Volleyball:Selbst das Ergebnis passt

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Grafinger Feinabstimmung: Hier diskutiert Benno Voggenreiter mit Trainer Alexander Hezareh. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zweitligist Grafing überzeugt im ersten Heimspiel gegen Hammelburg seine Fans

Von Fabian Swidrak, Grafing

Ziele sind in der modernen Sportkommunikation ein heikles Thema. Wer heute ausspricht, was er sich von der neuen Spielzeit erhofft, da sind sich die Heads of Public Relations und die Marketing Manager sicher, bekommt eines Tages die Quittung für diese Entgleisung, spätestens aber am Saisonende. Wer zu tief gestapelt hat, wird dann als unglaubwürdig abgestempelt. Zu optimistisch: hochgradig arrogant. Alexander Hezareh, der Trainer des Volleyball-Zweitligisten TSV Grafing, sagt deshalb: "Wenn wir Vierter werden und mehr drin war, sind wir enttäuscht. Wenn wir Vorletzter werden, weil die anderen Teams besser waren, sind wir zufrieden." Zahlen und Punktestände können am Saisonende nach Belieben gedeutet werden, ein Blick auf die eigene Umrechnungstabelle genügt. Hezareh aber sagt ohnehin: "Wir sind nicht ergebnisorientiert."

Glücklich war Grafings Trainer nach dem ersten Heimspiel am Samstag daher nicht nur, weil seine Mannschaft gegen die TV/DJK Hammelburg mit 3:1 nach Sätzen (25:20, 25:13, 22:25, 25:23) gewonnen hatte, sondern vor allem, weil es "ein super attraktives Spiel mit schnellen Ballwechseln" war, "für die Zuschauer toll", fand Hezareh. Und das ist es, was nach Meinung der Verantwortlichen in Grafing zählt. Vor der Saison hatten sie - die Heads of Public Relations und die Marketing Manager werden die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben - einen Schnitt von 500 Zuschauern als Ziel ausgegeben. Obwohl die Grafinger vor der Partie sogar Freikarten verteilt hatten, kamen offiziell letztlich nur 400 Zuschauer. "Es war ein langes Wochenende mit Feiertag, der FC Bayern hat zu Hause gespielt und Oktoberfest war auch noch", sagte Hezareh. Er sei deshalb "super happy mit der Kulisse" gewesen.

Umgekehrt werden auch die Zuschauer zufrieden gewesen sein. Die Grafinger präsentierten sich klar besser als bei der Aufaktniederlage in Schwaig (1:3) vor zwei Wochen. "Unsere Annahme war stark", lobte Hezareh. Sie habe Zuspieler Fabian Wagner viele Möglichkeiten gegeben und auch dazu geführt, dass der 27-Jährige zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt wurde. Außerdem sei die Aufschlagtaktik seiner Mannschaft voll aufgegangen. "Wir sind mehr Risiko gegangen, um den Gegner unter Druck zu setzen und ihn aus dem Konzept zu bringen", erklärte Hezareh. Vor allem Mittelblocker Christian Seitz brillierte beim Aufschlag. Im ersten Satz verwandelte er ein 5:4 in ein 10:4, aus einem 4:3 machte er ein 9:3 (Satz zwei) und aus einem 4:5-Rückstand eine 7:5-Führung (Satz drei). "Ich denke, es war das beste Spiel, das er gemacht hat, seit ich Trainer in Grafing bin", sagte Hezareh, der den Sieg seiner Mannschaft auch als Zeichen dafür wertet, dass die Liga in dieser Saison sehr ausgeglichen ist. Das Niveau sei höher als zuletzt. "Aber auch meine Mannschaft hat sich verbessert." Und das, obwohl in Konstantin Schmid, Yannick Beck und Christoph Senckenberg im Sommer gleich drei Leistungsträger den Verein verlassen haben. "Wir konnten die Jungs gut ersetzen", sagte Hezareh, der nun vor allem den schnellen Spielstil seiner Mannschaft konservieren und weiterentwickeln will. Auch um die Anhänger bei Laune zu halten. "Wenn die Zuschauer gut drauf sind, trägt das auch die Mannschaft."

Der vergleichsweise große Zuspruch in Grafing sei auch ein Bonus, den andere Teams in der Liga nicht hätten, sagt Hezareh: "Da spielen wir auch mal vor 100 oder 150 Zuschauern." Ob sich der spielerisch attraktive Sieg im ersten Heimspiel der Saison herumgesprochen hat, werden die Grafinger schon am Samstag (19 Uhr) merken, wenn die Oshino Volleys Eltmann in der Jahnsporthalle antreten, also der nächste unterfränkische Klub. Ohne Oktoberfest, ohne langes Wochenende und ohne Heimspiel des FC Bayern.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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