Brauchtum:Tutzing im Hochzeitsfieber

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Als Braut winkte Kathi Greinwald huldvoll bei der Fischerhochzeit 2011. Wer die Hauptrolle im Historienspiel 2017 übernimmt ist noch offen. (Foto: Georgine Treybal)

Das traditionelle Spektakel ist zwar aufs Jubiläumsjahr 2017 verschoben, aber die Organisatoren stecken schon in den Vorbereitungen

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Eigentlich wäre sie ja heuer dran, die Fischerhochzeit in Tutzing. Alle fünf Jahre wirft sich jeder im Ort, der das Historienspiel liebt, in ein Biedermeierkostüm. Und 10 000 Besucher bestaunen das Spektakel um den Sohn des rebellischen Hoffischers Gröber und die Bierbichler-Tochter aus Ambach. Diesmal wird der Turnus verlängert. Denn Tutzing feiert 2017 seine erste Erwähnung vor 1275 Jahren. Die Fischerhochzeit am 1./2. Juli markiert den prunkvollen Höhepunkt des kommenden Jubiläumsjahres. Für das launige Spiel zu Land und zu Wasser steckt das Fest-Kuratorium schon 15 Monate vorher in den Vorbereitungen.

Die zwölfte Fischerhochzeit steht unter neuer Regie. Denn Hubert Hupfauf reichte nach sieben Aufführungen in den vergangenen Jahrzehnten das Zepter aus Altersgründen weiter. Der vormalige Zweite Bürgermeister von Tutzing war als rühriger Cheforganisator Anlaufstelle für alles - egal, ob ein Schiff leckte, ein Ruder brach oder sich Kostüme bei der Hauptprobe als zu klein erwiesen. Diesen Posten übernehmen jetzt die amtierende Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg und die Dritte Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Mit im Boot des Kuratoriums sitzen der Erste Bürgermeister Rudolf Krug, Kulturreferentin Brigitte Grande, Altbürgermeister Peter Lederer, Lieselotte Garke für den Förderverein Fischerhochzeit und Lisa Gollwitzer als Ansprechpartnerin im Rathaus. Ihnen zur Hand geht ein vielköpfiges Organisationsteam.

Hauptsorge von Elisabeth Dörrenberg ist es, ein passendes Hochzeitspaar zu finden: "Denn die jungen Leute müssen aus Tutzinger Fischerfamilien kommen. Und da haben wir gerade einen Generationensprung." Traditionell wird am 1. Januar bekannt gegeben, wer die Hauptrollen der Fischerhochzeit übernimmt. 80 Darsteller für das Historienstück und etwa 200 weitere Mitwirkende können sich dann im Frühjahr 2017 anmelden. Kostüme nach Biedermeier-Vorbild erhalten sie teils aus einem Fundus, teils wird erwartet, dass sie sich selbst ausstaffieren. Denn das Fest hat durchaus seinen Preis: 2011 summierten sich die Kosten auf knapp 65 000 Euro. Der Förderverein Fischerhochzeit übernahm damals das gesamte Defizit von 40 000 Euro.

Festgehalten wird am Ablauf, unter anderem mit einem Hochzeitslader, Polterabend vor dem Guggerhof, Hochzeitsmarsch, Fest im ehemaligen Schloss und Brautverziehen. Für die Braut, die mit dem Boot kommt, werde extra ein Floß gebaut, kündigt Dörrenberg an. Beim Kilometer langen Festumzug mit zahlreichen Kutschen und Kapellen fungieren gern auch Prominente als Komparsen vor den Fernsehkameras, zuletzt etwa Ministerin Ilse Aigner. Gespielt wird die altbairische, etwas schwerfällige Urversion des ehemaligen Tutzinger Heimatpflegers Josefranz Drummer. Sie feierte 1929 Premiere. "Bis heute verteidigt Drummers Sohn die Fassung", erklärt Dörrenberg. Deshalb werde man auch kein sozialkritisches Stück sehen, was der Stoff aus Heimkehrerdrama, Liebesstory und Rebellenstück hergäbe, sondern die "Pilcher-Version mit Happy End".

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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