Volleyball:Kader von Welt

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Einer von vier Brasilianern im deutsch-österreichischen Pilotprojekt: Douglas Duarte Da Silva, 33, champions-league-gestählt. (Foto: imago/GEPA pictures)

Die Hypo Tirol Alpenvolleys stellen ihre Mannschaft vor - die beweist, dass der per Wildcard aufgestiegene Erstligist eine starke Rolle spielen dürfte. Allerdings sind im Team gerade mal zwei Hachinger.

Von Sebastian Winter, Unterhaching

Sieben Wochen sind keine lange Zeit, um einen Erstliga-Kader zu bauen. In keiner Sportart. Doch genau sieben Wochen, nachdem sie die Wildcard der Volleyball-Bundesliga (VBL) zugesprochen bekamen, steht der Kader der Hypo Tirol Alpenvolleys.

Jener Innsbrucker Mannschaft also, die noch vor ein paar Monaten Österreichs höchste Spielklasse recht gelangweilt dominierte; und die nun mit ebendieser Wildcard in der sportlich, finanziell und vermarktungstechnisch weitaus interessanteren Bundesliga antritt. Als Kooperationspartner des emporstrebenden TSV Unterhaching, der nun quasi als Steigbügelhalter fungiert - denn ausländische Klubs dürfen laut der Statuten keine Wildcard beantragen. Ein wenig paradox ist die Situation ja ohnehin, denn die VBL wollte eigentlich überhaupt keine ausländischen Vereine, sondern wirtschaftskräftige Standorte in Deutschland in ihr nicht gerade üppig bestücktes Oberhaus locken. Wie die Liga mit dem - auf drei Jahre angelegten - allerersten Volleyball-Projekt dieser Art zurechtkommt, das dürfte noch einige Spannung erzeugen.

Abgesehen davon kann sich der Kader der Alpenvolleys sehr gut sehen lassen. Im Tschechen Marek Beer, den drei Brasilianern Pedro Frances, Lucas Provenzano de Deus und Douglas Duarte Da Silva, dem Slowaken Stefan Chrtiansky junior und dem Tiroler Niklas Kronthaler bleiben Österreichs Meister im deutschen Oberhaus sechs Stützen erhalten. Außenangreifer Stefan Chrtiansky, der Sohn des künftigen, gleichnamigen Trainers der Alpenvolleys, gilt mit seiner in Italien und Frankreich gemachten Auslandserfahrung als Schlüsselfigur. Fast alle der Genannten haben schon in der Champions League gespielt.

Aus Unterhaching stoßen nur zwei Spieler hinzu: Zum einen der bulgarische Zuspieler Georgi Topalov, der mit dem TSV vor drei Monaten in die zweite Liga aufgestiegen ist. Zum anderen Jugendspieler Jonas Sagstetter, der mit Unterhaching im Juni deutscher U20-Meister geworden war und in der Halle letzte Saison noch für das Volleyball-Internat Frankfurt in der zweiten Liga spielte. Bei Sagstetter müsse man laut Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler sehen, wie er sich entwickelt.

Möglicherweise kommt der mit 18 Jahren Jüngste im Kader auch erst einmal in Unterhachings Zweitliga-Team zum Einsatz. Wohnen und trainieren wird der U21-Nationalspieler, der einst für den ASV Dachau ans Netz ging, wie alle anderen allerdings in Innsbruck. Genauso wie Juan Pablo Moreno Mosquera, 20-jähriges Talent aus Kolumbien, der gleich einen Dreijahres-Vertrag bekam, und den Kronthaler als "heiße Zukunftsaktie" bezeichnet. Neben diesen weitaus jüngsten Zugängen kommen starke Neulinge aus aller Welt ins Team. Bekanntester Mann ist wohl der kanadische Diagonalspieler Rudy Verhoeff vom deutschen Erstligisten Düren, WM-Siebter, Olympia-Fünfter, damit ist schon Vieles über seine Qualitäten gesagt.

Ein weiterer Brasilianer als Zuspieler, ein Belgier, ein Slowake und ein Pole vervollständigen die Zehn-Nationen-Mannschaft. "Wegen der fehlenden Zeit ist es uns nicht gelungen, mehr deutsche und österreichische Spieler zu gewinnen", sagt Kronthaler: "Aber wir haben einen guten Kader zusammen, dessen Idealziel Platz fünf ist. Wenn wir Vierter werden, sagen wir auch nicht Nein." Auch Alpenvolleys-Sportdirektor Mihai Paduretu, der den Kader mit den Innsbruckern zusammenstellte, ist zufrieden: "Es ist kein Superstar dabei, aber ein ausgeglichener Kader mit einer starken Bank."

Fest steht: Alle Spieler sind Profis, sie bekommen in Innsbruck Wohnungen gestellt. Paduretus Sohn Eric spielt übrigens, wie am Dienstag bekannt wurde, künftig in Unterhachings Zweitliga-Team, das als Perspektiv-Mannschaft für den Nachwuchs ausgerichtet ist. Am 15. Oktober starten die Alpenvolleys in Friedrichshafen in ihre Saison, das erste Heimspiel ist sechs Tage später in Innsbruck gegen Bühl. Nur drei der zehn Heimspiele in der Normalrunde finden in Unterhaching statt.

"Alle sind bereit, Geschichte zu schreiben!" Dieser Satz steht in der Alpenvolleys-Pressemitteilung. Die Österreicher neigen nicht zum Understatement.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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