Wasserball:Freigeschwommen

Lesezeit: 2 min

Keiner trifft wie Marko Ristic: Im Vorjahr war der Münchner (li.) mit 54 Toren bester Schütze der zweiten Liga Süd. Diese Saison traf er 62 Mal. (Foto: Claus Schunk)

Nach schwachem Saisonstart belegt die SG Stadtwerke München noch den dritten Platz in der zweiten Liga Süd. Dass die Prognosen für die kommende Saison besser sind, liegt an eigenen Talenten, hochkarätigen Zugängen - und ihrer neuen Selbstsicherheit

Von Ralf Tögel, München

Wenn Ivan Mikic auf die gerade abgelaufene Saison zurückblickt, dann ploppen erst einmal weniger schöne Bilder in seinem Kopf auf. "Den Saisonstart haben wir gründlich verpatzt", erinnert sich der Spielertrainer der Münchner Wasserballer an die knappen Niederlagen in Ludwigshafen (9:10) und Pforzheim (10:11) gleich zu Saisonbeginn. Das sei schon verrückt gewesen, findet Mikic: "Wir dachten, das sind Selbstläufer, waren zu selbstsicher." Es blieb aber bei den beiden negativen Ausreißern, die Zweitligasaison fand ein versöhnliches Ende. "Der dritte Platz ist das, was wir erreichen wollten", erklärt der 35-Jährige. In dem ungeschlagenen Meister und Aufsteiger SG Würzburg 05 sowie dem Zweiten SGW Leimen/Mannheim waren zwei Teams schlichtweg besser. Gegen diese beiden Kontrahenten setzte es folgerichtig die restlichen vier Niederlagen. Doch auch der Bronzerang weckt Erwartungen. Und auch in dieser Hinsicht "schaut es gut aus", wie Mikic findet.

Die Mannschaft, die sich im Saisonverlauf deutlich zu steigern wusste, bleibt in nahezu unveränderter Formation zusammen. In einer Saison, die dem Spielertrainer all seine mittlerweile ausgefeilten Improvisationskünste abverlangt hatte. Denn in Markus Hörwick hatte sich ein Schlüsselspieler aus beruflichen Gründen verabschiedet, die Zugänge Brinio Hond aus den Niederlanden und William Gorin konnten dies zu Saisonbeginn noch nicht kompensieren. Gerade der Amerikaner Gorin hat noch Luft nach oben, wie er selbstkritisch einräumt: "Es hat etwas gedauert, bis ich mich auf die Schiedsrichter eingestellt habe und wieder fit geworden bin. Aber in der nächsten Saison werde ich sofort voll einsatzbereit sein."

Zwischenzeitlich musste Mikic sogar Altmeister Aitor Benavent Cabanos zu einem Kurz-Comeback überreden, weil Flügelflitzer Jan Krollmann einen spontanen viermonatigen Urlaub einlegte und David Milosavljevic seine Saison im Februar beendete. Für den am Ellenbogen verletzten Torwart Robert Idel hielt zwischenzeitlich Viktor Sipos, der dafür sogar seinen Zigarettenkonsum einstellte. Die Mannschaft fand dennoch immer besser zueinander, nicht zuletzt dank der eigenen Talente. "Wir hatten anfangs größere Probleme, uns zu finden", räumt auch SG-Kapitän Marko Ristic ein. Doch gerade er wusste als Trainer der A- und B-Jugend Abhilfe zu schaffen, baute mit Mikic einige Nachwuchskräfte ein. German Kulnevsky entwickelte sich so zu einer wertvollen Option auf der rechten Seite, Anton Spanjol wuchs langsam in die Rolle des Spielmachers. Spanjol hat von der vergangenen Saison beim SV Cannstatt profitiert, dort war er erst im U-17-Finale um die deutsche Meisterschaft an Hannover gescheitert. Nun geht er wieder für die SG München ins Wasser und steht wie die Jugendspieler Anton Bander und Stefan Kovacevic für eine hoffnungsvolle Zukunft. Was erst recht für den gerade einmal 15-jährigen Aron Kantona gilt, der wie seine jungen Kollegen "uns alten Säcken" Beine machen werde, wie Ristic flapsig anfügt. Ristic ist erst 22 Jahre alt, hat vor zwei Jahren ebenfalls noch für Cannstatt in der ersten Bundesliga gespielt. Nun war er in der abgelaufenen Zweitligasaison erneut Torschützenkönig der Gruppe Süd. Seine Bestmarke von 54 Treffern aus der Vorsaison schraubte der Kapitän auf fabelhafte 62. Er bleibt neben dem routinierten Spielertrainer damit der große Rückhalt im Münchner Team.

Dass sich die Mannschaft gefestigt hat, dafür war die letzte Partie gegen Pforzheim Beleg. Es war eine ähnlich bescheidene Leistung wie zu Saisonbeginn, doch diesmal gewann die SG knapp 12:11. Es ist diese Mischung aus Talenten und gestandenen Routiniers, die Mikic zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt. Auch weil der Umbau der Olympia-Schwimmhalle seine Trainingszeiten nicht tangieren wird. Dennoch zögert Mikic, wenn er Ziele für die kommende Spielzeit nennen soll: "Platz eins bis drei", sagt er dann. Alles andere wäre "noch zu verrückt".

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: