Volleyball:Schritt zurück

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Wieder nichts: Unterhachings Benjamin Thom (li.) müht sich umsonst gegen Dachaus Simon Pfretzschner, Dachau hält mit dem Sieg das Titelrennen offen. (Foto: Claus Schunk)

Die Volleyballer des TSV Unterhaching verpassen die zweite Chance zur Vorentscheidung in der Meisterschaft - und bleiben betont gelassen.

Von Marcel Bothe, Unterhaching

Mihai Paduretu verzieht keine Miene. 1:3 gegen Dachau verloren? "Wir sind immer noch da." Die zweite Niederlage in Folge, immer noch fehlen vier Punkte zum Aufstieg? "Das war ein Schritt zurück, aber wir haben ja noch zwei Spiele." Diesen Mann scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. Er hat ja auch schon einiges erlebt mit dem TSV Unterhaching, dem er als Geschäftsführer dient.

2014 hatte sich der Verein aus der ersten Liga zurückgezogen, doch so steil der Sturz in die fünftklassige Landesliga auch war - ähnlich steil ging es seither bergauf. Über die Bayernliga und Regionalliga folgte schnell der Aufstieg in die dritte Liga - und auch die soll nur eine Zwischenstation sein. Auch wenn Paduretu Dinge sagt wie: "Wir müssen erst unsere Spiele spielen, dann planen wir." Gelassene Worte, aus denen die Gewissheit spricht, dass es im nächsten Spiel gegen den Letzten Kempfenhausen geht. Überhaupt gibt sich Paduretu sehr entspannt. Wie die Sponsorensuche aussehe, vor allem mit Blick auf die zweite Liga? "Wir suchen immer Sponsoren." 2014 war der Hauptsponsor Generali abgesprungen, es folgte der Rückzug aus dem Profisport. Anfang 2017 präsentierte man immerhin im Stromnetzbetreiber Bayernwerk einen Namensgeber für die Arena am Utzweg.

Die Niederlage gegen Dachau ist für Paduretu schnell abgehakt, es gibt ja auch einiges zu tun: Am Sonntag waren die bayerischen Meisterschaften der U20-Junioren am Utzweg, es geht weiter, immer weiter, Ablenkung tut gut. Hachings Spielertrainer Dejan Stankovic verfällt derweil in einen ähnlichen Duktus: "Dachau wollte den Sieg mehr. Aber es geht weiter."

Bislang war Unterhaching recht souverän durch die Liga marschiert, in 19 Spielen setzte es nur zwei Niederlagen. Die wiederum wurden von der Mannschaft offenbar nicht als Rückschläge interpretiert: Dem 2:3 gegen den Verfolger VC Gotha am vierten Spieltag waren sieben Siege gefolgt, das 0:3 gegen die VGF Marktredwitz zum Rückrundenauftakt konterte Unterhaching mit sechs Siegen in Serie - einem 3:0 gegen Gotha inklusive. Eigentlich ein gutes Omen für die restlichen vier Spiele, doch die ersten beiden Chancen blieben bekanntlich ungenutzt. Dem 2:3 gegen die Neuseenland-Volleys Markkleeberg in der Vorwoche folgte nun also die doch recht deutliche 1:3 (24:26, 25:21, 14:25, 20:25)-Heimniederlage gegen den ASV Dachau. Und die Frage, warum es dem TSV kurz plötzlich nicht mehr gelingt, aus Rückschlägen positive Energie zu ziehen? "Ich kapiere das auch nicht", rätselt auch Trainer Stankovic, "wir trainieren immer super." Vielleicht liege das Problem auch in der Vormachtstellung seines Teams: "Jede Mannschaft ist sehr motiviert gegen uns. Wir sind so etwas wie das Bayern München der dritten Liga."

Der Spielertrainer selbst geht mit seinen mittlerweile 46 Jahren auf dem Feld stets mit gutem Beispiel voran. So wie zum Ende des zweiten Satzes, als Unterhaching den ersten Satzball vergeben hat. Nach dem Verlust des ersten Durchgangs ist dieser zweite Durchgang umso wichtiger, der 0:2-Satzrückstand würde bedeuten, dass nur noch maximal zwei Punkte für die Tabelle möglich sind. Deren drei gibt es nur bei einem 3:0- oder 3:1-Sieg. Also mahnt Stankovic seine Mitspieler zur Ruhe, nimmt den Dachauer Aufschlag gekonnt an und verwertet schließlich zum 25:21 selbst. Bei der Annahme wirkt der Außenangreifer wie ein Magnet, immer wieder fängt er Dachaus Aufschläge ab. Doch auch dem gebürtigen Serben gelingt nicht alles, selbst ihm rutschen einige scheinbar leichte Bälle über die Hände.

Letztlich sollte es an diesem Tag nicht reichen, trotz aller Bemühungen. Stankovic bleibt trotz der Niederlage betont zuversichtlich. Ob er immer noch vom Aufstieg ausgehe? "Logisch." Wenn es so weit kommen sollte, woran im Hachinger Lager niemand zu zweifeln scheint, wird der Serbe aber nicht mehr spielen: "Das ist dann vorbei. Ich bin zu alt."

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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