Volleyball:Stecker gezogen

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Herrschings Volleyballer sind gegen den Spitzenklub Düren so chancenlos wie noch nie in dieser Saison. Überraschend ist das nicht, doch Trainer Hauser hat vor dem wichtigen Spiel in Dresden eine neue Großbaustelle: den Aufschlag

Von Sebastian Winter, Herrsching

Es lief der dritte Satz in der Nikolaushalle, die 810 Zuschauer waren an diesem Dienstagabend schon etwas desillusioniert, weil Herrschings Volleyballer in der Erstligapartie gegen Düren bislang keine, aber auch wirklich gar keine Chance gehabt hatten. Da rief der Hallensprecher beim Spielstand von 1:2 ins Mikrofon: "Max, mach mal das Licht aus."

Der Hallensprecher meinte nicht TSV-Trainer Max Hauser, sondern den Technikverantwortlichen. Und dieser sollte auch nicht die komplette Hallenbeleuchtung dimmen, womöglich um Düren zu verunsichern oder den leidgeplagten Fans in diesem einseitigen Schauspiel eine Pause zu gönnen. Er sollte einfach nur der schrill-roten Beleuchtung des Einlauftores den Stecker ziehen. Denn diese hatte manche Spieler geblendet. Bezeichnend war die Anweisung dennoch. Denn die Herrschinger Spieler hätten sich in manchen Momenten gerne in der Dunkelheit verkrochen. 0:3 (16:25, 16:25, 20:25) verloren sie das Spiel gegen Düren, nach nur 75 Minuten. "Eine peinliche Niederlage", so beschrieb Zuspieler Tobias Neumann das Duell später.

Dem TSV unterlaufen 17 Fehler im Service. Eine unterirdische Quote, mit der sich nichts gewinnen lässt

Es ist nicht so, dass sich der Aufsteiger Herrsching etwas ausgerechnet hat gegen die Dürener, die seit Jahren zur Ligaspitze zählen und kürzlich Meister Friedrichshafen bezwungen haben. Doch nach dem ersten Sieg in Coburg dachten sie am Ammersee schon, etwas mehr mithalten zu können. Das war aber nur zu Beginn der ersten beiden Sätze der Fall, und dann am Ende des dritten Satzes, als Düren nicht mehr so konzentriert spielte. Ansonsten war Herrsching in allen Bereichen unterlegen - und in einem ganz besonders.

Powervolleys nennen sich die Dürener, und genauso spielten sie auch. Mit mächtigen Aufschlägen setzte vor allem Außenangreifer Jan-Philipp Marks, der ehemalige Hachinger, Herrschings Annahme unter Druck. Allein ihm gelangen fünf Asse - den TSV-Spielern kein einziges. Sie machten allerdings 17 Aufschlagfehler, eine unterirdische Quote, mit der sich kein Spiel gewinnen lässt. Zumal ihr Service, wenn er denn kam, Dürens sichere Annahme fast nie vor Probleme stellte. Bezeichnenderweise beendete Marks das Spiel mit einem Ass. "Unser Aufschlag war einfach schlecht, wir sind in eine Fehlerspirale reingekommen", sagte Trainer Hauser.

Bediente Verlierer: MVP Florian Malescha, Zuspieler Tobias Neumann, Diagonalmann Daniel Malescha und Mittelblocker Roy Friedrich (v. li.). (Foto: Johannes Simon)

Sein Diagonalangreifer Daniel Malescha stand stellvertretend für die Misere, fünf seiner neun Angaben landeten im Netz oder Aus, auch im Angriff lief es nicht sehr gut für den 20-Jährigen, der vergangene Saison in Coburg noch so sehr überzeugte. "Ich tue mich noch schwer, es läuft überhaupt nicht rund", sagte Malescha, als er gerade beim Abbauen half und einen Netzpfosten in die Gerätekammer schleppte: "Es fehlt noch ein Aha-Erlebnis, der Knoten muss platzen." Luke Smith, der australische Nationalspieler, findet dafür allmählich seine Form, Roy Friedrich und Julius Höfer überzeugten ebenfalls. Und Maleschas Bruder Florian wurde nach seinem kurzen, aber überzeugenden Auftritt im dritten Satz zum MVP seiner Mannschaft gewählt. Es gab also auch Lichtblicke an diesem eher düsteren Abend für Herrsching. Auch in einem Element, das sich bislang als größte Schwachstelle im TSV-Spiel entpuppt hatte: die Annahme. Sie war "schon merklich verbessert im Vergleich zu den Vorwochen", sagte TSV-Libero Sebastian Prüsener, "nur haben wir deutlich zu wenig daraus gemacht. Wir müssen einfach noch mutiger spielen." Auch wenn das leicht gesagt ist gegen eine Mannschaft, die fast ausschließlich aus Vollprofis besteht.

Aber Düren ist auch nicht Herrschings Kragenweite und schon gar kein Maßstab für Hausers Team. Der Coach hatte die Partie ohnehin als "Trainingsspiel" für ein weitaus wichtigeres Aufeinandertreffen deklariert. Denn an diesem Samstag (17 Uhr) trifft der TSV auswärts auf Dresden. Die Sachsen sind punktloser Tabellen-Vorletzter, Herrsching Drittletzter, das Schlusslicht VC Olympia Berlin spielt als Stützpunktmannschaft außer Konkurrenz. Es ist also ein Treffen, bei dem es auch um eine Standortbestimmung im Abstiegskampf geht. "Ich bin mir sicher, dass wir dort besser aufschlagen", sagte Hauser. Herrschings Trainer hatte gar nicht so schlechte Laune nach dem Spiel. Denn am selben Tag hatte ihn die Nachricht ereilt, dass der TSV künftig zusätzliche Vormittagseinheiten in Seefeld abhalten kann. Nächste Lektion: Aufschlagtraining.

© SZ vom 06.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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