Volleyball:Vom Haken gelassen

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Die Alpenvolleys gewinnen 3:2 in Düren und freuen sich darüber, in der erweiterten Spitze angekommen zu sein. Zugleich hadern sie damit, das Spiel zwischendurch aus der Hand gegeben zu haben.

Von Katrin Freiburghaus, Unterhaching

Das Ergebnis, mit dem die Alpenvolleys Haching am vergangenen Sonntagabend die Heimreise aus Düren antraten, war schön anzusehen. 3:2 (25:16, 25:22, 22:25, 20:25, 15:12) hatte das Team von Trainer Stefan Chrtiansky den Tabellenvierten in einem Match mit vielen spektakulären Aktionen auf beiden Netzseiten niedergerungen. Damit verpasste es zwar knapp, Düren in der ersten Volleyball-Bundesliga zu überholen, sicherte den fünften Platz aber mit eben jenen zwei in Düren eroberten Punkten Vorsprung auf den Sechsten Herrsching ab. "Mein Ziel war es, hier zu gewinnen, das haben wir gemacht, damit bin ich zufrieden", sagte Chrtiansky - und machte eine bedeutungsschwangere Pause. Dann kam das Aber.

Denn es war keine gänzlich ungetrübte Freude, und das lag am Spielverlauf. Zweieinhalb Sätze lang hatten die Alpenvolleys, quasi ohne Trainersohn Stefan Chrtiansky jr., der nach seiner Grippeerkrankung erneut lediglich einen Kurzeinsatz absolvierte, Düren fest im Griff. Hohes Risiko im Aufschlag und klug verteilte Pässe des vollständig von seiner Bänderverletzung genesenen Zuspielers Danilo Gelinski öffneten dem ehemaligen Dürener Rudy Verhoeff und seinen Kollegen Igor Grobelny und Bartosz Pietruczuk auf den Außenpositionen Räume, die sie sehr konsequent ausnutzten.

Am Wochenende ist das Derby gegen Herrsching. Die Hachinger könnten sich dort weiter absetzen

Anders als beim verpatzten Auftritt in Bühl vor zwei Wochen, nach dem Chrtiansky noch geschimpft hatte, dass "wir uns auswärts nicht so präsentieren dürfen", beendete das Team sein Zwischentief mit einer 9:2-Führung. Im zweiten Durchgang lagen die Alpenvolleys zwar zunächst 3:8 hinten, hatten Düren bis zum 12:12 aber schon wieder eingefangen und ließen den stark ersatzgeschwächten Gastgebern in der Schlussphase keine Chance. Auch im dritten Satz lagen die Alpenvolleys bereits 14:9 und 16:12 vorn, als sich das große Aber in den bis dahin perfekten Abend schlich.

Von 13:16 spielte sich Düren auf 18:17 in Front - mit drei Assen und einem wirkungsvollen Aufschlag. "Es war schade, dass wir da in der Annahme so gewackelt und Düren zurückgebracht haben, die waren schon fast am Boden", resümierte Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler. Chrtiansky fügte hinzu: "Wir haben ein bisschen Panik bekommen, weil wir vielleicht das Nachdenken darüber begonnen haben, dass wir 3:0 gewinnen können - und das war schlecht von uns."

Im vierten Satz wiederholte sich der Ablauf sogar noch einmal: Wieder führten die Alpenvolleys früh und deutlich, ließen Düren aber ab der Satzmitte vom Haken. Und so haderte Kronthaler mit dem Verpassen des Sprungs auf Platz vier, "weil wir zu aufgeregt waren" und "eigentlich zweimal straff Richtung drei Punkte unterwegs". Immerhin fing sich das Team im finalen Tiebreak, holte einen Vier-Punkte-Rückstand auf und nahm die aus Chrtianskys Sicht wesentliche Erkenntnis mit, "dass wir sowas schaffen können". So blieb trotz des Makels, die Halle mit gefühlt einem Punkt zu wenig verlassen zu haben, Zufriedenheit über "den Beweis, dass wir in dieser Liga wirklich im Bereich Platz drei, vier mitspielen", wie Kronthaler sagte.

Diese Selbstvergewisserung ist für den Neuling wichtig, schließlich war ein Großteil der Mannschaft vor Jahresfrist noch österreichischer Erstligist; so konkurrenzlos, dass sie vergessen hatte, wie man auf nationaler Ebene verliert. Am kommenden Wochenende steht nun das richtungsweisende Derby gegen Herrsching im Spielplan. Die Ausgangsposition ist hervorragend, um sich abzusetzen - wenn sie gewinnen.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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