Im zehnten Jahr des Bestehens könnte ein lang gehegter Wunsch für das Ammersee-Gymnasium (ASG) in Erfüllung gehen: Inzwischen spricht alles dafür, dass noch in diesem Frühjahr mit dem Bau des Ruderbootshauses begonnen wird. Nachdem im November ein Grundsatzbeschluss vertagt wurde, hat sich der Kreisausschuss Landsberg in der jüngsten Sitzung mit zehn gegen drei Stimmen einmal mehr und nun wohl endgültig für das Projekt entschieden. Nur die zwei Vertreter der Grünen und Hermann Dempfle (Bayernpartei) stimmten - vor allem wegen der Kosten des Bootshauses - dagegen. Da half es auch nichts, dass die Obergrenze der Bausumme um 40 000 auf 450 000 Euro zurückgenommen wurde. Hinzu kommen noch 60 000 Euro für einen Steg.
Dazu habe das Landratsamt Landsberg im Rahmen der wasserrechtlichen Anlagegenehmigung noch einen Landschaftspflegeplan gefordert, sagt Behördensprecher Wolfgang Müller. Er ist dennoch zuversichtlich, dass damit keine weiteren Verzögerungen verbunden sind, schon weil der Bauherr (Landkreis Landsberg) und Staatliches Landratsamt im gleichen Haus untergebracht sind. Der Bauantrag für das Bootshaus ist noch in Bearbeitung, weil der Bebauungsplan der Gemeinde Dießen erst kürzlich in Kraft trat. Ob und wie sich der verkleinerte Kostenrahmen auf die Planung auswirkt, sei noch offen, meint Müller: "Wir warten erst einmal das Ergebnis der Ausschreibung ab." Bei der Art der Konstruktion habe man sich nicht festgelegt, eventuell biete ein Hallenbau mit Fertigteilen Einsparpotenzial. Notfalls müsste man darauf verzichten, Duschen und Toiletten im Bootshaus unterzubringen.
Das würde Georg Büttner, stellvertretender ASG-Leiter, bedauern. Denn der künftige Standort sei doch so weit vom Schulgebäude entfernt, dass Schüler für den Fußweg zehn Minuten benötigten. Ursprünglich hatte der Landkreis für das Bootshaus zwei andere Bauplätze im Visier - doch an keiner der beiden Alternativen ließ sich Baurecht erwirken. Nun soll auf dem landkreiseigenen Grundstück des Campingplatzes St. Alban nördlich vom Seerestaurant gebaut werden. Geplant ist ein 26 mal elf Meter großer Holzständerbau mit überdachtem Unterstand, wo etwa ein Beiboot oder ein Transportanhänger Platz finden könnten. Außerdem wird am See ein 24 Meter langer Steg auf Pfählen verankert, der mit einem Schwimmsteg um weitere 16 Meter zu verlängern ist.
Seit nunmehr sieben Jahren gibt der Sportlehrer Büttner in Dießen Ruderunterricht - im Winter an Ergometern. Inzwischen hat das ASG drei Viererboote und zwei Dreierboote - jeweils mit Steuermann - angeschafft. Auch einen Achter bekam die Schule geschenkt, der sich reparieren ließe, wenn endlich die Unterkunft dafür bereit steht. Büttner betont die pädagogische Bedeutung des Teamsports; zudem würden beim Rudern mehr Muskeln gleichzeitig trainiert, als bei jeder anderen Sportart. In Verbindung mit dem SC Riederau konnten Dießener Schüler bereits in Wettbewerben Erfolge feiern. Derzeit besuchen 18 den Ruderunterricht.
Doch wenn das Bootshaus in Betrieb geht, könnten es 100 bis 120 werden: Die gesamte sechste Jahresstufe soll dann in der Rudersaison zwei zusätzliche Wochenstunden Sport im Boot erhalten. In der Oberstufe ist Rudern als Wahlunterricht vorgesehen. Büttner erwartet, dass künftig an der Hütte von montag- bis freitagnachmittags Betrieb ist. "Die Schüler könnten selbst ein Konzept für ihr Bootshaus entwickeln." Abgesehen vom Sport böten sich noch andere Nutzungen an: Handwerkliche Fähigkeiten werden bei Bootsreparaturen in der Werkstatt geschult, sie könnte als Multifunktionsraum auch zum Mikroskopieren oder im Kunstunterricht dienen. In einem Biologie-Praxisseminar zur Gewässerkunde ist gerade eine limnologische Plattform gebaut werden, von der aus Daten über Flora und Fauna des Ammersees gesammelt werden können. Auch dieses Floß ließe sich am oder im Bootshaus lagern. Büttner erinnert daran, wie das ASG bei der Eröffnung 2006 als "Schule am See" gefeiert wurde - "doch ohne Bootshaus können wir nicht einmal einen Seezugang bieten."