Volleyball:Kanadier aus Lakkapää

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2,06 Meter groß, 104 Kilo schwer, Träger schweren Halsschmucks: Herrschings Zugang Andre Brown. (Foto: Bildbyran/imago)

Andre Brown wird neuer Mittelblocker bei Herrschings Volleyballern. Zwei Nationalspieler wollen offenbar bleiben.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Es ist eigentlich ein ganz normaler April für Herrschings Volleyballer, in dem sie sich von den Strapazen der Saison erholen sollen - und doch nicht erholen können. Jedenfalls die Verantwortlichen nicht, die einen vollen Terminkalender haben. Und doch ist dieser April noch ein wenig stressiger, weil unwägbarer als in den Vorjahren. Kaderplanung, Hallenplanung, Finanzplanung: Diese drei Themen stehen ganz oben auf der Agenda des Klubs, der vergangene Saison so gut wie nie dastand, im Playoff-Viertelfinale und Pokal-Halbfinale. In allen drei Punkten ist viel im Fluss, Trainer, Manager und Spieler hielten sich zuletzt sehr bedeckt. Immerhin gibt es bei manchem Spieler nun klarere Tendenzen - und die Unterschrift des ersten Zugangs für die neue Saison.

Nach SZ-Informationen handelt es sich hierbei um den Kanadier Andre Brown, einen 2,06-Meter-Hünen, 104 Kilogramm schwer, der beim finnischen Klub Team Lakkapää zuletzt zum besten Mittelblocker der Liga avancierte und davor beim südschwedischen Erstligisten Örkelljunga spielte. Die Herrschinger hatten frühzeitig ihr kleines, aber feines Spielervermittler-Netzwerk aktiviert und via Skype, Telefon, Mail und Facebook mit Brown kommuniziert. Sie mussten sich schnell entscheiden, sonst wäre der 26-Jährige rasch von einem anderen Klub verpflichtet worden.

Bei Strohbach und Tille "stehen die Zeichen auf Verbleib"

Brown, in Mississauga am Ontariosee beheimatet und am Humber College in der benachbarten Metropole Toronto ausgebildet, trägt offensichtlich jenes Selbstbewusstsein in sich, das auch seinen neuen Klub auszeichnet. Bei Twitter präsentiert er sich jedenfalls mit nacktem Oberkörper und einer nicht gerade zierlichen Silberkette um den Hals. Der Profi stößt voraussichtlich im September zur Mannschaft. Er ist ein Wunschspieler Herrschings, das zuletzt vor allem im Block Probleme und kaum Alternativen hatte. In Roy Friedrich ist zudem der erfahrenste und beste Spieler auf dieser Position zurückgetreten, die allerdings nicht zu den wichtigsten gehört.

Zuspieler Patrick Steuerwald, Außenangreifer Tom Strohbach und Libero Ferdinand Tille bilden das Schlüsseltrio des TSV, allesamt Nationalspieler und zuletzt auch von Unterhaching umworben. Jenem Klub also, dessen Wildcard-Antrag die Volleyball-Bundesliga an diesem Freitag in ihrer Vorstandsklausur auf der Tagesordnung hat. Es sieht aber ganz danach aus, dass keine der drei großen Herrschinger Säulen nach Unterhaching wechseln wird. Bei Strohbach und Tille "stehen die Zeichen aber auf Verbleib", wie TSV-Marketingmanager André Bugl der SZ sagte. Bei Steuerwald, dem neuen Co-Trainer der österreichischen Volleyball-Männer, ist es offenbar komplizierter. Der Spieler Steuerwald sondiert noch Offerten weiterer Klubs, dem Vernehmen nach tendiert aber auch er nicht nach Unterhaching.

In Strohbach und Tille würden, wenn es so kommt, immerhin zwei TSV-Säulen bleiben und dem Team im Verbund mit Brown eine starke Grundstruktur geben. Falls Steuerwald tatsächlich geht, bräuchte der Klub aber einen adäquaten Zuspieler, was nicht einfach wird. Offenbar haben sie aber schon einen möglichen Ersatz im Auge. Außerdem fehlt den Herrschingern noch der wichtige Diagonalmann. Der US-Amerikaner Matt Tarantino wird auch aus familiären Gründen nach seinem einjährigen Gastspiel wohl nicht wieder an den Ammersee zurückkehren. Einen weiteren Außenangreifer brauchen sie auch, da Julius Höfer und Florian Malescha künftig ihren Fokus noch mehr auf den Beruf legen. Die Kaderplanung gewinnt dennoch an Konturen, zudem ist Herrsching mit zwei "vielversprechenden" Sponsoren in Kontakt, wie Teammanager Fritz Frömming berichtet, "von denen einer schon zugesagt hat". Namen möchte er noch nicht preisgeben.

Auch das Hallenthema begleitet sie weiter, jene neue Arena, die zur Saison 2020/21 in Herrsching stehen soll. In einer nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung wurde am Montag über mögliche Grundstücke und die Finanzierung debattiert, der Gemeinderat muss nun beschließen, ob das Thema weiter verfolgt wird. Von einem "positiven Gefühl" berichtet Frömming, der ansonsten zum Schweigen verpflichtet ist. Und so warten sie gespannt, auch auf Freitag, wenn sich entscheidet, ob Unterhaching tatsächlich die Wildcard bekommt.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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