Landwirtschaft:Regen ist kein Segen

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Das wechselhafte Wetter hat den Landwirten im Landkreis zu schaffen gemacht. Sie hoffen nun auf ein paar weitere trockene Tage, um das Getreide einbringen zu können. Kreisbauernobmann Georg Zankl erwartet eine gute Ernte

Von Otto Fritscher, Gilching

Die Bauern im Landkreis können trotz des wechselhaften, aber über das lange Wochenende immerhin sonnigen Wetters, und der häufigen Niederschläge mit einer ordentlichen Ernte rechnen. "Wenn einmal ein paar Hundert Quadratmeter Wiesen oder Felder unter Wasser stehen, ist das bei weitem nicht so schlimm, wie wenn es gar nicht regnet", erklärt Georg Zankl, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Zudem versickere das Wasser auf den Kiesböden im Bereich um Gilching recht schnell, "im südlichen Teil des Landkreises kann das aber anders sein."

Auch teilweise überschwemmte Äcker und durchnässte Wiesen vermindern den erwarteten Ertrag also kaum, auch wenn man anderes vermuten könnte. "Allerdings muss in einigen Bereichen mit Qualitätseinbußen gerechnet werden", erklärt Zankl. Besonders die Getreideernte sei betroffen, weil es bislang kaum mehrere trockene Tage in Folge gegeben habe, und die Landwirte das Getreide nicht einbringen können. "Wenn mal die Sonne scheint, regnet es am nächsten Tag gleich wieder", sagt Zankl, der in Rottenried bei Gilching einen Schweinemastbetrieb führt, und darüber hinaus Weizen, Mais und Gerste anbaut.

Einen Teil des Getreides konnte Zankl allerdings bereits in die Scheuer fahren, das meiste steht noch auf dem Acker. "Wir Bauern nützen jede Chance, um die Ernte ins Trockene zu bringen", sagt Zankl. Doch ein Tag Sonne reicht nicht, um Weizen, Roggen und Gerste auf den Feldern die Nässe zu entziehen. Deshalb hoffen die Landwirte, dass die Schönwetterperiode anhält.

Wie die Ernte ausfällt, hängt bekanntlich maßgeblich vom Wetter ab - und das vergangene Frühjahr hatte noch mehr Regen zu bieten als der Frühling 2015. "Der viele Regen hat der Ernte aber nicht sehr geschadet", sagt Zankl, allerdings könne er die Qualität vor allem des Getreides verringern. "Manche Bauern müssen das Getreide feucht dreschen, und dann kann es kaum noch als Brotgetreide, sondern nur noch als Futtergetreide verwendet werden", erklärt Zankl - was Erlöseinbußen von rund 20 Prozent bedeutet.

Mit einem speziellen Messgerät prüft Kreisbauernobmann Georg Zankl den Feuchtigkeitsgehalt des Weizens auf dem Feld. (Foto: Arlet Ulfers)

Er selbst habe Weizen eingebracht mit einem Feuchtigkeitsgehalt von rund 20 Prozent, richtig lager- und verkaufsfähig sei das Getreide aber erst mit einem Feuchtigkeitsgehalt von rund 14 Prozent. Zankl verfügt über eine spezielle Trocknungsanlage mit einem Fassungsvermögen von 17 Tonnen, die mit Heizöl betrieben wird. "Da ist das Zeug in gut einer Stunde trocken", sagt er und lacht. Lässt man die Trocknungsanlage zu lange laufen, fängt sie an, wie ein Backofen zu wirken - was ihm noch nicht passiert sei. Beim Getreide sei heuer aber mehr "Schmachtkorn" zu finden, also nicht voll ausgebildete Körner.

"Die Mühlen wollen aber die beste Qualität", sagt Zankl. Viele Landwirte aus dem Landkreis beliefern eine Mühle in Aichach, bei einer Mühle in Illertissen fallen schon höhere Transportkosten an. Futtergetreide bringt bei den Mühlen einen Mindererlös von zwei bis drei Euro pro Doppelzentner. Überhaupt, das Preisniveau bei Getreide. "Die Getreidebörse in Chicago, die weltgrößte Getreidebörse, bestimmt das Preisniveau, auch bei uns", sagt der Obmann. "Und die Chicago-Börse steht auf einem Zehn-Jahres-Tief", sagt Zankl. "Da kommen wir auch im Fünfseenland nicht aus", fügt er hinzu.

Die Fläche, auf der im Landkreis Starnberg Getreide angebaut wird, umfasst nach Zankls Zahlen rund 3800 Hektar. Davon entfallen je rund 1600 Hektar auf den Weizen- und Maisanbau, dann folgen Sommergerste mit rund 920 und Wintergerste mit 450 Hektar Anbaufläche. Für Roggen verwenden die Bauern rund 105 Hektar, und für Dinkel gut 60. "Bei der Wintergerste stimmt die Qualität, und auch bei der Sommergerste passt der Eiweißgehalt", sagt Zankl. "Unserer ist im optimalen Bereich, ich hab's untersuchen lassen", freut sich Zankl.

Schon gut entwickelt hat sich der Mais auf den Feldern. Der viele Regen hat sein Wachstum gefördert. (Foto: Arlet Ulfers)

Profitiert hat vom feucht-warmen Wechselwetter vor allem der Mais. "Durch die viele Feuchtigkeit wird es ein gutes Maisjahr", prognostiziert Zankl. "Der Mais steht gut im Saft." Und der Obmann will auch den "schlechten Ruf", in den der Maisanbau gekommen ist, nicht so einfach hinnehmen. "Mais reinigt die Luft besser als der Wald, wenn man es mal einfach erklären will", sagt Zankl. Und der Landkreis sei auch keine Mais-Monokultur, wie manche glauben, wenn sie auf einer Straße unterwegs seien, die sich zwischen Maisfelder auf beiden Seiten hindurchschlängelt. Die Stauden stehen inzwischen fast mannshoch. Auch das Grünland hat von der feuchten Witterung profitiert. "Vier bis fünf Mal können die Wiesen gemäht werden, es gibt genug Futter", sagt Zankl.

Einbußen gibt es lediglich beim Raps, und zwar in einer Größenordnung von zehn bis 15 Prozent. "Da gab es zum Schluss Hagelschäden", sagt Zankl. "Aber der Ölgehalt stimmt." Und auch die wenigen Kartoffelbauern im Landkreis haben mit einem Problem zu kämpfen, der Kartoffelfäule. "Deshalb müssen die Kartoffeln vermehrt behandelt werden." Alles in allem aber sei 2016 "kein schlechtes Erntejahr", sagt der Kreisbauernobmann.

Mit Schrecken denkt Bauernobmann Georg Zankl da an den vermeintlichen "Supersommer" vom vergangenen Jahr zurück, der für die Landwirtschaft alles andere als super war. "Ein zu trockenes Jahr ist schlechter als ein zu nasses", sagt der Landwirt, "da kann man nur zuschauen, wie die Ernte kaputt geht. Bei einem feuchten Jahr ist man nicht ganz so hilflos, denn man kann das Getreide trocknen." Wenn man über eine Trocknungsanlage verfügt wie Zankl, was beileibe nicht alle Bauern im Landkreis tun. Sie hoffen auf ein paar weitere trockene Tage.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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