Starnberger See:Die lustigen Fährmänner von der Roseninsel

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Die Großcousins aus Pöcking sind nie um einen Spruch verlegen: Stefan Seerieder (l.) und Bernhard Zillner bringen die Besucher auf die Roseninsel. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Am Jubiläumswochenende bringen Stefan Seerieder und Bernhard Zillner mehrere Hundert Besucher von Feldafing zum Museum. Um einen Spruch sind sie nie verlegen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Stefan Seerieder und Bernhard Zillner, genannt Hermann, sind schon in aller Frühe am See. Die beiden Fährmänner, die jeden Tag die Besucher mit ihrer zwölf Meter langen Zille vom Lenné-Park zur Roseninsel bringen, erwarteten einen Ansturm am Wochenende. Seit genau 15 Jahren gibt es das Museum auf dem romantischen Eiland - das feiert die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung mit Sonderführungen. Es herrscht Traumwetter. Normalerweise bringen die Fährmänner höchstens 400 Personen zur Insel, allein am Samstag sind es 516 mit beiden Booten - und alle sind zufrieden.

Braungebrannt in Lederhose, den Trachtenhut keck in die Stirn geschoben, sitzt Zillner lässig am Steuer, während er den 30 Fahrgästen die Geschichte der Roseninsel erklärt und dass er in dieser Saison schon 44 Brautpaare auf die Insel gebracht habe. Am vergangenen Freitag, erzählt er zum Beispiel, seien Braut und Bräutigam richtig vollgeregnet worden. Da herrsche dann eine gewisse Form von Galgenhumor und man rücke enger zusammen. Die Fährmänner wissen, dass die Leute nicht nur übersetzen wollen. Während der fünfminütigen Fahrt erwarten sie auch Unterhaltung.

Die Großcousins aus Pöcking haben den Fährbetrieb 2016 übernommen. "Es ist eine intensive Arbeit, die aber narrisch Spaß macht. Da tauscht man gerne seinen Büroarbeitsplatz dafür ein", sagt Zillner. Im Winter arbeitet er dann wieder in seinem erlernten Beruf als Versichersicherungskaufmann. Sein Kompagnon Stefan Seerieder wird oft gefragt, was er im Winter mache, wenn kein Fährbetrieb ist. "Das Geld raushauen, das ihr mir bringt", scherzt er dann schlagfertig. Die Fahrgäste kommen aus der ganzen Welt, aus China, Südamerika, Ungarn oder Russland. Bei manchen Fahrgästen muss er sich mit Händen und Füßen verständigen, wenn es mit der englischen Sprache nicht klappt. Die meisten Besucher sind im Seniorenalter.

"Jeder Tag ist anders, aber jeder Tag ist lustig", freut sich Seerieder, der ebenso wie sein Großcousin seit seiner Geburt in Pöcking lebt. "Ich möchte nirgends anderswo wohnen", sagt der gelernte Optiker und Medizintechniker, der auch Führungen um den Starnberger See anbietet, seit seine Arbeitsstelle wegrationalisiert worden ist. Früher hat er im Laientheater des Dorfes mitgespielt. Auf die Erfahrungen als Schauspieler greift er gerne zurück, wenn er humorvoll und mit einem Augenzwinkern seine Fahrgäste unterhält. Beim Theaterspielen müsse man sich allerdings an den Text halten, erklärt er. Als Fährmann indes variiert er seine Antworten gerne, damit ihm nicht langweilig wird.

Auf der Roseninsel hat sich eine Gruppe von Leuten angesammelt, die wieder zurückfahren will. Zillner spielt den Animateur. Er sei bekannt dafür, dass er so nett sei und deshalb komme sie immer wieder, hat ihm vor wenigen Tagen eine 90-jährige Dame anvertraut. Darauf ist Zillner ein wenig stolz und auch darauf, dass sich sein verstorbener Urgroßvater, ein König-Ludwig-Treuer, "narrisch freuen würde", wenn er wüsste, dass sein Enkel jetzt Fährmann ist und die Leute zum Rückzugsort des Märchenkönigs bringt.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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