Volleyball:Überwältigende Fröhlichkeit

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Sie haben gut lachen: Bei Grafings Volleyballern um Trainer Alexander Hezareh (li. Richard Hesse) ist wieder Zuversicht eingekehrt. (Foto: Christian Endt)

TSV Grafing beendet mit einem 3:0-Heimsieg seine eigene Niederlagenserie und stürzt den Rivalen Dachau noch tiefer in die Krise. ASV-Trainer Adrian Zoppelt verpasst das Zweitligaderby gegen seinen Ex-Klub. Tags darauf kassiert sein Team in Friedrichshafen gleich die nächste Pleite

Von Andreas Overath, Grafing

Vielleicht lag es auch daran, dass Alexander Hezareh einen sonnigen Tag beim Skifahren im Kaisergebirge verbracht hatte. Jedenfalls lief der Volleyballtrainer des TSV Grafing schon vor dem Beginn der Partie am Samstagabend sichtlich gut gelaunt über die Tribüne. Er lächelte den Zuschauern zu, scherzte kurz mit dem Schiedsrichter, klopfte dann Zuspieler Fabian Wagner aufmunternd auf den Rücken und nahm schließlich seinen Platz vor der Bank ein. "Ich wollte der Mannschaft von Anfang an ein positives Gefühl vermitteln", erklärte Hezareh seine Fröhlichkeitsoffensive nach dem Zweitligaderby gegen den ASV Dachau und wirkte dabei immer noch sehr vergnügt. Aus gutem Grund: In drei glatten Sätzen (25:18, 25:20, 25:19) hatte seine Mannschaft die Dachauer in der voll besetzten heimischen Jahnsporthalle besiegt und damit eine Negativserie von zuletzt fünf Niederlagen beendet.

Dass die Grafinger allmählich aus dem Winterschlaf erwachen würden, habe sich, so Hezareh, bereits angekündigt: "Wir haben schon im letzten Spiel gegen Fellbach gute Ansätze gezeigt. Das haben wir zwar verloren, aber zwei ordentliche Sätze gespielt und gemerkt: Es läuft wieder."

Wie wichtig das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist und was passiert, wenn es fehlt, zeigte sich auf Seiten der Dachauer, die ihre Nervosität über die gesamte Spieldauer nicht ablegen konnten. Schon im ersten Satz unterliefen ihnen mehrere Aufschlagfehler, die Annahmen wirkten oft fahrig, klar ausgespielte Angriffe waren selten. "Unser größtes Problem liegt derzeit im mentalen Bereich", analysierte Co-Trainer Torsten Schulz das Schwierigkeiten, in denen seine Mannschaft derzeit steckt. "Es ist ja nicht so, als hätten die Jungs auf einmal alles verlernt. Auch heute waren gute Ballwechsel dabei, die wir gewonnen haben." Schulz fiel die undankbare Aufgabe zu, die Derby-Niederlage zu moderieren, weil Cheftrainer Adrian Zoppelt fehlte: Er habe die Fahrt nach Grafing krankheitsbedingt nicht antreten können und verpasste somit ein Wiedersehen mit seiner alten Mannschaft, die er bis zum Mai vergangenen Jahres trainiert hatte. "Die Spieler brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, um zu merken, dass es eigentlich geht", sagte Schulz. "Dass sie es können, haben sie alle schon bewiesen."

Zoppelts Stellvertreter lobte aber auch den Gegner. "Grafing hat es geschafft, den Druck konstant hoch zu halten. Gerade über ihre starken Aufschläge. Damit sind wir, wie schon in den Spielen zuvor, auch heute nicht zurechtgekommen."

Der ASV Dachau, der noch vor der Saison eine Platzierung unter den ersten Fünf als Ziel ausgegeben hatte, sieht sich nach der sechsten Niederlage in Serie mit einer ungewohnten Situation konfrontiert. "Das ist für uns alle neu. Eigentlich sind wir seit Jahren eine etablierte Größe in der Liga, waren immer gutes Mittelfeld und haben auch mal oben angeklopft. Jetzt müssen wir schauen, dass wir nicht noch tiefer unten reinrutschen", sagte Schulz. Tags darauf folgte dennoch gleich eine weitere 0:3-Pleite: 13:25, 20:25, 17:25 in Friedrichshafen. Weiterhin trennt die Dachauer nur ein Pünktchen von einem Abstiegsplatz.

Während der ASV immer stärker unter Druck steht, konnten die Grafinger mit dem Sieg ihren Platz im Tabellenmittelfeld festigen und sehen dem Doppelspieltag am kommenden Wochenende optimistisch entgegen. "Stuttgart und Friedrichshafen sind zwei Teams, die hinter uns stehen. Und mit dem Gefühl von heute im Rücken bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch auswärts Punkte holen", erklärte Mittelblocker Konstantin Schmid, der wie Teamkollege Benno Voggenreiter Dachaus Annahme mit wuchtigen Aufschlagserien in große Schwierigkeiten gebracht hatte.

Auch Hezareh sah den couragierten Auftritt seiner Mannschaft als Initialzündung. "Wir haben heute einen wichtigen Schritt gemacht und wollen uns jetzt wieder nach vorne orientieren. Unser Saisonziel ist Platz sieben. An der Tabelle hat sich zwar vorerst nichts geändert, aber ich behaupte einfach mal, dass wir jetzt wieder eine Serie starten." Gerne sieht Hezareh seinen Tag auf der Piste als gutes Omen. "Das ist mir sehr recht", sagte er und fügte lachend hinzu. "Dann kann uns in den nächsten zwei Monaten nicht viel passieren." Neben seiner Tätigkeit in Grafing leitet Hezareh seine eigene Skischule.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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