Architektur:So hätte das Kino in Gauting eigentlich aussehen sollen

Lesezeit: 2 min

Der Starnberger Architekt Nicolai Baehr mit seinem Lego-Modell vom Gautinger Breitwand-Kino, das er vor zwei Wochen gebaut hat. Aus den Kunststoffklötzchen hat er auch eine Treppe mit Sitzstufen gebildet, die seiner Ansicht nach im Eingangsbereich entstehen sollte. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Architekt Nicolai Baehr erinnert an Ideen für das "Breitwand": Vor dem Eingang sollte eine Treppe mit Sitzstufen entstehen. Stattdessen finden sich dort nur Kiesel.

Von Michael Berzl, Gauting

Als Lego-Modell existiert die Freitreppe mit Sitzstufen vor dem Gautinger Kino schon. So hätte sich der Starnberger Architekt Nicolai Baehr eigentlich das Entrée vorgestellt. Er wollte das natürliche Gefälle nutzen und ansprechend gestalten, so dass eine Art Tribüne entsteht, auf der man sich aufhalten kann. Stattdessen stellt er fest: "Dort ist heute leider ein Schutthaufen". So despektierlich hat der Planer bei einem Vortragsabend im Rahmen der Reihe "Architektursichten" die jetzige Situation beschrieben. Dieses "Provisorium" sollte möglichst nicht auf Dauer so bleiben, forderte Baehr vor gut 50 Zuhörern im Bosco. Und das ist nur eines von mehreren Gestaltungsdetails, die nicht ganz so geworden sind, wie er sich das ursprünglich vorgestellt hätte.

Große Steine in Drahtkörben und eine Art Kieshang begrenzen derzeit den Unterbau des Zugangs zum Kinofoyer. Dass das nur eine Übergangslösung sein soll, ist den meisten Gautingern wohl nicht bewusst. "Wir hatten das nicht so abweisend mit dem Kies geplant", machte Baehr klar. Er hatte ursprünglich ganz andere Vorstellungen. Nach früheren Entwürfen und seinem neuem Lego-Modell sollten parallel zum Treppenhaus im Gebäude auch außen Stufen verlaufen und hinunter führen auf das tiefere Niveau, auf dem sich der Eingang zu einer Apotheke befindet. Er sprach von einer "Amphitheater-Treppe" und fand damit Anklang bei seinen Zuhörern. Jede Möglichkeit, draußen zu sitzen, würde mit Handkuss angenommen, hieß es. Mütter mit Kindern könnten sich auch dort niederlassen, statt in einem der Wartezimmer im Ärztehaus, sagte eine Diskussionsteilnehmerin. Und die frühere Gemeinderätin Lore Krumbholz regte an, diese Idee per Antrag in den Gemeinderat einzubringen. Das Problem: Ehe aus den Sitzstufen etwas wird, muss feststehen, was sich in der Umgebung tut. "Wenn die Gautinger endlich wissen, wie der Bahnhofsplatz einmal aussieht", wie Architekt Baehr sagte.

Das Verhältnis zwischen Kino-Planer Baehr und Kino-Betreiber Matthias Helwig soll zur Eröffnung im Herbst 2016 hin nicht mehr ganz so gut gewesen sein wie zum Auftakt ihrer Zusammenarbeit. Vor allem wegen der Kosten, die von zwei auf drei Millionen Euro gestiegen waren. Der Architekt hatte 15 Jahre zuvor schon den Umbau des ehemaligen Sparkassengebäudes in Starnberg zum Lichtspielhaus konzipiert. In Gauting jedoch tauchten besondere Schwierigkeiten auf, von denen Baehr auch beim Architektursichten-Abend berichtete. Die Altlasten im Boden zum Beispiel oder der besonders schwierige Untergrund. Oder die Anforderungen der Bahn, die immensen Mehraufwand zur Folge hatten. So musste etwa ein gigantischer Stahlrahmen konstruiert werden, um die Spundwände abzustützen, damit nur ja kein Bahngrund berührt wird. Oder die Lagerung des gesamten Gebäudes auf dicken Gummimatten, um die Erschütterungen der vorbei fahrenden Züge zu dämpfen.

So blieben bei dem Kinobau, der ohnehin schon viel teurer wurde als gedacht, einige hübsche Details auf der Strecke. So sollten laufende Bilder die Vorderseite zieren, doch das erwies sich als zu kostspielig, wie Baehr sagte. Zu den Gleisen hin sollte der Breitwand-Schriftzug so montiert werden, dass beim Vorbeifahren in der S-Bahn ein Flimmereffekt entsteht. "Leider zu aufwendig", sagte Baehr, "damit leben wir Architekten, dass manche Idee in der Schublade landet".

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: