Es war ein fliegender Wechsel: Der Stuhl war noch warm, als Thomas Höring darauf Platz nahm. Gemessen an dem Theaterdonner, mit dem Martin Brink sein Mandat im Dießener Gemeinderat niedergelegt hatte, ging der Platztausch in der jüngsten Sitzung völlig reibungslos über die Bühne. Nur zaghaft äußerte Michael Fuchs-Gamböck (parteifrei) sein Befremden über die öffentlich publizierten Gründe für Brinks Rücktritt, zu einer Entgegnung kam es aber nicht mehr. Bekanntlich hatte der Wirt des Unterbräus beklagt, ihm seien aus dem Ehrenamt persönliche und geschäftliche Nachteile erwachsen.
Diese Befürchtung hegt Höring nicht. Seit dem Jahr 2000 führt der 51-Jährige eine Versicherungsagentur in der Fischerei. Noch länger, nämlich 21 Jahre lang, engagiert er sich bei den Freien Wählern, von 2005 bis 2013 war er erster Vorsitzender - nach und vor FW-Urgestein Robert Lotter, dessen Gemeinderatsmandat eben Brink vor drei Jahren übernommen hatte. "Kommunalpolitik ist kein Neuland für mich", sagt Höring, mit dem Gemeinderatssitz hatte er dennoch nach so vielen Anläufen nicht gerechnet. Im Lauf der Zeit habe er sich vor allem bautechnische Kompetenzen angeeignet, sagt er selbst. Sein Lebensmotto sei "Der Weg ist das Ziel", entsprechend will er sich für Ausbau und Sanierung der Straßen stark machen sowie Dießen lebenswert erhalten und gestalten.
Schließlich lebt er dort seit frühester Kindheit, auch wenn er in Weilheim zur Welt kam. Bis vor drei Jahren wohnte er mit Frau und Tochter im Ortsteil St. Georgen, seitdem im noch etwas ländlicheren Wengen. Sein Büro hat er ja schon dort, wo es in der Marktgemeinde seit jeher am lautesten rumort.