Kandidatin für den Tassilo-Preis:Mit Humor geht's einfacher

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Die Tutzinger Malerin Susanne Mansen hat viel übrig für Ameisenbären, Gürteltiere und Pferde, die beim Friseur waren und nun wie Nscho-Tschi aussehen. Derzeit stellt sie ihre witzigen Zeichnungen und Ölbilder in Leoni aus

Von Sabine Bader, Leoni

Er ist schon ein echter Schweinehund, der Kerl auf der Leinwand, der so unverschämt heruntergrinst. Respektlos guckt er in die Welt. So, als hätte er vor nichts und niemandem Angst. Dabei ist er sicher ein ganz Sensibler, und wenn er mal weinen muss, dann tut er dies höchstens daheim in seinem Körbchen. All diese Gedanken können einem kommen, wenn man die Bilder von Susanne Mansen sieht. Die Tutzinger Malerin stellt derzeit in Haus Buchenried, einer Einrichtung der Volkshochschule München, in Leoni aus.

Die Werke, die Mansen in Leoni präsentiert, sind durch die Bank spritzig und humorvoll. Das liegt sicher daran, dass sie selbst so gern lacht, auch wenn ihr vielleicht nicht immer danach zumute ist. Doch sie hat die Gabe, auch ernste Themen in Amüsantes zu verpacken. Weil sich das Leben mit Humor einfacher ertragen lässt. Tiere sind meist die zentralen Figuren ihrer Bilder. Da sind zum Beispiel der Ameisenbär, das Rüssel- und das Gürteltier und die drei Dackel, die sich gemeinsam auf einer Leinwand drängen. Sie alle blicken dem Betrachtern mit einer Selbstverständlichkeit entgegen, als wollten sie frech fragen? "Na ihr, heute schon so was Feines wie uns gesehen?" 56-Jährige mag ihre Tiere sehr. "Ihr Blick geht mir ans Herz", sagt sie. Und was ihr ans Herz geht, das malt sie.

Sie sind spaßig und frech, die Tiere, die Susanne Mansen auf die Leinwand bringt. Ab und an steht auch ein Giftpilz dabei. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie macht dies, wie es ihre Art ist, ganz unkapriziös. Vielleicht auch, weil Mansen einer Familie entstammt, in der das Malen stets an der Tagesordnung war: der Vater Maler, die Mutter ebenfalls, auch ihr eineinhalb Jahre älterer Bruder wurde Maler. Einzig ihre Schwester hat einen anderen Weg gewählt. "Das Malen war für uns stets die normalste Art, sich auszudrücken", sagt sie über ihre Kindheit. "Eine ganz alltägliche Beschäftigung." Mansen ist in Flensburg geboren. Aufgewachsen ist sie in Reutlingen. In München besuchte sie dann die Akademie für Bildende Künste und schloss den Studiengang mit dem Diplom ab. Seit 1983 arbeitet sie als selbständige Künstlerin. Sie hat ein Atelier in einem Bauernhaus in Pöcking. Dort arbeitet sie täglich zwischen 10 und 16 Uhr.

Meist beginnt ein Bild für Sie mit einer Zeichnung. Die steht am Anfang wie für den Autor eine Notiz. Ohnehin sieht Mansen sich selbst eher als Zeichnerin dann als Malerin. Sie mag einfach keine "zugemalten Bilder". Da darf gern noch einiges weiß und unbemalt bleiben. Mit komplett angemalten Leinwänden ist sie dann meist kreuzunglücklich und nimmt, wenn es geht, wieder etwas Farbe weg. Dabei bestechen gerade diese Bilder durch ihre Vielfalt der Ereignisse. Da gibt es so viel zu entdecken: Pferde, Hunde, Eulen, Gestalten, die wie Gespenster aussehen oder wie Comicfiguren. Sie alle tanzen auf der Leinwand. Ja, und dann wären da noch die Geckos, sie haben es Mansen ebenfalls angetan. In etlichen Bildern lugen sie unvermittelt aus der Leinwand hervor. Und in der Eingangshalle von Buchenried prangt ein ganz besonderes Exemplar: ein riesenhafter, zweistöckiger Gecko, gefertigt aus übermaltem und ausgestopftem Nesselstoff. "Der ist ganz leicht", sagt Mansen zur Erklärung, und das sieht man ihm auch an, wie er da so die Wand hinaufkrabbelt.

Kandidatin für den Tassilo Preis: Susanne Mansen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Riesengecko ist schwarz-weiß, wobei seine Schöpferin generell nichts gehen Farbe hat. Im Gegenteil. Da wäre zum Beispiel die Kaminrunde. So nennt Mansen die schwarz-roten Bilder, die sie im ersten Stock von Buchenried um einen großen, offenen Kamin drapiert hat. Eine vitale, heimelige Tierrunde. Und sie gipfelt an der Fensterfront in einem "Tiefschlag", bei dem ihr Protagonist eines aufs Auge bekommt. Welches er daraufhin mächtig zusammenkneifen muss. Ja, in Mansens Tierwelt bleibt nicht alles heil. Da tobt das ganz normale Leben. Daran ändert auch der Hund nichts, der "in Betrachtung des Mondes versunken" ist. Versonnen glotzt das Tier auf den Planeten, verdreht dabei die Augen und lässt die Zunge heraushängen. Besonders nett ist auch das Pferd, das offenbar beim Friseur war und sich von ihm Zöpfe flechten ließ - wie Nscho-Tschi.

Die Ideen gehen Susanne Mansen nicht aus. Und wenn sie mal schlecht drauf ist, kann sie in ihrem Atelier ja immer noch den Schweinehund angucken, der bringt sie auf andere Gedanken.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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