Experimente im Wasser:Segeln wie die Ägypter

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Der Wissenschaftler, Buchautor und Filmemacher Dominique Görlitz will Anfang Juni auf seinem Experimentierfloß "Dilmun S" über den Starnberger See schippern. (Foto: Privat)

Schilffloß fährt zwei Tage über den Starnberger See

Von Manuela Warkocz, Starnberg

Segeln auf Schilf - geht das? Beobachten lässt es sich am 6. und 7. Juni auf dem Starnberger See, wenn Dominique Görlitz auf seinem Experementierfloß "Dilmun S" unterwegs ist. Der 51-jährige Experimentalarchäologe, Wissenschaftler, Buchautor und Filmemacher ist zu Gast im Bayerischen Yachtclub Starnberg und nimmt ausgewählte Gäste mit an Bord.

Görlitz beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie sich vor- und frühgeschichtlicher Kulturen ausbreiten konnten. International bekannt wurde der Biogeograf durch seine "Abora"-Schilfboot-Expeditionen 1999, 2002 und 2007. Diese nautischen Experimente unterstützten seine Annahme, dass die prähistorische Schifffahrt zu intensiven interkultureller Wechselwirkungen zwischen entfernten Hochkulturen beigetragen hat. Görlitz baute das Schilffloß nach vorägyptischen Felsbildern. Mit der "Abora II" konnte er erstmals in der Neuzeit dokumentieren, dass Schilfflöße sogar quer und leicht gegen den Wind kreuzen konnten. 2007 startete er mit der "Abora III", dem Nachbau eines vorzeitlichen Schilfbootes, die erste Überquerung des Nordatlantiks. Die Seereise musste er allerdings nach etwa 500 von 6000 Seemeilen vor den Azoren aus technischen Gründen beenden. Ein drei Tage dauernder Orkan hatte das aus zwölf Tonnen Schilf nachgebaute Steinzeitboot beschädigt. Nach der Reparatur bedrohten weitere Stürme die Besatzung. Der Seefahrer konnte aber demonstrieren, dass vorzeitliche Schilfsegler dem Golfstrom folgen und sich aus den begleitenden Wasserwirbeln aus eigener Kraft befreien konnte. Das hatte man bis dahin für diese Art Wasserfahrzeug als unmöglich eingeschätzt.

Gegenwärtig plant Görlitz mit der "Abora IV" das Schwarze Meer zu überqueren, um uralte Fernhandelsrouten nachzustellen. Dazu braucht er Sponsoren, weshalb es im Bayerischen Yachtclub ein exklusives Gala-Dinner geben wird. Zum Mitsegeln auf dem Experimentalfloß "Dilmun S" - Dilmun war ein heiliger Ort der sumerischen Mythologie - sind am Mittwoch und Donnerstag auf dem Starnberger See Clubmitglieder, Gäste und einige Schüler eingeladen. Das Schiff samt schlichtem Segel wird sicher Aufmerksamkeit erregen. Es hat alle Fahreigenschaften eines vorzeitlichen Papyrusfloßes und gilt als seetauglich.

Dass er als Abenteurer auf den Weltmeeren segeln würde, war nicht unbedingt Görlitz Plan. Zwischen 1989 und 1994 studierte er Biologie und Sport für das höhere Lehramt an Gymnasien. Aber schon als Student in Jena machte er Experimente zur frühgeschichtlichen Seefahrt mit seiner Lebensgefährtin Cornelia Lorenz, die ihn bis heute tatkräftig bei seinen Plänen unterstützt.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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