Volleyball:Stille Wertanlage

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Igor Grobelny führt die Alpenvolleys Tirol/Haching zu einem 3:2-Erfolg in Lüneburg. Der 24-Jährige hat sich zum wichtigsten Angreifer entwickelt.

Von Julian Ignatowitsch, München

Wer zwei Spieltage vor Ende der regulären Volleyball-Saison auf die Tabelle schaut, der findet oben das bekannte Bild: Friedrichshafen und Berlin dominieren die Bundesliga, der Tabellenführer vom Bodensee thront ohne Niederlage über allen. Interessant wird es dahinter. Nur vier Punkte trennen den Vierten Düren vom Achten Bühl - und als Fünfter sind die bayerisch-österreichischen Alpenvolleys mittendrin im Kampf um die besten Playoff-Plätze. "So ausgeglichen und stark hätte ich die Bundesliga nicht erwartet", räumt Angreifer Igor Grobelny ein, der mit den Alpenvolleys sein erstes Jahr in Deutschland spielt. Grobelny wechselte im Sommer aus Polen zum Klub, der mit einer Wildcard antritt. "Man hat mir erzählt, es gebe drei, vier gute Mannschaften in Deutschland. Aber schnell habe ich festgestellt, dass es acht sehr gute Teams sind", erzählt er.

Da ist zum Beispiel der bayerische Rivale TSV Herrsching, gegen den die Alpenvolleys zweimal verloren haben, oder die SVG Lüneburg, die sie am Samstag gerade so mit 3:2 (21:25, 39:37, 21:25, 25:20, 15:9) besiegt haben. "Ein intensives Spiel", meint Grobelny. "Eines, in dem die Mannschaft wieder Charakter und Ehrgeiz gezeigt hat." Es war bereits das fünfte Tiebreak-Match in dieser Saison, vier davon gewannen die Alpenvolleys. Der Kampfgeist sei zu einer echten Stärke geworden, meint auch ihr Manager Hannes Kronthaler, der das transalpine Projekt mit den Standorten Innsbruck und Unterhaching initiiert hat. Und einer wie Grobelny stehe für die hohen Ziele, die man in den nächsten Jahren hier verfolge, so Kronthaler.

Der 24-jährige Grobelny hat sich zum wichtigsten Angreifer der Alpenvolleys entwickelt. Er hat die beste Erfolgsquote im Team, entsprechend wurde er bereits sieben Mal zum wertvollsten Spieler seiner Mannschaft gekürt. "Mittlerweile läuft es", sagt er. Wie hoch seine eigenen Ansprüche sind, merkt man, wenn er seine 22 Punkte aus dem Lüneburgspiel, die meisten des Teams, als "ganz okay" einordnet. "Ich kann noch besser spielen", sagt er.

Die Konkurrenz bei den Alpenvolleys im Außenangriff ist groß, in Bartosz Pietruczuk und Stefan Chrtiansky jr. stehen dort zwei weitere starke Spieler im Kader. Für den einzigen Deutschen Jonas Sagstetter und den einzigen Österreicher Niklas Kronthaler, den Managersohn, bleibt da kaum Einsatzzeit. Auch Grobelny, der einen belgischen und polnischen Pass besitzt, tat sich anfangs schwer. Meist war er nur dritte Wahl. "Ich war zu Beginn zu negativ und schnell frustriert", erklärt Grobelny, der nach außen sehr ruhig wirkt. Sein Trainer impfte ihm Selbstvertrauen ein. Vor allem mental habe er sich umgestellt: "Jetzt weiß ich, dass ich Fehler machen darf." Grobelny ist angekommen. Und bald wieder weg?

"Ich hoffe nicht", sagt Manager Kronthaler, der Grobelny unbedingt halten möchte. "Er ist für mich einer der besten Angreifer der Liga. Einer, der die Bundesliga irgendwann wohl verlassen wird." Die Stars wechseln nach Italien oder Russland, dort gibt es mehr Geld zu verdienen. Kronthaler hofft, dass Grobelny mit diesem Schritt aber noch wartet und seinen Vertrag bei den Alpenvolleys um zwei Jahre verlängert. Das würde auch zu den Ansprüchen des Vereins passen, der künftig in die Ligaspitze vorstoßen will. "Dazu müssen wir Platz fünf halten, um nächste Saison schon international spielen zu können", erklärt Kronthaler. Vieles hängt dann von den Zugängen ab. Das Dilemma: Die Alpenvolleys wollen mehr Deutsche und Österreicher, momentan haben sie nur zwei. Das Angebot an Topspielern ist hierzulande aber begrenzt, was die Suche schwierig macht.

Parallel dazu hoffen die Alpenvolleys für die Playoffs nun nach fünf Siegen aus den jüngsten sechs Spielen noch auf Platz vier und das entsprechende Heimrecht. Einen Wunschgegner fürs Viertelfinale haben sie auch: Düren. "Die haben wir zweimal geschlagen", sagt Kronthaler. Im Tiebreak natürlich.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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