Volleyball:Waidmanns Glück

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Die Alpenvolleys verpflichten US-Mittelblocker Matthew Pollock - und in Österreichs Nationalspieler Florian Ringseis ihren Wunschlibero.

Von Sebastian Winter, München

Stefan Chrtiansky wollte eigentlich schon weg sein, irgendwo in den Wäldern seiner slowakischen Heimat. Der passionierte Jäger findet dort neben Wild auch immer wieder seine Ruhe. Aber noch kann er nicht fort aus Innsbruck, viel Arbeit würde gerade liegen bleiben, vor allem würden viele Spieler bei anderen Klubs unterschreiben und eben nicht bei den Alpenvolleys, deren Trainer (und Kaderplaner) Chrtiansky ist. Nun darf er zwei Löcher im durch die immerhin acht Weggänge ausgedünnten Kader wieder schließen, denn das deutsch-österreichische Erstliga-Projekt hat am Dienstag seine ersten beiden Zugänge für die neue Saison bekannt gegeben: US-Mittelblocker Matthew Pollock und der österreichische Nationalspieler Florian Ringseis, der den Brasilianer Lucas Provenzano de Deus als Libero ersetzt.

Ringseis, 25, ist ein Wunschspieler von Chrtiansky und Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler, sie beobachten ihn schon länger, bisher flutschte er ihnen aber immer durchs Netz. Bis 2012 spielte der 80-malige Nationalspieler beim damaligen großen Ligarivalen in Österreich, den Hotvolleys Wien, danach verschlug es ihn bereits in die Bundesliga, zunächst zum TV Bühl, danach zu den United Volleys nach Frankfurt - wo er unter seinem Klub- und Österreichs Nationaltrainer Michael Warm 2017 erst im Playoff-Halbfinale scheiterte. Vergangene Saison gewann Ringseis dann mit dem finnischen Klub Valepa Sastamala das Double aus Meisterschaft und Pokal. "Florian ist mit seiner Routine und seiner außergewöhnlich guten Annahme sicherlich eine Verstärkung für die Alpenvolleys", sagt Chrtiansky, der in der vergangenen Saison immer wieder mit der schwankenden Annahme seines Teams zu kämpfen hatte.

Der 2,07 Meter lange Pollock ist ebenfalls erfahren, hat aber ein gänzlich anderes Aufgabengebiet als Ringseis. Er soll möglichst viele gegnerische Bälle blocken und außerdem erfolgreich angreifen. Defensivqualitäten brauchen die Männer in der Mitte nicht zu haben - weil sie auf den hinteren Positionen stets vom Libero ersetzt werden. "Matthew habe ich mir schon vor drei Jahren angeschaut, damals hat es mit einem Wechsel nicht geklappt", erzählt Chrtiansky. Auch der Kalifornier, der an der Pepperdine University zum Profivolleyballer ausgebildet wurde, sei "ein absoluter Wunschspieler. Mit ihm wird das Blockspiel sicherlich noch um eine Spur besser wie bisher". Allerdings haben die Alpenvolleys in Pedro Frances und Kapitän Douglas da Silva bereits zwei starke Spieler auf dieser Position.

Wie viele frühere US-College-Volleyballer tingelte Pollock danach als Wanderarbeiter durch Europa: Drei Jahre war er in Finnland, davon eines in Sastamala, wo Ringseis später seine Erfolge feierte, danach in der Schweiz, in Portugal und zuletzt in Italien beim Zweitligisten Roma Scarabeo. Der 28-Jährige war dort ligaweit bester Mittelblocker und steht zudem im erweiterten Kader des US-Nationalteams.

"Ein paar Puzzleteile fehlen jetzt noch", sagt Chrtiansky, Ende dieser Woche soll die Tinte unter den nächsten Verträgen trocken sein. Einen Außenangreifer mit großen Annahmequalitäten suchen sie noch. Und einen Diagonalspieler, einen also, der über mächtige Angriffe verfügt und die wichtigen Punkte machen soll. Auf dem deutschen Markt sieht es in dieser Hinsicht schlecht aus, "die qualitativ hochwertigen Spieler sind für uns zu teuer", sagt Alpenvolleys-Sprecher Christian Sigl. Dafür holt der Klub zusätzlich zu Jonas Sagstetter, der schon vergangene Saison Teil des Teams war, aus Unterhachings Zweitliga-Mannschaft noch Zuspieler Eric Paduretu und Hristiyan Dimitrov als Perspektivspieler in den erweiterten Kader.

Auch Matthew Pollock (Mitte) verstärken die Alpenvolleys. (Foto: Alpenvolleys/oh)

Vielleicht dürfen sie kommende Saison sogar einmal Europapokalluft schnuppern, die Alpenvolleys starten als Playoff-Halbfinalist ja im zweitklassigen CEV-Cup. Dem Vernehmen nach hätten sie gar die Chance, an der Champions-League-Qualifikation teilzunehmen, da der europäische Verband die Zugangskriterien offenbar vor wenigen Tagen erneuert hat. Bis 11. Juni müssen sie sich entscheiden. Die Tendenz geht aber eher Richtung CEV-Cup - weil er schlicht weniger kostet und ihnen größere sportliche Chancen bietet.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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