Inning:Das Erbe der Hallstattzeit

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Auf dem Gelände des neuen Inninger Gewerbeparks siedelten schon vor 2500 Jahren Menschen. Ausgrabungen deuten darauf hin, dass dort ehemals 20 Häuser und ein "Herrenhof" standen

Christine Setzwein

Gewerbegebiet Inning-Wörthsee Inning Vorstellung des gemeinsamen Gewerbegebietes von Inning und Wörthsee, auf dem noch Ausgrabungen stattfinden. Die dort bisher gemachten Funde aus der Hallstadtzeit (ca. 500 v. Ch.) wurden ebenfalls den Interessenten präsentiert. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Da ein Stück Bronzedraht, dort eine Pfeilspitze, ein paar Keramikscherben oder ein Kieferknochen mit Zähnen. Wie die Menschen gestorben sind und bestattet wurden in der Zeit von 800 bis 475 vor Christus, können sich die Archäologen mittlerweile zusammenreimen. Das entnehmen sie den Funde in Hügelgräbern aus der Hallstattzeit, auch wenn die Grabräuber des 18. Jahrhunderts nur wenig übrig gelassen haben. Aber wie haben die Menschen damals gelebt. Aufschluss darüber könnten nun die Exponate geben, die in den vergangenen Monaten auf dem Areal des neuen Inninger Gewerbeparks ausgegraben wurden. Auch wenn die wissenschaftlichen Analysen noch ausstehen, ist für Jochen Haberstroh vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eines ganz klar: "Hier wurde eine Siedlung entdeckt, die in Südbayern ihresgleichen sucht."

Auf Einladung des Heimatvereins Inning referierten Haberstroh und Andrea Happach von der Pöckinger Grabungsfirma Phoinix über die ersten Ergebnisse. Und lockten rund 60 Zuhörer aus Inning und Wörthsee in das Haus der Vereine. "Wie wussten ja nicht, was uns erwartet", , als die Arbeiten vor und einem Jahr begannen, sagte Haberstroh. Immerhin ist das Gelände, das es zu untersuchen galt, fünf Hektar groß. Gegraben wurde den ganzen Winter über, bei jedem Wetter. Eine mühsame Angelegenheit. Aber auch eine sehr spannende.

Kleinere Verfärbungen der Erde deuteten schon im Mai 2012 darauf hin an, dass im Wildmoos, wo bald die ersten Firmengebäude entstehen, vor 2500 Jahren Menschen siedelten. Dann tauchten die ersten Schatten von Pfosten auf und damit die Grundrisse von Häusern. Aus diesen wiederum schließt Happach, dass im Norden des Areals sogar ein Gehöft gestanden haben könnte. Und weil es Anzeichen für einen inneren und äußeren Graben sowie einer Torkonstruktion gibt, spricht die Archäologin - wenn auch sehr vorsichtig - gar von einem "Herrenhof". In den Herrenhöfen der Hallstattzeit vermuten die Wissenschaftler wohlhabende Bauern, während die "Fürstensitze" Heim von Aristokraten gewesen sein sollen. In Inning fanden die Spurensucher extrem viele Keramikreste, eine so genannte Spitzpaukenfibel, die um das Jahr 650 vor Christus datiert wird, Pfeilspitzen und Teile von kleinen Messern. Dass die Landschaft nördlich des Ammersees über eine längere Zeit besiedelt war, schließt Happach aus einer "Nauheimer Fibel", die auf dem Gelände entdeckt wurde. Diese Gewandnadel kann sehr genau auf die Latènezeit (480 bis 40 vor Christus) datiert werden.

Rund 20 Hausgrundrisse, "aber keinen klassischen Brunnen" haben die Archäologen im Wildmoos gefunden. Der im Norden des Ammersees und in der Nähe des Katzenbachs nicht unbedingt notwendig war, meint Happach. Der Grundwasserspiegel ist hier so hoch, "dass das frische Wasser aus dem Boden gesprudelt sein muss". Der Siedler der Hallstattzeit wird in Inning wohl auch öfters nasse Füße gehabt haben. Ob im Wildmoos Händler, Bauern oder auch Handwerker gelebt haben, muss jetzt die wissenschaftliche Auswertung der Funde zeigen. "Da stehen wir erst am Anfang", sagte Haberstroh. Ende des Monats will Happach den Abschlussbericht der "sensationellen" Ausgrabungen fertig haben.

Die Inninger jedenfalls sind stolz auf ihre Geschichte und hoffen wenigstens auf eine kleine Ausstellung in der Gemeinde. Haberstroh zeigte sich nicht abgeneigt. Schließlich gehören ihnen die Fundstücke - und die Ausgrabungen haben Inning und Wörthsee als Betreiber des interkommunalen Gewerbeparks mehrere hunderttausend Euro gekostet.

© SZ vom 12.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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