Architektur:Wettbewerb ohne Sieger

Lesezeit: 2 min

Das alte Bahnhofsgebäude soll erhalten bleiben, meinen zwei der Wettbewerbsteilnehmer. (Foto: Arlet Ulfers)

14 Architekten machen sich Gedanken über die Zukunft des Bahnhofsgebäudes, des Jugendzentrums und des Hotels Simon in Gauting. Keiner der Entwürfe überzeugt die Gemeinderäte wirklich

Von Michael Berzl, Gauting

Das alte Bahnhofsgebäude soll stehen bleiben: Da sind sich die beiden Architekten einig, deren Beiträge zu einem Ideenwettbewerb der Jury noch am besten gefallen haben. Ausgerechnet ein Gautinger Büro kommt dagegen zu dem Ergebnis, dass ein Abriss die bessere Lösung wäre. Und so sind auch nach dem Wettbewerb mit 14 Teilnehmern alle möglichen Varianten denkbar. Ein richtig überzeugender Vorschlag war ohnehin nicht dabei; die Jury hat daher keinen Sieger gekürt und auch keine Anerkennungspreise vergeben. "Ich hätte mir da mehr erhofft", hatte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger schon vor drei Wochen gesagt, als die Namen der Zweit- und Drittplatzierten bekanntgegeben worden waren.

Im Gautinger Rathaus liegt nun noch mehr Papier mit Entwürfen, Skizzen und Empfehlungen. Dabei mangelt es schon bisher nicht an Plänen. "Ich war etwas ratlos über die vielen Untersuchungen, die Sie zu dem Thema schon haben", sagte sogar die Diplom-Ingenieurin Rita Lex-Kerfers, die am Dienstag im Bauausschuss ebenso wie der Rosenheimer Architekt Rainer Heinz ihre Ideen vorstellen durfte. Deren Entwürfe sind jeweils mit dem 2. Preis ausgezeichnet worden. Eingeladen war auch der drittplatzierte Erich W. Baier, der allerdings an dem Dienstag wegen eines anderen Termins nicht kommen konnte.

Die Kommunalpolitiker müssen sich also mit den Einfällen von Zweitplatzieren zufrieden geben, dabei hätten sie ein erstklassiges Gesamtkonzept so gut gebrauchen können. Schließlich stehen diesem zentralen Bereich im Ort tiefgreifende Änderungen bevor: Die Tage des Postgebäudes neben der Pippinunterführung sind gezählt, das wegen Baufälligkeit gesperrte Schulhaus weicht einem neuen Wohn- und Geschäftshaus, das sogenannte Rottenfußer-Grundstück hinter dem Jugendzentrum, das bisher als Parkplatz dient, könnte wohl auch besser genutzt werden. Auch der Bahnhof wird umgestaltet.

Den Beiträge, die in den Augen der Jury noch am brauchbarsten erschienen, ist ein Sammelsurium von zum Teil recht unterschiedlichen Verbesserungsvorschlägen für den Bereich vom Bahnhof bis zum Hauptplatz zu entnehmen. Nicht nur über die Zukunft des alten Bahnhofsgebäudes gegen die Ansichten auseinander, sondern auch über die des Jugendzentrums: Zwei Architekten würden es gerne abreißen lassen, einer würde es stehen lassen. Auch das Hotel Simon gegenüber vom Bahnhof würden sie gerne wegreißen, es sei ja "schon ziemlich in die Jahre gekommen", wie Heinz sagte. Planerin Lex-Kerfers würde gerne den Maibaum auf die andere Seite der Hauptplatz-Kreuzung versetzen, während so etwas in anderen Entwürfen gar kein Thema ist. Teilweise widersprechen die Vorschläge auch der Beschlusslage im Gemeinderat. So hält Richard Eck (UBG) es für "zwingend notwendig", das Kriegerdenkmal zu versetzen, während einer der Planer die etwas martialisch wirkende Figur gerne noch aufwerten würde, indem die Einfassung aus Hecken entfernt wird. Einig sind sich die Architekten hingegen über die Zukunft des Rottenfußer-Parkplatzes, der begrünt werden sollte, eventuell sogar mit einem Brunnen oder Wasserspielen aufgehübscht werden könnte. Eine Wendeschleife für die MVV-Busse, Radlerschutzstreifen an beiden Seiten der Bahnhofstraße und ein Biergarten neben dem alten Elektrizitätswerk sind weitere Vorschläge in den vorgestellten Arbeiten.

Aus dem Ausschuss kamen kaum Nachfragen zu den beiden Präsentationen. Um die Auswirkungen auf die Bautätigkeit in der Gautinger Ortsmitte etwas einschätzen zu können, mag in dem Fall ein Blick auf Begrifflichkeiten hilfreich sein: Es handelt sich um einen Ideenwettbewerb, nicht um einen Realisierungswettbewerb.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: