Volleyball:Premiere in Delitzsch

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„Toller Teamtyp“: So bezeichnet Trainer Alexander Hezareh Rückkehrer Dominik Stork (Aufnahme von 2010). (Foto: Andreas Liebmann)

Grafings Zweitliga-Volleyballer klettern auf Rang zwei. Beim ersten Sieg im neuen Jahr kommt Rück­kehrer Stork zum Einsatz.

Von Sebastian Winter, Grafing

Sie machen einfach so weiter wie im vergangenen Jahr, Grafings in dieser Saison so erstaunliche Volleyballer. Am Samstag bezwangen sie im ersten Spiel 2018 auswärts den GSVE Delitzsch mit 3:1 (26:24, 25:27, 25:23, 25:23) - und feierten im nördlichen Sachsen gleich drei Premieren. Zum ersten Mal überhaupt sammelten sie drei Punkte in Delitzsch ein, der hart erkämpfte Sieg war erst der zweite im 17. Spiel gegen den bisherigen Angstgegner. Außerdem ist Grafing durch diesen Erfolg zum Hinrundenabschluss auf Tabellenplatz zwei vorgerückt, punktgleich mit dem Dritten Eltmann und nur einen Zähler hinter Spitzenreiter Schwaig. "Es läuft halt saugut. Wir sollten das einfach genießen", sagt TSV-Manager Johannes Oswald. Zum Dritten war ein Spieler im Kader, der vor fast sieben Jahren letztmals das Grafinger Trikot getragen hat: Dominik Stork.

Immerhin zu zwei Kurzeinsätzen kam der 26-Jährige in Delitzsch, das Spiel gewannen andere wie der ebenfalls gut zwei Meter lange Julius Höfer. Stork muss sich erst wieder akklimatisieren, spielerisch nach einer langen Pause, aber auch in seiner Heimat, weil er gerade zehn Monate auf Weltreise war. "Ich sehe mich erst einmal in einer Ersatzrolle", sagt der Maschinenbau-Student, der konkret den schwer am Knöchel verletzten Tim Noack als zweiten Diagonalspieler hinter dem stark spielenden Michael Zierhut ersetzen soll.

Dass Stork, das einst hoch gehandelte Grafinger Talent, wieder zurück ist im Kader, ist auch ein Signal. Er passt ins Gefüge, kennt fast alle seine Mitspieler noch von früher, Trainer Alexander Hezareh bezeichnet ihn als "tollen Teamtypen", der den TSV in- und auswendig kennt. Mit seinem Heimatverein ist er 2010 in die zweite Liga aufgestiegen und dort ein Jahr später vor seinem Abschied Dritter geworden. Grafing und Stork, das ist aber auch eine kleine Verlorener-Sohn-Geschichte, die ihn 2011 vom TSV hinaus in die USA, nach Hamburg und seit vergangenem Februar 2017 fast ein Jahr lang nach Südostasien und Südamerika führte. 2011 bekam der Abiturient ein Volleyballstipendium in den USA, er studierte am und spielte fürs Pasadena College im Großraum Los Angeles. Im Sommer 2012 ging er dann nach Hamburg an den Beachvolleyball-Stützpunkt, die Sandvariante hatte ihn schon immer gereizt. "Ich wollte sehen, wie weit ich komme", sagt Stork, der 2010 bereits Dritter bei der U19-Weltmeisterschaft in Porto und 2012 Dritter der U21-WM in Halifax gewesen war. Er reiste für Turniere quer durch Deutschland und Europa und qualifizierte sich 2014 immerhin für die deutsche Meisterschaft, wo er allerdings nur 13. wurde. Kurz danach brach er mit seinem Sport, nun auch im Sand. "Ich bin nicht voll dahinter gestanden", sagt Stork heute, "es war mein Hobby", und je mehr Zeit er investierte, desto öfter befiel ihn das Gefühl, dass der Spaß auf der Strecke blieb. Er fühlte sich ausgebrannt. Stork studierte von da an "nur" noch in Hamburg, machte seinen Bachelor in Maschinenbau - und erfüllte sich nach dem erfolgreichen Abschluss Anfang 2017 einen Lebenstraum.

Die Weltreise führte ihn nach Laos, Vietnam, Kambodscha, auf die Philippinen, nach Thailand, Myanmar, Indonesien und Malaysia. Auch Südamerika bereiste er: Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien. Mal war er alleine, mal mit anderen Travellern unterwegs, mal mit Freunden aus der Heimat. Stork sah Vulkane auf Lombok, Salzwüsten in Bolivien, und Medellin, die "Stadt des ewigen Frühlings". Erst kurz vor Weihnachten kam er nach Grafing zurück aus einer Welt voller Erlebnisse.

Nun ist Alltag, dreimal Training pro Woche plus Krafteinheiten, zudem möchte er den Master an der TU München machen. Stork gefällt es, zurück zu sein, pünktlich vor dem Derby in Unterhaching am Sonntag. Dem TSV auch: "Es sieht immer noch ein bisschen wild aus, was er da macht", sagt Manager Oswald, "aber es ist unfassbar erfolgreich."

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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