, 11.30 Uhr).

Besonders gerne trafen sich Sissi und Ludwig wohl auf der Roseninsel, und auch diesen ganz besonderen Ort können Carr und ihr Team für ein Konzert ansteuern: Der klassische Gitarrist Johannes Öllinger spielt auf dem Eiland Lieder von der Renaissance bis zur Gegenwart. Da im Juni die Rosen voll in der Blüte stehen, dürfte sich der Rosenduft mit der Musik verbinden, die von Herzschmerz erzählt. (21. Juni, 18 Uhr).

Die Abschlussparty findet im legendären Waldkeller statt. Im verlassenen Forsthaus Mühltal, das zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft gedient hat, spielt der 19-Jährige Luis Bandomer. Der Starnberger, der schon früh am Klavier und Schlagzeug mit dem Musizieren begann, singt eigene Pop- und Rocksongs. Zudem tritt der Chor "Stimm(ungs)macher, K.O.M.M. mit" des Vereins "Hilfe von Mensch zu Mensch" auf, der mit verschiedenen Projekten Integrationsarbeit für Flüchtlinge leistet (30. Juni, 20 Uhr). Infos und Karten: kunstraeume-am-see.de.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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