Volleyball:Zweieinhalb gute Nachrichten

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Der TSV Herrsching freut sich über einen 3:1-Auswärtssieg, bei dem sich kein weiterer Spieler verletzt. Außerdem haben die Verantwortlichen einen neuen Wunschkandidaten für den Außenangriff gefunden.

Von Katrin Freiburghaus, Herrsching

Max Hauser hatte viel Arbeit. Dass sich der Trainer von Herrschings Volleyballern während eines Bundesligaspiels etwa hundert Mal die Haare rauft, ist hinlänglich bekannt. Am vergangenen Samstag blieb ihm jedoch kaum Zeit dazu. Er hatte damit zu tun, ungewöhnlich viel zu coachen und seine Spieler bei Bedarf für kurze Ansprachen sogar beim Jubeln abzupassen. Denn die drei Punkte, mit denen sein Team nach dem 3:1-Erfolg (25:27, 25:18, 30:28, 25:22) bei den Netzhoppers aus Königs Wusterhausen noch in der Nacht wieder zurück nach Hause fuhr, waren unnötig hart erkämpft.

"Wir fallen nicht um, das hat mich sehr beeindruckt", lobt Trainer Max Hauser

"Ich hatte kein gutes Gefühl, der Gegner kam mir gut eingespielt vor, und mir gefiel unsere Körpersprache nicht so gut", sagte Hauser. Zunächst war davon zwar wenig zu sehen gewesen, Herrsching war mit 4:0 in Führung gegangen und hatte beim Stand von 22:18 wie der sichere Gewinner des ersten Durchgangs ausgesehen. Dann aber gab der TSV zwei Satzbälle und schließlich - zum eigenen Unverständnis - auch den ganzen Satz mit 25:27 ab. Herrschings wertvollster Mann, Zuspieler Michal Sladecek, und Diagonalangreifer Christoph Marks sahen einander fassungslos an, als hätten sie etwas Wesentliches verpasst. Und so ähnlich war es mit den letzten Punkten des Satzes tatsächlich gewesen. "Wir haben es uns selber schwer gemacht", bestätigte Libero Ferdinand Tille, "wir hatten das eigentlich schon im Sack."

Was in den drei folgenden Sätzen geschah, erzählte dagegen die aus Herrschinger Sicht erfreuliche Geschichte einer Entwicklung. "Wir haben nicht gut gespielt, aber wir fallen nicht um, das hat mich sehr beeindruckt", lobte Hauser, "wir sind in zwei Sätzen die ganze Zeit hinterhergelaufen - und haben KW am Ende noch gekriegt." Hauser ordnete den Erfolg durchaus nicht als Pflichtsieg ein. "Er war ein bisschen glücklich für uns, und es waren wirklich wichtige Punkte - hier werden in dieser Saison noch Mannschaften verlieren", prophezeite er.

Noch vor einem Jahr, mutmaßte Herrschings Marketing-Manager André Bugl, hätte dieses Schicksal auch sein Team ereilt. "Da hätten wir so ein Spiel noch verloren", sagte er. Wie stark das Team mental geworden ist, zeigte sich in der Verlängerung des dritten Satzes. Herrsching hatte erneut zwei Satzbälle vergeben, wehrte im Gegenzug aber vier gegnerische ab und agierte anschließend so lange konzentriert, bis die Gastgeber den Satz mit einem Eigenfehler im Angriff beendeten. "Das war der Knackpunkt", sagte Tille.

Die zweite gute Nachricht neben den Punkten war, dass sich erneut niemand verletzt hatte - und eine weitere halbe gute, dass das womöglich bald kein Thema mehr ist. Denn wann immer Herrschings Angreifer derzeit nach Angriffen auf dem Boden landen, meint man, irgendjemanden im Tross zusammenzucken zu sehen. Die Personalsituation ist durch den Kreuzbandriss von Slawomir Zemlik und den geplatzten Deal mit seinem designierten Ersatzmann Ryan Jay Owens unverändert angespannt. "Sportlich hat Tim Peter das bislang hervorragend gemacht", lobte Bugl, "aber auswärts hing da immer ein Damoklesschwert über unseren Köpfen, da durfte nicht viel passieren."

Zu Hause hat Herrsching etliche Backup-Spieler, die vor allem aus Zeitgründen nicht mehr dauerhaft dabei sind, aber notfalls einspringen. Auswärts stellt sich der Angriff dagegen von alleine auf. Das russische Talent, dessen Verpflichtung zuletzt wahrscheinlich schien, wird nicht kommen. Wegen dessen ukrainisch-russischer Staatsbürgerschaft sei es kompliziert, an ein Visum zu gelangen, zudem hätten sich zwei Möglichkeiten ergeben, "die sportlich noch besser sind", sagte Bugl. Genauer ins Detail gehen wollte er nicht, "denn wir haben ja zuletzt gesehen, wie schnell sich das Blatt wenden kann". Die im Grunde sichere Verpflichtung von Owens war unter anderem daran gescheitert, dass sich keine Unterbringungsmöglichkeit für dessen Hund gefunden hatte, die beiden Parteien gleichermaßen zusagte. Auch dem aktuellen Kandidaten der Wahl liegt nun ein von Herrsching unterschriebener Vertrag vor. Bugl ist zuversichtlich, denn soviel verriet er dann doch: "Er hat schon mal keinen Hund."

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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