Flüchtlingspolitik II:Enorme Herausforderung

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Bildungssituation der Asylbewerber ist weiterhin schwierig

Bei einem Bildungsgipfel im Landratsamt Starnberg hat Stefanie Düning, Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, am Mittwoch die Ausbildungssituation der Asylsuchenden erläutert. Der große Flüchtlingszuwachs seit 2015 hat gezeigt, dass das Vermitteln von Sprache und Bildung extrem wichtig ist und es dafür große Anstrengungen von den Kommunen braucht. Mehr als 100 Vertreter von Schulen, Helferkreisen, Verantwortlichen der Behörden und Institutionen wie Agentur für Arbeit oder Jobcenter waren zu der Auftaktveranstaltung gekommen.

"Wir haben große Anstrengungen für die Kinder und Jugendlichen unternommen", betonte Landrat Karl Roth. Nun gehe es um eine Bestandsaufnahme und um Perspektiven für die Zukunft. Ein besonderes Lob hatte er für das Engagement der Ehrenamtlichen, die mit Deutschkursen, Hausaufgabenhilfe oder Kinderbetreuung während der Integrationskurse der Mütter einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Bildungsarbeit leisten. Das Netzwerk sei "vorbildlich". Der Bildungsstand der rund 1800 Asylsuchenden im Landkreis sei sehr unterschiedlich, sagte Dümig, vom Analphabeten bis zum Universitätsabsolventen. Die Kinderbetreuung sei eine große Herausforderung gewesen, Krippen, Kindergärten und Horte mussten ausgebaut werden, die Versorgung sei grundsätzlich gut, jedoch nicht überall gleich.

Es bleibt aber noch einiges zu tun. Prekär ist die Situation bei den Jugendlichen von 15 bis 16 Jahren. Bei ihrer Bestandsaufnahme hat Dümig herausgefunden, dass zwischen Mittelschule und Integrationsklassen der Berufsschule eine Lücke klafft. 120 Jugendliche besuchen die sechs Berufsintegrationsklassen. Die Zusammenarbeit mit Jobcenter und Agentur für Arbeit sei sehr gut, so Dümig. Allerdings stellte Kristin Groß-Stolte, Fachbetreuerin für die Förderklassen der Berufsschule, fest, dass auch die Zeitspanne zwischen Berufsschulende und der Arbeitsgenehmigung zu lang sei. "Sie hängen in der Luft, sitzen in den Unterkünften und gewöhnen sich ans Nichtstun." Das führe die Integrationsdiskussion ad absurdum, meinte Jürgen Sklarek, Vizebürgermeister in Gauting.

Zwischen Optimismus und Nachdenklichkeit schwankte Martin Liebl, Direktor des Gymnasiums Kempfenhausen. Erstmals ist ein Flüchtlingskind aus Aufkirchen für die fünfte Klasse angemeldet, berichtet er. Eine Ehrenamtliche schlägt später vor, dass jeder Asylbewerber einen eigenen Hefter bekommen solle, in dem seine Vorbildung eingetragen sei, wenn möglich frühere Zeugnisse, Deutschkurse, Fortbildungsmaßnahmen und neue Zeugnisse. "Man müsste nicht ständig nachfragen und jeder hätte ein eigenes Dokument über den Stand seiner Bildung."

© SZ vom 28.04.2017 / bla - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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