Starnberg:Solidarische Segler

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Das Bootshaus des Münchner Yacht-Clubs in Starnberg ist abgebrannt. Die Mitglieder wollen es wieder aufbauen

Von Christian Deussing, Starnberg

Maximilian Adami werkelt im Jugendhaus herum, als er hört, wie Scheiben klirren. "Ich sah, wie unser Bootshaus unten am Seeufer schon lichterloh brannte", berichtet er. Geistesgegenwärtig schaffte es der junge Mann mit einem Helfer, zwei Bundesliga-Segelboote ( J70) mit dem Traktor vom Feuer wegzuziehen, doch die Katastrophe war am Freitagabend auf dem Gelände des Münchner Yacht-Clubs (MYC) in Starnberg nicht mehr aufzuhalten. Von dem 95 Jahre alten, denkmalgeschützten Bootshaus ist nur noch ein verkohltes Gerippe übrig. Eine bekannte Silhouette am Starnberger See wurde zum Opfer der Flammen. Die Brandursache ist laut Polizei weiterhin völlig unklar, die Hitze war so groß, dass auch Experten sich bisher in keine Richtung festlegen mögen. Der Schaden beträgt zwei Millionen Euro. Vernichtet wurde das Herzstück eines stolzen Segelvereins.

Zwei Jugend-Schlaflager, etliche Beiboote, 50 Masten, Spinde und der Regattaraum sind zerstört. MYC-Präsident Niko Stoll will das historische Gebäude wieder aufbauen. Er spüre für diesen Plan schon Rückenwind im Club, in dem 540 Mitglieder organisiert sind. "Wir haben zwei Weltkriege überlebt, dann schaffen wir das jetzt auch", sagt der Präsident entschlossen. Doch die Mitglieder und vor allem die betroffenen Bootseigner quält eine Frage: Wie konnte das passieren?

Das fragt sich zum Beispiel Otto Hartmann aus München. Der Architekt hatte vor einigen Jahren das alte Bootshaus mitrenoviert. Die Elektrik wurde komplett erneuert, der Brandschutz auf den modernsten Stand gebracht. Hartmanns Segelboot steht 15 Meter neben der Brandruine. Das mehr als 1000 Grad heiße Feuer hat den Bug des Schiffes verbeult und das Gummi an der Anhängerkupplung verschmort. Hartmann ist seit 30 Jahren Mitglied und kann das Unglück immer noch nicht recht fassen. Ähnlich geht es Celina Nißl. Ihr Regattaboot Summer Samba wurde stark beschädigt, die Starnbergerin spricht von einem Totalschaden. Dabei schaut die 36-Jährige zum Bootshaus, in dem sie als Trainerin mit Segelkindern früher übernachtet hat. Am Absperrgitter geht Wolfgang Rappel entlang, ebenso betroffen wie die anderen. "Ein Wahnsinn, ich verstehe das nicht", schüttelt der Segelveteran traurig den Kopf und erinnert sich daran, wie begeistert er in seiner Jugend in dem schönem Haus Tischtennis gespielt hat.

Präsident Stoll hofft, dass die Stadt Starnberg und die Schlösser- und Seenverwaltung dem Wiederaufbau des Bootshauses zustimmen. Jedenfalls werde er darin von anderen Segelvereinen am Starnberger See unterstützt, die auch bereit seien, dem Münchner Yacht-Club zu helfen - egal wie. Es gebe jetzt zudem eine "große Solidarität" innerhalb des Münchner Yacht-Clubs nach diesem schlimmen Brand, erzählt der MYC-Vorsitzende. Zumindest das ist ein kleiner Trost.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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