Forschung:Fische werden kleiner - und schmecken besser

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Weniger und kleiner: Renkenfang am Starnberger See. (Foto: Georgine Treybal)

Das könnte am klareren Wasser liegen, manche Forscher sehen das anders.

Von Armin Greune, Starnberg

Die Erträge der Fischer lassen wieder mal zu wünschen übrig: Am Starnberger See gingen sie 2014 auf 7,5 Kilogramm pro Hektar Wasserfläche zurück, 2011 war es noch die doppelte Menge gewesen, seitdem gingen die Fänge kontinuierlich zurück. Noch größer sind die Schwankungen am Ammersee: Hier gingen 2011 und 2012 nur etwa ein Kilogramm Fische pro Hektar in die Netze, seitdem lagen die Erträge bei 4 bis 5 Kilo pro/ha. Doch 2007 waren es noch 14,5, im Rekordjahr 1999 sogar 25 kg/ha. Obwohl die Renken also langsamer als früher wachsen und meist nur noch 200 bis 250 Gramm wiegen, bleibt den Fischern ein Trost: Die Fleischqualität ihrer Fänge ist besser denn je.

Rückläufige Quantität und steigende Qualität haben wohl die gleiche Ursache: Die dank der Ringkanalisationen reduzierten Nährstoffgehalte der Seen. Klareres Wasser bringe beim Fisch bessere Geschmackseigenschaften hervor, berichtete Helmut Wedekind, Leiter des Starnberger Instituts für Fischerei, bei der jährlichen Tagung der Fluss- und Seenfischer.

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Wie beim Rindersteak ist der intramuskuläre Fettgehalt ein entscheidendes sensorisches Qualitätsmerkmal - zumal die Fettsäuren planktonfressender Fische für die menschliche Ernährung besonders wertvoll sind. Für die Ernährung der Fische jedoch ist es eher hinderlich, dass sich die Seen immer mehr der Trinkwasserqualität annähern. Denn ein hoher Nährstoffeintrag fördert das Wachstum der Algen, das tierischen Einzellern als Nahrung dient, die wiederum Futterquelle der Fische sind. Für viele Fischer ist der Fall klar: Seitdem die Kanalisation den Eintrag von Stickstoff und Phosphor drastisch reduziert hat, sei der Fangertrag an Renken gesunken.

Neuere Forschungsergebnisse legen aber nahe, dass die Rechnung längst nicht so einfach ist. Herwig Stibor, Professor für Aquatische Ökologie an der LMU München, stellte bei der Tagung in Starnberg die gängige Lehrmeinung, dass die Fänge mit zunehmenden Phosphateintrag in die Gewässer zunehmen, in Frage. Zwar steige der Ertrag auf der logarithmischen Skala von 1 bis 1000 Milligramm Phosphor pro Kubikmeter Wasser scheinbar linear an. Doch im Bereich von 10 bis 50 mg/m³ Phosphor - den die meisten Seen inzwischen aufweisen - können sich die Erträge bei gleicher Stoffkonzentration um den Faktor 15 unterscheiden. Stibor hält deshalb das Gleichgewicht der einzelnen Nährstoffe für ausschlaggebend, besonders das Verhältnis zwischen Stickstoff und Phosphor.

Die Fische sind darauf angewiesen, dass sich der Phosphorgehalt bis zum Ende der Nahrungskette aufkonzentriert. Daher lieben Renken phosphorreiche Wasserflöhe und verschmähen Hüpferlinge, denn diese Krebstierchen enthalten viel weniger vom begehrten Element. Erste Tests zeigen, dass selbst bei konstantem Phosphorgehalt die Hüpferlinge zu- und die Wasserflöhe abnehmen, wenn der Stickstoffanteil im Wasser steigt. Doch während Phosphor bei der Gewässereinigung relativ einfach zu entfernen ist, wird reaktiver Stickstoff fast unbegrenzt nachgeliefert. Bis zum Jahr 1860 war es nur wenigen Bakterien und Pflanzen möglich, den Luftstickstoff umzuwandeln, doch seit der Erfindung des Kunstdüngers steigen reaktive Stickstoffverbindungen wie Ammoniak und Nitrat in allen Umweltbereichen rasant an.

Stibors Team will die Theorie nun experimentell überprüfen: Dazu sollen mehrere Kubikmeter große Plastiksäcke in Seen versenkt werden, in denen Fische verschiedenen Nährstoff- und Planktonrelationen ausgesetzt sind.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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