Kultur:Der ganze Habdank

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Eine Ausstellung in Berg beleuchtet das Frühwerk und die technische Bandbreite des Künstlers

Von Katja Sebald, Berg

Vermutlich hätte Walter Habdank das nicht gewollt. Zwar hat der Künstler testamentarisch verfügt, dass sein Atelier auf der Maxhöhe in Berg nach seinem Ableben weiterhin als Galerie genutzt und dass dort sein Werk präsentiert wird. Er sah sich allerdings als "Arbeiter des Herrn", so seine Formulierung in einer selbst verfassten Todesanzeige. Mit seinen Gemälden und vor allem mit seinen mehr als 300 expressiv-figürlichen Holzschnitten zu biblischen Themen, die von den 1970er Jahren an sein Markenzeichen geworden waren, wollte er der Nachwelt erhalten bleiben. Seine drei Söhne aber zeigen jetzt, 16 Jahre nach seinem Tod und zwei Jahre nach dem Tod der Mutter, in einer retrospektiv angelegten Ausstellung das ganze Spektrum seines Schaffens.

"Spektrum" heißt die Ausstellung in Berg, die das Gesamtwerk des Künstlers Walter Habdank zeigen soll. (Foto: Arlet Ulfers)

Künstlerisch war und blieb der 1930 geborene Walter Habdank, der in der unmittelbaren Nachkriegszeit in München bei Walter Teutsch Malerei und Grafik studiert hatte, den deutschen Expressionisten und vor allem Max Beckmann verpflichtet. Mit seinem unbedingten Beharren auf der Gegenständlichkeit widersetzte er sich allen Moden, auch als seine Vorbilder längst als nicht mehr als zeitgemäß galten. Nachdem er einmal mit zeichnerischer Übertreibung, etwa durch die übergroße Darstellung von Augen und Händen, und gleichzeitiger formelhafter Verkürzung seine Bildsprache gefunden hatte, nutzte er diese expressionistische, im besten Sinne "holzschnitthafte" Darstellungsweise, um seinen tief gefühlten Glauben zum Ausdruck zu bringen. Neben klassischen biblischen Einzelthemen entstanden ganze Bildzyklen, zur Schöpfung, zu den Werken der Barmherzigkeit oder zum Kreuzweg. Dieser Bereich seines Schaffens gipfelte 1995 in der mit achtzig zum Teil farbigen Holzschnitten opulent ausgestatteten "Habdank-Bibel", die ihn einem großen Publikum bekannt machte.

Zu seinem Œuvre zählen auch Entwürfe mit Motiven aus der Welt des Zirkus (Foto: Arlet Ulfers)

In der aktuellen Ausstellung sind auch diese Blätter zu sehen, die meisten davon allerdings nur in Mappen. Im Zentrum steht eine große, sorgfältig arrangierte Bilderwand, die dazu einladen will, Walter Habdankl neu und ganz anders zu entdecken: Da sind zunächst die starkfarbigen Landschaftsaquarelle, denen schon 2016 eine ganze Ausstellung gewidmet war. Auch die Serie der Fabeltiere aus dem Jahr 1958 ist noch einmal zu sehen, außerdem eine Reihe früher Holzschnitte und Lithografien, die noch ohne die heftigen schwarzen Konturen auskommen und von bemerkenswerter erzählerischer Leichtigkeit sind. Das gilt insbesondere für die Motive aus der Zirkuswelt, zu der sich der jüngere Habdank stark hingezogen fühlte.

Walter Habdank hat neben seinen Gemälden auch mehr als 300 expressiv-figürlichen Holzschnitten zu biblischen Themen gestaltet. Repro: Arlet Ulfers (Foto: Arlet Ulfers)

Auch einige Entwürfe für das 1960 erschienene Kinderbuch "Der kleine Peregrino" von Paul Wühr sind in der Ausstellung zu sehen: Es ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der zum Zirkus geht und ein berühmter Seilradfahrer wird. Neben einer Kreuzabnahme aus dem Jahr 1965 gibt es noch drei Gemälde, auf denen Habdank seinen verehrten Griechischlehrer, mit dem er weit über die Schulzeit hinaus verbunden blieb, im Abstand von jeweils vier Jahren, zuletzt 1960, portraitierte. Sozusagen außer Konkurrenz werden auf einer Empore die Kinderbildnisse der drei Söhne gezeigt, die heute in ihrem Elternhaus gemeinsam die Galerie weiterführen. Außer Konkurrenz und ein wenig im Abseits sind auch zwei weibliche Akte zu sehen.

Mit dieser Ausstellung wollen die Söhne nicht nur das Frühwerk und die bislang wenig bekannte thematische Bandbreite des Künstlers Walter Habdank beleuchten, sondern auch das große Spektrum der von ihm verwendeten Techniken: Von der Zeichnung über den Holzschnitt, die Lithographie und den Siebdruck bis zur Malerei in Öl und Acryl, als Aquarell und als Gouache. Die zahlreichen Arbeiten für den kirchlichen und öffentlichen Raum, zu denen Wandgemälde, Mosaiken, Glasfenster und Reliefs gehörten, werden zumindest durch Entwürfe dargestellt. Auch das Modell des Denkmals für die Opfer des Todesmarsches von KZ-Häftlingen aus Dachau, das die Stadt Starnberg noch vor den Pilgrim-Denkmälern bei Habdank in Auftrag gegeben hatte, ist zu sehen. Das Mahnmal steht heute in Petersbrunn.

"Walter Habdank Werk. Spektrum" ist noch am Wochenende 24. bis 26. November jeweils von 14 bis 21 Uhr in der "Galerie Habdank" in Berg zu sehen.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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