Bernried:Zuversicht und Harmonie

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"Lyrische Lebenswelten" nennt Nikolaus Hipp seine Arbeiten in der Galerie Marschall in Bernried. (Foto: Arlet Ulfers)

Unternehmer Nikolaus Hipp stellt seine Werke in Bernried aus

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Wenn ein erfolgreicher Unternehmer malt, könnte man meinen, er betrachtet die Kunst lediglich als Ausgleich zur Pflicht. Der Babynahrungs-Hersteller Claus Hipp ist jedoch ein professioneller, ernst zu nehmender Künstler, der neben seinem Jurastudium auch Musik und Malerei studiert hat. Unter dem Namen Nikolaus Hipp ist er bereits seit 1970 als freischaffender Künstler tätig. Seither war er auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Seit 2001 ist er ordentlicher Professor für nicht gegenständliche Malerei an der Kunstakademie Tbilisi in Georgien. Zum Thema "Die vier Jahreszeiten" sind derzeit seine jüngsten Werke in der Galerie Marschall in Bernried ausgestellt. Die Bilder sind noch bis zum 13. November zu den Öffnungszeiten der Galerie zu sehen.

Der 77-jährige Claus Hipp ist ein erfolgreicher Künstler und Unternehmer. 1968 hat er die Leitung des väterlichen Betriebs übernommen und ihn zu einem der führenden Unternehmen für Babynahrung ausgebaut. Doch es gibt auch einen anderen Claus Hipp, den eines namhaften Künstlers, der beispielsweise das Altarbild für die Benno-Kapelle in der Münchener Frauenkirche geschaffen hat. Um malen zu können, beginnt sein Tag bereits um 5 Uhr morgens. Dann steht er für zwei Stunden an der Staffelei und fährt anschließend in sein Unternehmen. Unter diesen Voraussetzungen könnte man von dem Künstler Bilder erwarten, die grell sind von laut schreienden Farben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Seine Bilder sind ausgewogen und voller Harmonie.

Alle seine Werke, die er nun seit mehr als 40 Jahren voller Schaffenskraft malt, zeugen von einem ausgewogenen Verhältnis von Raum, Licht, Fläche, Linie und Farbe. Hipp malt durchweg in Öl, seine Werke haben keine Titel. Er will dem Betrachter nichts aufzwingen, sondern seine Fantasie anregen. Auch wenn Hipps Bilder nicht gegenständlich sind, kann sich der Betrachter in den Bildern verlieren, etwa in das optimistische Lindgrün des Frühlings, die fröhlichen Farben des Sommers oder die warmen Erdtöne des Herbstes, aber auch in die kühlen eisblauen Winterfarben. Eine plastische Wirkung erzeugt der Künstler durch eine reizvolle Abwechslung von Pinsel und Spachtel.

Hipps Bilder drücken Zuversicht aus. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum er seine Werke in seinem Unternehmen aufhängen lässt. Jeder Mitarbeiter darf sich dort ein Bild aussuchen und es im Büro aufhängen.

"Nikolaus Hipp schenkt Such- und Sehnsuchtsbilder", erklärte die Galeristin Martina Marschall bei der Vernissage am Sonntag. Zunächst habe sie versucht jede Jahreszeit in einen eigenen Raum zu hängen. Doch sie entschied sich anders. Denn was sie selbst beispielsweise als Blätterteppich im Herbst interpretiere, könne für den Betrachter etwas anderes bedeuten. Für den Festredner und Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Udo Hahn, vermitteln Hipps Bilder Zuspruch, wie schön alles ist. Darüber hinaus seien sie auch eine Mahnung, was man verliere, wenn man den Rhythmus des Werdens und Vergehens ignoriere, sagte er.

Auf der Vernissage wurde auch der neue Kunstkalender vorgestellt, der jedes Jahr unter dem Motto "Lyrische Lebenswelten" mit Werken von Nikolaus Hipp herausgebracht wird. Mit dem Erlös aus dem Verkauf seiner Werke fördert Nikolaus Hipp übrigens soziale Projekte für Menschen in Georgien.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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