Immobilienmarkt:Grundstücke sollen Millionen einbringen

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Das Haus am Krapfberg hat seine besten Zeiten schon hinter sich. Nun will die Gemeinde die Immobilie zu Geld machen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gemeinde Gauting will zentral gelegene Fläche am Krapfberg verkaufen. Dort werden allerdings Relikte der römischen Vergangenheit vermutet. Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben

Von Michael Berzl, Gauting

Hoch über dem Gautinger Rathaus thront die alte Villa. Mächtige Buchen und Eichen versperren den Blick von unten auf das stattliche Haus in Top-Lage. Bei näherem Hinsehen wird schnell deutlich, dass das Anwesen am Krapfberg seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Moos überzieht eine Holzterrasse und das Dach, ein Nebengebäude ist von Efeu überwuchert. Die Gemeinde, der die Villa gehört, bereitet gerade den Verkauf vor. Zusammen mit dem Erlös für eine weitere Immobilie sind Einnahmen in Höhe von 3,8 Millionen Euro im Haushalt für dieses Jahr eingeplant. Doch heuer fließt das Geld noch nicht. Zuerst muss geprüft werden, ob sich im Untergrund Relikte aus Gautings Frühgeschichte finden.

Es gibt Bereiche im Ort, da muss ein Bauherr schon fest damit rechnen, dass beim Graben römische Relikte auftauchen. Wohnviertel beim Freibad ist das zum Beispiel der Fall; immer wieder tauchen dort Scherben, Schmuck oder Münzen aus dem damaligen Bratananium auf. Zuletzt wurde an der Leutstettener Straße ein Stück einer Römerstraße sichtbar, als dort die Erde abgeschoben wurde. Auch auf den beiden Grundstücken am Krapfberg und an der Buchendorfer Straße, die verkauft werden sollen, vermuten Fachleute vom Landesdenkmalamt Spuren der Vergangenheit. Das berichtete Bürgermeisterin Brigitte Kössinger am Dienstagabend im Gemeinderat. Auf eine Bauvoranfrage hin, habe die Denkmalschutzbehörde im Starnberger Landratsamt darauf hingewiesen, dass sich in der Umgebung Brandgräber, Reihengräber aus dem frühen Mittelalter, eine Straße aus der römischen Kaiserzeit und eine Straße aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit befinde, teilte eine Behördensprecherin mit. "Das müssen wir klären, ehe wir in eine Veräußerung gehen", sagte Kössinger. Ein "Verdachtsgebiet" sei schließlich schlecht zu verkaufen.

Und hier geht es um eine Menge Geld. So viel, dass der Grünen-Gemeinderat Jens Rindermann schon die Befürchtung äußerte, dass die Einnahmen zu hoch angesetzt sind. Zumindest bei der Fläche am Krapfberg liege ein Gutachten zugrunde, versicherte Kössinger. Es ist ein Filet-Grundstück mitten im Ort mit einer stattlichen Größe. Bisher ist im Erdgeschoss des alten Hauses noch die Gautinger Tafel untergebracht; auch an diesem Mittwoch haben sich Bedürftige dort wieder Lebensmittel abgeholt. Im Obergeschoss wohnt seit vielen Jahren eine ältere Frau, die sich nun aber wohl an den Gedanken gewöhnen muss, dass sie in absehbarer Zeit ausziehen muss. Ihr gewährt das Landesdenkmalamt noch einen Aufschub, der Kämmerin im Rathaus bereitet die Verzögerung etwas Kopfzerbrechen, immerhin fehlen ihr Millionen aus Grundstücksverkäufen.

Doch Heike Seyberth konnte den Gemeinderäten am Dienstag verkünden, "dass es für dieses Jahr doch noch sehr gut aussieht". Vor allem einem satten Plus bei der Gewerbesteuer hat die Gemeinde zu verdanken, dass der Haushalt ohne neue Schulden auszugleichen ist. "Vorsichtig geschätzt", rechnet Seyberth damit, dass bis zum Jahresende gut acht statt der prognostizierten sechs Millionen Euro hereinkommen. Zudem profitiert die Gemeinde von dem anhalten Boom auf dem Immobilienmarkt. Nicht nur weil sie eigene Grundstücke teuer verkaufen kann, sondern auch durch den Anteil an der Grunderwerbssteuer, der laut aktueller Prognose bis zum Ende des Jahres 730 000 Euro ausmacht. "Man merkt, es wird viel verkauft, und das zu hohen Preisen", sagte dazu die Kämmerin. Auf der anderen Seite wurden einige Straßen heuer noch nicht saniert, was erhebliche Einsparungen bringt.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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