Sommerausstellung:Von Karibikblau bis zum Flüchtlingsdrama

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Schwimmbäder haben Dorothea Craven geprägt. In Bernried zeigt sie einige ihrer leuchtend blauen Fotos. (Foto: Fuchs)

Die diesjährige Sommerausstellung in Bernried bietet neben lieblichen Bildern auch Kunst, die aufschreckt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Das intensive Karibikblau zieht den Blick magisch an. Dorothea Cravens Fotos sind mehr als eine realistische Abbildung, es sind Fotogemälde. Insbesondere Swimmingpools haben es ihr angetan. Die riesigen Foto-Kunstwerke "pool blue" oder "pool green", die sie auf großflächigen Aluträgerplatten hinter Acryl präsentiert, sind raumeinnehmend.

Cravens Eltern hatten ein Café in einem Hallenbad betrieben, das hat die Fotokünstlerin offenbar geprägt. Weltweit macht sie sich auf die Suche nach Swimmingpools, in öffentlichen Bädern, bei Vereinen, in Hotels, ja manchmal sogar in heruntergekommenen Baracken. Ihre Bilder erstrahlen in ungewöhnlich leuchtenden Farben, obwohl sie sie nicht am Computer nachbearbeitet. Es sind die starken Kontraste und die ausgefallenen Perspektiven, die die Farben intensiv zum Leuchten bringen. Die Münchener Fotografin ist eine von 34 Künstlern, die ihre Werke derzeit in Bernried präsentieren. Bis zum Sonntag, 16. August, läuft dort die jährliche Sommerausstellung noch, wie immer an verschiedenen Orten. So können die Besucher zwischen Sommerkeller, Torbogengebäude, Klosterhof oder der Gärtnerei Steiger pendeln. Neu ist das Salettl im Gasthof Drei Rosen.

Bernried hat wegen seiner exponierten Lage schon im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Künstler angezogen. An diese Tradition knüpfen die Verantwortlichen unter der Federführung der Bernrieder Architektin und Künstlerin Ingrid Klemm-Beyer an. Die Ausstellung ist vor allem für Bernrieder Kunstschaffende konzipier. Doch im Laufe der Jahre kamen immer mehr Gäste hinzu. Im Gegensatz zu den einheimischen Künstlern, die unabhängig von Können und Qualität mitmachen dürfen, werden die Exponate der Gastkünstler von der so genannten Hängekommission ausgewählt. Deshalb ist in der Ausstellung nicht nur sehr Unterschiedliches zu sehen, auch das Niveau klafft weit auseinander. Entsprechend groß ist die Herausforderung für die Hängekommission eine durchgängige Linie zu schaffen. Denn die lieblichen Bilder von Hobbykünstlern hängen oft direkt neben anspruchsvollen Werken von akademischen Malern oder Bildhauern und bilden dennoch ein stimmiges Ganzes. Meist wird die Verbindung aber schon durch die verschiedenen Standorte vorgegeben: So werden in der Gärtnerei Gemüse- und Blumenmotive präsentiert, im Torbogengebäude Fotos und das Salettl ist den See- und Landschaftsbildern der Einheimischen vorbehalten. Damit wird an eine gewisse Tradition angeknüpft.

Der Weg zum Sommerkeller ist heuer steinig. Wegen des geplanten Umbaus führen steile Rampen zum Eingang. Klemm-Beyer hat dies kurzerhand in die Kunst einbezogen und mit Leuchtfarben das Wort Kunstausstellung auf die Kiesfläche gesprüht.

Der Bierkeller besticht indes durch sein historisches Tonnengewölbe und ist wie gemacht für die Präsentation von Skulpturen, Plastiken oder von raumeinnehmenden Installationen. Ein Blickfang sind die Holzinstallation von Andrea Kreipe aus den kläglichen Hinterlassenschaften des Sturmtiefs "Elon" vom 10. Januar, die Exponate der Bildhauer Ilse Bill und Michael Glatzel oder die Holz- und Steinskulpturen des Raistinger Künstlers Harald Sperka.

Zum vorerst letzten Mal ist im hinteren Bereich des Sommerkellers eine zeitkritische Installation der Bernrieder Künstlerin Phi Plankenhorn zu sehen. Sie setzt sich mit dem Flüchtlingsdrama im Mittelmeer auseinander. Plankenhorn ist jedoch umgezogen und hat jetzt ihr Atelier am Chiemsee. Der Amerikaner Baird Cornell, der auf Gut Deixlfurt lebt, hat den Prozess des Wandels sowie die zunehmende Geschwindigkeit der Globalisierung thematisiert und den Raum in seine Kunst einbezogen. Der Blick zum historischen Teil des ehemaligen Bierkellers sowie die Brandschutztüre zum Gemeindearchiv symbolisieren die Vergangenheit. Die Betonwände, die bald abgerissen werden, sowie die Holz-Installationen, die zum Teil von seinen Enkelkindern und seinem Sohn gestaltet wurden, stehen für den Prozess der Veränderung.

Die Ausstellung hat täglich geöffnet von 14 bis 19 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 19 Uhr.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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