Immobiliengeschäfte:Gautinger Lockangebot

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Ein Grundstücksbesitzer bietet 16 Parzellen im Ortsteil Buchendorf günstig zum Kauf an. Das Rathaus warnt allerdings, denn es handelt sich um Ackerflächen, nicht um Bauland

Von Christian Deussing, Gauting

"Jetzt günstig kaufen, später bauen", heißt es in der Internet-Anzeige, mit der vor allem junge Familien und Häuslebauer angelockt werden sollen. Es geht um Grundstücke am Buchendorfer Ortsrand in der Gemeinde Gauting, wo man in die "sicherste Geldanlage Grund und Boden" investieren könne. Eine der 16 Parzellen an der Forstenrieder Parkstraße ist 900 Quadratmeter groß und wird für 54 000 Euro angeboten, demnach kostet ein Quadratmeter 60 Euro. Klingt wie ein Schnäppchen. Der neue Eigentümer wirbt auch damit, dass die Fläche "ideal zur späteren Baulandausweisung" geeignet sei. Doch die Gemeinde warnt davor, "sich hier Hoffnung zu machen", dort in absehbarer Zeit bauen zu dürfen.

Denn offenbar spekuliert der Eigentümer mit dem Traum vom Eigenheim und baldigem Bauland. Im Gautinger Rathaus glühen die Telefondrähte, viele Interessenten haben sich erkundigt, wann auf den Grundstücken gebaut werden könne. "Das hat uns sehr verwundert", sagte Rathaussprecherin Charlotte Rieboldt der SZ. Die Ackerflächen würden zwar recht nah an den Häusern liegen, aber sich eben im Außenbereich befinden. Es gebe nicht mal einen Bebauungsplan, und es sei auch aktuell eine "weitere Ortsentwicklung in Buchendorf nicht angedacht", betonte die Sprecherin. Der Kauf der angebotenen Ackerflächen sei ein "Geschäft mit Risiko" - noch nicht mal ein "Freizeitgarten mit Hütte" wäre erlaubt. Rieboldt weiß zudem von einem Anrufer, wonach der Grundeigentümer dazu aufgefordert haben soll, sich mit allen Käufern zusammenzuschließen und Druck auf die Gemeinde auszuüben. Damit würde es ganz bestimmt schneller gehen, lautet der Tenor.

Die Bewerber seien in Urkunden schriftlich darüber aufgeklärt worden, dass es sich bei den Flächen nicht um Bauland handele und erst in zehn bis 20 Jahren damit zu rechnen sei, "wenn die Gemeinde mitspiele", sagte auf Anfrage der Grundstücksbesitzer, Johann Strein aus Waakirchen. Der 68-jährige Inhaber einer Pferdepension hat nach eigenen Angaben vor einigen Monaten an der Buchendorfer Ortsgrenze einen 15 000 Quadratmeter großen Acker erworben. Dieser hatte zuvor einem Niederbayern gehört, der die Fläche verpachtet hatte. Der Waakirchner griff zu. Er hatte auch schon im Landkreis Ebersberg vor etlichen Jahren mit der Methode agiert - nämlich landwirtschaftliche Flächen billig aufzukaufen und "zur späteren Bebauung" anzubieten.

Die Masche stieß in den Gemeinden auf teils heftige Kritik. Strein wurde vorgeworfen, Grundstückskäufer zu täuschen, indem er Bauland verspreche. Er weist nach wie vor diese Vorwürfe zurück. Den potenziellen Käufern werde aber geraten, sich als Interessengemeinschaft gegenüber der Gemeinde für die eigenen Baupläne stark zu machen. Es würden in punkto Buchendorf auch "keine öffentlichen Belange" wie Natur- und Trinkwasserschutz dagegen sprechen. Er wolle Familien und Rentnern nur die "Chance geben, günstig Grund und Boden zu erwerben", was sie sich in dieser attraktiven Gegend sonst nie leisten könnten, sagte Strein und betonte: "Ich bin kein Spekulant, der hier Millionen verdienen will."

Die Hälfte der Parzellen ist bereits verkauft. Noch ist aber völlig unklar, was dort möglich sein wird. Es sei sinnvoll zu wissen, dass "nicht jeder Acker am Ortsrand Bauland wird", teilte das Rathaus mit.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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