Dießen:Musik verleiht Flügel

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Das Ammersee-Gymnasium läuft im Bemühen um einen Konzertflügel zur Hochform auf. Diese Woche stehen zwei Benefizkonzerte an.

Von Reinhard Palmer

Sicher, man kann auch ohne ihn musizieren. Doch mit ihm eröffnen sich deutlich mehr Möglichkeiten. Deshalb soll auch am Dießener Ammersee-Gymnasium (ASG) unbedingt einer her: ein Konzertflügel.

Vor zehn Jahren war das Gymnasium an den Start gegangen und hatte sogleich ein Orchester gegründet, eine Big Band und einen Chor unter der Leitung der überaus engagierten Musikpädagogen Anette Maas und Hans Gruber. Und als der Förderverein und Elternbeirat nun den Slogan "Das ASG bekommt (einen) Flügel" ausriefen, waren sie zur Stelle, um bei der Finanzierung mitzuhelfen. Weil unter den Schuleltern auch prominente Musiker zu finden sind, bekommen nun die Bemühungen einen sehr realistischen Rahmen: Die Sopranistin Julianne Banse und der Geiger und Dirigent Christoph Poppen, deren beide Söhne das ASG besuchen und im Orchester mitspielen, brachten sogleich die Idee ein, die gesamte Schulfamilie an diesem musikalischen Big Bang zu beteiligen. Also Schüler, Lehrer und Eltern sowie Musikliebhaber aus deren Umkreis, ganz im Sinne des seit einem Jahr hier tätigen Schulleiters Alfred Lippl, der die Idee der Öffnung aktiv unterstütze, wie es heißt.

Die Dießener Randlage solle sich nicht länger auch auf die öffentliche Wahrnehmung beziehen, so die Musikpädagogen Maas und Gruber. Sie haben in Abstimmung mit Poppen und Banse mehrmonatige Vorarbeit geleistet haben. Nun helfen sie selbst bei den Streichern aus.

So kam es, dass Poppen, der neben vielen Gastengagements vor allem in Asien den Posten des Principal Conductor des Kölner Kammerorchesters bekleidet, vor zwei Klangkörpern steht, die alles in allem 130 Mitglieder zählen. Den Mittel- und Oberstufenchor und das Schulorchester unterstützen 16 Lehrer, einige Eltern und Sänger des Münsterchores Dießen. Das gemeinsam ausgetüftelte Programm birgt Raritäten, so etwa das Chorwerk "Rorando Coeli" von Jan Campanus Vodňanský (1572 bis 1622), dem böhmischen Komponisten, Schriftsteller und Humanisten. Und die Probenarbeit ist sehr intensiv, sodass an einem Wochenende viele Details ausgefeilt werden können.

Sopranistin Juliane Banse singt mit Unterstützung der Jungmusiker. (Foto: Georgine Treybal)

Für die beiden prominenten Musiker ist die Arbeit mit Laien zwar nicht alltäglich, aber keinesfalls eine unwichtige Erfahrung. "Die Begeisterung schwappt auf die Solisten über", lobt Banse das Engagement der Ensembles. Man spüre eine starke Energie. Zwischen einem Engagement an der Kölner Oper und zwei Meisterkursen in Kürze fand sie zum Glück eine Lücke, das Konzert mit zu erarbeiten und die Mitwirkenden zu motivieren. "Wenn Frau Banse zurückschaut und lächelt, dann wissen wir, dass wir es richtig gemacht haben", sagte Claudia Weidner, Vorsitzende des Fördervereins und engagierte Choristin.

Banse hat als Gesangssolistin eine tragende Rolle im Programm. Und sei führt dabei nebenher vor, wie breit gefächert ihr Repertoire ist. Einerseits stehen eine Reihe von Liedern von Schubert und Brahms auf dem Programm, wobei Maximilian Ginter aus der Elternschaft die Sopranistin an einem geliehenen Steinway-Flügel begleitet. Andererseits nimmt sich Banse zwei sakralen Werken vor, die mit reichlich Atmosphäre überzeugen. Allen voran das betörend schöne "Laudate Dominum", in dem sich die Choristen vom lyrischen Zauber, den Juliane Banses mit warmem Timbre entwickelt, zur einem samtigen, plastisch geformten Klang animieren lassen.

Profis am Werk. (Foto: Georgine Treybal)

In "Die Himmel erzählen" aus Haydns "Die Schöpfung" ist Banse im Ensemble mit Florian Bernhard (Tenor) und Johannes Gruber (Bariton) aus der Lehrerschaft zu hören. Poppen, der dieses Werk mit der Erinnerung an eine denkwürdige Aufführung zum Millenniumswechsel in München verbindet, hatte bei diesem Programmpunkt am Probenwochenende einiges zu tun. Er musste mit dem Orchester arbeiten, insbesondere den Blechbläsern, die naturgemäß mit der Intonation hadern. Der Dirigent Poppen brillierte vor allem mit Engelsgeduld, um heikle Stellen minutiös auszutarieren, bis aus atonalen Clustern die von Haydn geschriebene wohlige Klangsubstanz wurde.

Ein Highlight im Konzert ist gewiss auch die Romanze F-Dur von Beethoven, in der die Abiturientin Emilia Andresen den Solopart an der Violine übernimmt. Sie nutze die Gelegenheit, das explizit fürs Konzert einstudierte Werk auch ins Prüfungsvorspiel hineinzunehmen, freute sich Poppen. Für den Wortbeitrag im "Karneval der Tiere" von Caint-Saëns gelang es, den angehenden Rundfunksprecher und ehemaligen Schüler David Boos zu gewinnen. Aber nicht nur auf der Bühne greift das Unternehmen auf eine Top-Besetzung zurück. Die Organisation liegt in den Händen von Natalia Ritzkowsky, die dem Elternbeirat angehört. Sie ist Assistentin des Dirigenten Zubin Mehta.

Dirigent Christoph Poppen hat die komplette Schule eingespannt. (Foto: Georgine Treybal)

Zwei Konzerte sind für Freitag, 10. Februar, in dem Dießener Gymnasium angesetzt. Das erste beginnt um 17 Uhr, das zweite um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, es gibt noch ein paar Plätze (Reservierung unter fluegel@amseegym.de).

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