Auf dem Vereinsgelände in Hochstadt:Tanz der Flieger

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Sie sind laut und stinken. Trotzdem sind Modellflugzeuge ein faszinierendes Spielzeug. Für Männer, nicht für Frauen.

Von Michael Berzl, Hochstadt

Der Modellfliegerclub Seefeld-Hochstadt lädt am Wochenende zur Saisoneröffnung ein. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Der faucht wie ein Großer. Und stinkt auch so. Vier Liter Kerosin gehen in zehn Minuten durch die Turbine, wenn Sascha Euteneier die rot-weiße Tutor 114 durch die Luft jagt. Mehr als 20 Kilogramm wiegt dieser kleine Jet mit einer Spannweite von 2,80 Metern. Wenn er hoch oben über die Bäume zischt, ist er auf den ersten Blick von einer echten Maschine kaum mehr zu unterscheiden. Eine kleine Bewegung mit Zeigefinger und Daumen am Joystick der Fernbedienung, und das Modellflugzeug zieht nach oben und dreht noch eine Runde, ehe es Euteneier routiniert zur Landung ansetzt. Die asphaltierte Bahn reicht nicht ganz aus, der Jet holpert noch ein bisschen ins Gras, kurvt zurück und sein Fauchen verstummt.

Eine gelungene Vorführung, Alexander El Sawaf lächelt zufrieden und ein bisschen stolz, denn das Modell gehört ihm. Am Boden parkt ein weiteres Prachtstück aus seiner Sammlung, eine blaue Bear Cat mit einem Fünf-Zylinder-Sternmotor. Bis zu 8000 Euro kostet so eine Maschine. "Ein bisschen verrückt sind wir hier schon alle", sagt der Puchheimer.

Flieger-Asse aus ganz Europa

Der 42-Jährige ist seit vier Jahren Vorsitzender des Modellfliegerclubs Seefeld-Hochstadt, dem zwei aufregende Wochenenden mit spektakulären Shows bevorstehen: der Saisonstart am 16. Mai und dann der Acro-Cup des Bundesverbands DMFV mit Flieger-Assen aus ganz Europa. Jeweils bis zu 400 Zuschauer werden bei den Veranstaltungen auf dem Flugplatz zwischen Unterbrunn und Hochstadt erwartet.

An den beiden Wochenenden ist Showtime über der frisch gemähten Wiese zwischen Kiesgrube und Waldrand. Zum Take off an diesem Samstag zeigen Vereinsmitglieder und ihre Gäste Kunststücke mit Jets, Kunstflugmodellen und Hubschraubern. In der Szene bekannte Piloten wie Eric Weber, Stefan Wurm, Robert Sixt und Marc Petrak zeigen Shows. Beim Lehrer-Schüler-Fliegen können auch Jugendliche das Steuern ausprobieren.

Das Programm geht bis spät in den Abend, zum Abschluss gegen 21.30 Uhr ist noch eine Nachtflugshow zu sehen. Zuschauer sind beim Take Off ausdrücklich willkommen. Beginn ist um 10 Uhr, der Eintritt kostet fünf Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre müssen nichts zahlen.

Spektakuläre Flüge sind auch am Pfingstwochenende zu sehen, wenn die besten Modell-Piloten aus ganz Europa zum Wettkampf antreten. Am Samstag müssen sie bestimmte Figuren möglichst präzise fliegen, am Sonntag wird es noch verrückter; da tanzen die Modellflugzeuge zu Musik am Himmel. Da kann es tatsächlich passieren, dass sich Apparate mit drei Metern Spannweite im Walzertakt bewegen. "Wir haben tolle Piloten da, die richtig tolle Sachen machen", verspricht Sawaf. Beginn ist jeweils um 10 Uhr.

Voraussetzung ist aber immer, dass das Wetter passt, denn bei Regen können sie nicht fliegen. Der Platz an der Oberwieser Straße ist nicht ganz leicht zu finden, darum ist der Weg von der Unterbrunner Umfahrung aus beschildert.

Der Verein mit gut 120 Mitgliedern hat das Gelände von einem Bauern gepachtet und viel Geld und Zeit investiert, um es herzurichten. Nun steht dort ein großes Vereinsheim mit Theke und Ofen und genügend Platz, um Ausrüstung zu lagern. Allein in die 80 Meter lange Start- und Landebahn haben sie 25 000 Euro investiert. Tische sind fest montiert, wo kleine Reparaturarbeiten erledigt werden können, wo die Modelle zusammengebaut und aufgetankt werden können. Ein hoher Sicherheitszaun trennt diesen Bereich von der Landebahn, am Eingang steht ein Feuerlöscher bereit.

Die Aufstiegsgenehmigung kommt vom Luftfahrtbundesamt. Hier hat alles seine Ordnung. Auch die Zusammenarbeit mit dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen in nur eineinhalb Kilometern Entfernung ist geregelt. "Wir verstehen uns gut mit dem Tower", beteuert Sawaf. Die Vereinsflieger gehen mit ihren Modellen zum Beispiel sofort auf den Boden, wenn etwa die Ankunft eines Rettungshubschrauber drüben auf dem großen Flughafen gemeldet wird.

Es gibt schon auch andere Modellflugvereine in der Umgebung, in Germering zum Beispiel, in Inning, Puchheim oder Alling, aber so gut ausgestattet ist kaum einer, und der MFC-Platz ist einer der wenigen in der Umgebung von München mit Starterlaubnis für Flugzeuge mit Turbine. Darum kommen sie auch von weit her zum MFC Seefeld-Hochstadt, aus dem Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck, aus München und dem Würmtal, sogar aus Grasbrunn.

Frauen? Fehlanzeige

Die Männer sind hier mit ihrem Spielzeug unter sich. "Da waren doch auch mal zwei Frauen dabei", rätseln sie, es muss wohl länger her sein. Dafür ist fast jedes Alter vertreten. Buben kommen mit ihren Vätern, an einem der Tische müht sich der 86-jährige Hans Zeitler mit den Kabeln und den Flügeln seines Styropor-Seglers. "Da ist der Wurm drin, das wird jetzt nichts mehr", murmelt er geduldig, als Vereinskollegen kommen und versuchen, ihm zu helfen. Es macht ihm offenbar nichts. "Das kommt schon mal vor, dass man hier rausfährt und dann nicht einmal fliegen kann", erzählt der Wörthseer. Aber es gefällt ihm auch so draußen auf dem Flugplatz.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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