Filmfestival:Der Mars in Tutzing

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Das Fünfseen-Filmfestival beginnt an diesem Freitag mit einem Science-Fiction-Thriller von Ridley Scott im Südbad und dem Short-Plus-Programm in der Kreisstadt

Von Gerhard Summer, Starnberg

Auf der Insel Lesbos sind wieder Flüchtlinge gestrandet. Im Burgenland kann sich ein Bauer nicht dazu durchringen, seinen altersschwachen Esel einschläfern zu lassen. Und auf dem Mars gerät der Botaniker Mark Watney in Nöte: Die Crew der "Ares 3"-Mission glaubt, dass er in einem Sandsturm umgekommen ist, und lässt ihn auf dem wüsten Planeten zurück. Blöde Sache. Denn Watney hat überlebt, wenn auch mit einer Antenne im Bauch, die er sich erst mal rausoperieren muss. Er fährt mit dem Rover bei minus 60 Grad durch die Gegend und hört dabei Songs von ABBA ("Waterloo") und Gloria Gaynor ("I will survive"). Saublöd gelaufen. Aber Rettung naht schon diesen Freitag, so gegen 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Diesen Freitag? Klar, das zehnte Fünfseen-Filmfestival, auf dessen Programm die Doku über Migranten, die preisgekrönte Parabel über das Abschiednehmen und Ridley Scotts witziger Science-Fiction "Der Marsianer" mit Matt Damon stehen, beginnt im Grunde erst am nächsten Mittwoch in der Schlossberghalle Starnberg. Aber es gibt ein Vorspiel zum Kinomarathon: Festivalchef Matthias Helwig hat sich nämlich dazu entschieden, die Short-plus-Filme, also die längeren Kurzfilme, und das Open-Air an der neuen Spielstätte im Südbad Tutzing um ein paar Tage vorzuziehen. Das könnte die Kinofans gehörig irritieren, zumal nur die Kernzeit des Festivals von 27. Juli bis 7. August üppig plakatiert ist. Aber es hat auch einen unbestreitbaren Vorteil: Es entzerrt das Jubiläumsprogramm ein wenig, das mit 160 Filmen an zwölf Tagen doch wieder deutlich größer geworden ist als ursprünglich geplant. Und es verschafft den zehn ausgewählten Kurzfilmen mit einer Länge zwischen 20 und 60 Minuten, die ansonsten in der Flut des Angebots untergehen könnten, womöglich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.

Auftakt ist damit diesen Freitag um 21 Uhr im Kino Starnberg, und zwar ganz ohne Sektempfang, ohne Staraufgebot und ohne Ansprachen. Zu sehen sind vier Produktionen von jungen Filmemacherinnen und Filmemachern, darunter Rafael Haiders "Esel", der auf dem Palm Springs International Short Fest mit dem Hauptpreis ausgezeichnet worden ist, und Simons Ostermanns "Route B 96" über einen Musiker, der eine Tourpause nutzt, um seiner Heimatstadt in Brandenburg einen Besuch abzustatten. Zwei weitere Short-Plus-Programme folgen am Wochenende in Schloss Seefeld. Am Samstag, 23. Juli, laufen dort unter anderem Maxim Ritzis "Fluss der Erinnerung", die Geschichte zweier französischer Nachbardörfer im Zweiten Weltkrieg, und "Hundert Stunden Lesbos" der Regisseurin Manuela Federl, die auf der griechischen Insel Einheimische und Flüchtlinge gefilmt und interviewt hat (Beginn 21 Uhr). Und am Sonntag stehen unter dem Motto "Frauenbilder" drei Porträts eigenwilliger und verschrobener Persönlichkeiten an (Beginn 11 Uhr).

Wer diesen Freitag noch nichts vorhat und Sci-Fi-Fan ist, sollte Tutzing ansteuern: Im Südbad ist nämlich von 21.30 Uhr an der einzige Science-Fiction des ganzen Festivals zu sehen, "Der Marsianer", der dann nur noch ein zweites Mal auf dem Starnberger Open-Air läuft (31. Juli). Weitere Tutzinger Highlights: Florian David Fritz' "Der geilste Tag" am Samstag und "Hail Caesar", die flotte Hollywoodsatire der Coen-Brüder, am Sonntag.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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