Volleyball:Frauen top, Männer Flop

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Zweitliga-Volleyball: Lohhof und München-Ost wollen künftig vorne mitspielen. Auch Grafing ist optimistisch - nur die Dachauer müssen auf ein Wunder hoffen

Von Sebastian Winter

Die Saison ist vorbei für die vier Volleyball-Zweitligisten aus der Region, die Bilanzen sind sehr unterschiedlich. Kurz zusammengefasst: Frauen top, Männer Flop. Während sich Lohhofs Volleyballerinnen auf Platz vier einreihten und Aufsteiger DJK München-Ost nach einer starken Rückrunde Fünfter wurde, landeten Grafings Männer auf Rang neun. Dachaus Volleyballer steigen gar in die dritte Liga ab. Zeit für eine Bilanz - und einen Ausblick in die nächste Spielzeit.

SV Lohhof

1, 7, 2, 5, 2: So lauteten die Platzierungen von Lohhofs Frauen in den letzten fünf Zweitliga-Jahren bis 2015. Immer holten sie neue Talente aus ihrer schier unerschöpflichen Nachwuchs-Quelle, oft klopften sie an der ersten Liga an, in der sie nach glamourösen Meistertiteln in den Achtzigern 2009/10 erstmals wieder ein kurzes Gastspiel gegeben hatten. Das Gastspiel endete nach einem einzigen Sieg am letzten Spieltag mit dem Abstieg - und der Erkenntnis, Erstliga-Abenteuer künftig lieber anderen Klubs zu überlassen. Lohhof selbst baut seither umso mehr auf den Nachwuchs, etabliert sich dort an der deutschen Spitze. Ganz nebenbei hat der Klub ein Mini-Internat gegründet und ist in eine neue Halle gezogen. Nur war die monatelang von Flüchtlingen belegt, weshalb Lohhof im Winter wieder ins Carl-Orff-Gymnasium umziehen musste. War dem Klub sogar recht, denn mit der neuen Arena fremdelt er noch (mäßige Akustik, mäßige Stimmung). Allerdings waren die Zuschauerzahlen im Schnitt schlechter als im Vorjahr, weshalb der Klub künftig auf die Eventschiene springt. Verletzungssorgen kamen hinzu, vor allem Kapitänin Marion Mirtl und Theresa Schieder waren gebeutelt.

Trotzdem hat es Lohhof in seinem alten Reich diesmal auf Platz vier geschafft, also mal wieder ins obere Tabellendrittel. Auch sonst herrscht Kontinuität. Trainer Jürgen Pfletschinger hat seinen Vertrag verlängert, unbefristet, "er fühlt sich sauwohl hier", sagt Lohhofs Abteilungsleiter und unermüdlicher Sponsorenjäger Matthias Kock. Er möchte den Kern der Mannschaft halten, auch Mirtl. Jedenfalls soll es nicht wieder so einen Aderlass geben wie im vergangenen Sommer, als sechs Leistungsträgerinnen Lohhof verließen. Gespräche laufen, auch sonst hat Kock "eineinhalb Seiten To-Dos". Mit dem Etat von "sicher über 100 000 Euro" wie Kock sagt, kann der Klub die kommende Zweitliga-Saison ohne größere Sorgen angehen. Die ersten drei Plätze sollen angepeilt werden - nur eben wohl wieder nicht der Aufstieg.

DJK Sportbund München-Ost

Der Serien-Aufsteiger aus dem Münchner Südosten sah im Herbst nach drei Spieltagen und drei derben Pleiten schon wie der allererste Zweitliga-Absteiger aus. Dass sich die Frauen von Bastian Henning in der Rückrunde ganz anders präsentieren würden, das hatte der Trainer schon bei der Saisonvorstellung gesagt. So kam es, die Münchnerinnen gewannen acht ihrer letzten neun Partien, landeten auf Platz fünf und fingen fast noch den Lokalrivalen Lohhof ab. Der hat inzwischen ziemlichen Respekt vor dem etwas südlicher gelegenen Konkurrenten, auch was den Kampf um künftige Spielerinnen angeht. Henning plant aber, "den Kader so zusammenzuhalten wie er war und mit Jugendlichen zu ergänzen". Ob die Beachvolleyball-Expertinnen Natascha Niemczyk und Sabrina Karnbaum auch kommenden Winter in der Halle spielen, ist jedoch fraglich. Ansonsten wird natürlich alles noch viel geiler in München, denn die ohnehin schon bestehende Kooperation mit Herrsching, dem erwiesenermaßen "Geilsten Club der Welt", soll vorangetrieben werden. Ob auch im privaten Bereich, wie bei Herrschings Zuspieler Tobias Neumann und DJK-Mittelblockerin Loraine Henkel, die ein Paar sind, will Henning (ist übrigens mit DJK-Diagonalspielerin und -managerin Rebecca Seiferth liiert) nicht verraten. Dafür sein Ziel für die kommende Saison: "Vorne mitspielen."

TSV Grafing

TSV-Manager und Lokalpolitiker Johannes Oswald hat gerade die Lizenz für eine weitere Zweitliga-Saison beantragt. Das hat auch Lokalrivale Dachau getan, es gibt nur einen Unterschied: Grafing bekommt sie, Absteiger Dachau ziemlich sicher nicht. Oswald ist "extrem zufrieden" mit der Saison: Die Grafinger sind zwar nur Neunte, haben aber mit ihrem neuen Trainer Alexander Hezareh viele Heimspiele gewonnen, und vor allem: Sie stehen vor Dachau, auch das war ein Ziel. Hezareh bleibt, allerdings geht ein ganz wichtiger Spieler: Mittelblocker Konstantin Schmid wird den Klub verlassen, weil er berufsbedingt nach Straubing zieht. Auch Zuspieler Christoph Senckenberg wird voraussichtlich nicht weitermachen, ihn zieht es wohl nach Südamerika. Auf diesen Positionen sucht Grafing also Spieler, vor allem sucht der Klub: einen Co-Trainer, der auch die zweite Mannschaft übernimmt. Und einen Reisebus für Auswärtsfahrten. Ansonsten sieht vieles rosiger aus als in den jüngsten drei, vier Jahren. Der Klub hat 10 000 Euro, fast ein Fünftel seines Zweitliga-Etats, in ein neues Bandensystem investiert, auf dem sich künftig Sponsoren präsentieren können. Und der Zuschauerschnitt ist auf 350 gestiegen. "Erfolg macht doch sexy", sagt Oswald - in seiner Funktion als TSV-Manager, nicht als Lokalpolitiker.

ASV Dachau

Tja, die Dachauer: 1995 und 1996 deutscher Meister und deutscher Pokalsieger. Und im Herbst 2016 Drittligist. Wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht durch Drittliga-Aufsteiger, die gar nicht aufsteigen wollen und Erstliga-Absteiger wie Coburg/Grub, die noch gar nicht wissen, wohin die Reise in die Tiefe geht - und Dachau eventuell doch noch einen Platz in der zweiten Liga ermöglichen. Am 2. Mai wissen sie in dieser Hinsicht mehr. Dachaus Planungen - vorerst für die dritte Liga - schreiten jedenfalls voran. Außenangreifer Torsten Pohl hört auf, Mittelblocker Jan Danielowski wohl auch. Und Dominic von Känel, das Mädchen für alles im Klub, wird wohl auch nicht weitermachen - als Mittelblocker. Dafür als Manager und eventuell Trainer der zweiten Mannschaft. Kapitän Sebastian Wenninger bleibt, auch beide Zuspieler, Libero Martin Carinelli und weitere Spieler haben zugesagt. Der Kern hält also trotz des Abstiegs zusammen. Dazu stoßen Talente wie Lukas Pfretzschner. Und natürlich ein neuer Trainer, der Adrian Zoppelt (ging im Februar vor dem Untergang) und den wackeren Torsten Schulz ersetzt. "Der Markt ist sehr leer", sagt von Känel. Wer weiß, ob das Mädchen für alles nicht zusätzlich den Bald-Drittligisten coacht. Ansonsten ist alles auf ein Ziel ausgerichtet: Sofortiger Wiederaufstieg.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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